Führen russische Truppen Krieg in der Ukraine mithilfe deutscher Technik? Anfang der Woche nährte ein Twitter-Post entsprechende Spekulationen. Am Montag teilte der Vize-Digitalminister der Ukraine, Kostiantyn Koshelenko, mit, bei der Untersuchung von gepanzerten Fahrzeugen der russischen Streitkräfte eine ganze Reihe deutscher Bauteile gefunden zu haben.
Sowohl in Panzerwagen des Herstellers Gaz als auch in mit Pantsir-Raketen bestückten Trucks habe man Teile der deutschen Automobilzulieferer Bosch, ZF, Danfoss und Mann+Hummel gefunden. Bereits einige Stunden zuvor hatte der ukrainische Außenminister Dmytro Kuleba in der Fernseh-Show „Anne Will“ unter anderem Bosch scharf angegangen. Der Stuttgarter Zulieferer habe „über Jahre Teile fürs russische Militär geliefert“ und die Streitkräfte so befähigt, in der Ukraine Krieg zu führen.
Scheider betont, man halte sich an Bestimmungen
Bosch hat mittlerweile gegenüber der „FAZ“ bestätigt, dass in Fahrzeugen Bauteile des Konzerns eingebaut worden sind. Diese seien aber „nicht von Bosch an den Fahrzeughersteller geliefert“ worden. Auch ZF-Chef Wolf-Henning Scheider hat sich nun geäußert. „Wir haben keinerlei Erkenntnisse, dass es Teile von ZF in russischen Militärfahrzeugen gibt, oder dass wir sie zugeliefert haben“, sagte Scheider. Seit 2014 – damals annektierte Russland die Krim – halte man sich strikt an Sanktionsbestimmungen.
Seit 2005 betreibt ZF mit dem Truck-Bauer Kamaz ein Gemeinschaftsunternehmen in Russland mit rund 500 Mitarbeitern. Die Teileversorgung aus Deutschland ist mittlerweile eingestellt. In Russland werde nicht mehr produziert, sagte Scheider. Die Chancen, dass man an dem Unternehmen festhalte, sollte sich der Konflikt verfestigen, bezeichnete er als „gering“.
Gemäß früherer Aussagen von ZF existiert eine Vereinbarung mit dem ZF-Partner Kamaz, dass deutsche Bauteile in Russland nur in zivilen Nutzfahrzeugen – etwa Baumaschinen – zum Einsatz kommen. Wie das kontrolliert wird, ist aber unklar.