Es scheint auf der Insel Mainau auf den ersten Blick ein ganz normaler Oktobernachmittag zu sein: Besucher laufen bei strahlendem Sonnenschein durch den Park, genießen das warme Wetter und machen Fotos von Bäumen, die in herbstlichen Farben erstrahlen. Doch vor dem Barockschloss herrscht Aufregung. Ein Zaun ist aufgestellt, Schaulustige haben sich bereits dahinter positioniert, um sich einen guten Platz zu sichern: Königin Silvia von Schweden wird auf der Mainau erwartet.
Christina Hoss ist dafür extra aus Wildberg (Landkreis Calw) angereist. Schon einige Male hat sie Königin Silvia getroffen. Sie ist ein großer Fan des schwedischen Königshauses: „Seit ich 14 Jahre alt bin, verfolge ich das Leben der Königin.“ Bei einem Besuch der 79-jährigen Monarchin, einer gebürtigen Heidelbergerin, vor knapp 20 Jahren auf der Mainau hatte Hoss die Gelegenheit, persönlich mit ihr zu sprechen. „Ich bin gespannt, ob sie sich heute auch die Zeit dafür nehmen wird.“
Der Anlass für den Besuch der schwedischen Königin am Bodensee an diesem Mittwoch hat weiße Blüten und ist 80 Zentimeter hoch gewachsen – es ist eine Rose. Die Königin wird sie bei einem feierlichen Festakt taufen. Das passiert für einen guten Zweck: Ein Teil des Verkaufs der Rose wird an die Mentor Stiftung gespendet. Die Mentor Stiftung ist eine gemeinnützige Organisation, die sich für junge Menschen einsetzt.
Die Dachorganisation Mentor International wurde 1994 von Silvia von Schweden und der Weltgesundheitsorganisation gegründet. Der Sitz der Mentor Stiftung Deutschland befindet sich auf der Insel Mainau. Mit der Vorsitzenden verbindet die Königin außerdem eine familiäre Beziehung: Bettina Gräfin Bernadotte ist die Großcousine des schwedischen König Carl XVI. Gustaf.

Bevor die royalen Fans an diesem Nachmittag einen Blick auf Bettina Gräfin Bernadotte und Königin Silvia erhaschen können, müssen sie viel Geduld mitbringen. Eine halbe Stunde später als angekündigt betritt die schwedische Monarchin schließlich den Hof vor dem Barockschloss. Jetzt wird es hektisch: Die Schaulustigen schwenken kleine Versionen der schwedischen Fahne, Handys werden gezückt.

Gemeinsam mit Gräfin Bettina spricht Silvia zunächst mit den zahlreichen Medienvertretern, die auf die Mainau gekommen sind. Zuhören sei in diesen schwierigen Zeiten besonders wichtig, so die Monarchin. Die 79-Jährige hat selbst drei Kinder und inzwischen acht Enkelkinder. „Sprechen Sie mit den Kindern, lassen Sie sie nicht allein.“

Dann tritt die Königin zu den Fans. „Hallo, grüß Gott“, grüßt sie die Menge, winkt den Schaulustigen zu. Zehn Minuten später ist Silvia im Palmenhaus verschwunden. Dort nimmt sie an einer Veranstaltung der Mentor Stiftung teil. Einige Schaulustige haben es geschafft, ein paar Worte mit der Königin zu wechseln.
Achim und Erna Kapelle haben ihr ein Präsent aus der eigenen Schokoladenmanufaktur überreicht. Dafür sind sie aus der Nähe von Hannover angereist. „Wir haben für den heutigen Anlass eine Rosenschokolade mitgebracht“, sagt Achim Kapelle. Und ergänzt: „Es war schön, die Königin zu sehen.“
Am Abend sind prominente Gäste zur Taufe der Rose eingeladen. Moritz Ritter ist der Enkelsohn des Gründers von Ritter Sport, der bekannten Schokoladenmarke im quadratischen Format. Er ist Gründungsstifter und stellvertretender Vorsitzender im Stiftungsvorstand. Der Vorsitzende Geschäftsführer der Drogeriekette dm, Christoph Werner, ist als Freund der Familie Bernadotte und Unterstützer der Stiftung ebenfalls gekommen.
Dann treten Königin Silvia von Schweden und Bettina Gräfin Bernadotte im Wappensaal des Barockschlosses noch einmal vor die Presse. Unter dem Blitzlichtgewitter dutzender Fotografen posieren sie gemeinsam mit weiteren Vertretern des deutschen Adels. Dazu zählt etwa Georg Friedrich Prinz von Preußen. Danach kann die Taufe der Rose endlich beginnen.