Der Port 25 ist einer der Ausstellungsorte des Fotofestivals Mannheim-Ludwigshafen-Heidelberg. Die erst im Juli eröffnete funktionell gestaltete neue Stadtgalerie mit kahlem Boden, Sichtbeton und Glaswänden lässt der Kunst den Vortritt. Die Arbeit der israelischen Künstlerin Ilit Azoulay kann hier eine vereinnahmende Wirkmacht entfalten. „Shifting Degrees of Certainty“ besteht aus 85 Bildern in speziell gefertigten Rahmen, in der sie in einer Mischung aus Fotografie und Scan gesammelte Objekte und architektonische Fragmente festgehalten hat. Und zu jedem einzelnen Bild liefert ein Audioguide detaillierte Informationen.

Wie sich die Einzelteile der Installation ihrerseits als Fragmente zu einem Gesamtbild ordnen, lässt sich vermutlich nur im Museum und nicht in einer gedruckten Abbildung erfahren. Weiter werden in Port 25 Themen erörtert, die in der Öffentlichkeit wenig bekannt oder tabuisiert sind, wie Aufnahmen von Tierversuchen (Hans Danuser), vom Eigenleben der Maschinen in Forschungslabors (Simone Demandt) katastrophensicherer Lagerung von Samen, Saatgut und Daten in der Arktis (Yann Mingard) oder zu Papierbündeln geschnürten, raumsprengenden Aktenberge in Indien (Dayanita Singh).

Der diesjährige Kurator Urs Stahel, zuvor langjähriger Leiter des Fotomuseums in Winterthur, hat prekäre und fragile Lebensbereiche unserer Gesellschaft zum Inhalt der Schau gemacht. Er suchte Fotokünstler, die einen investigativen und politischen Anspruch verfolgen. 50 Fotografen und Künstler aus 18 Ländern hat er zusammengetragen, die mit gut 1000 Fotografien insgesamt 7 Museen und Kunstvereine der Großregion bespielen. Jedes Haus behandelt ein bestimmtes Unterthema: Port 25 verhandelt unter dem Titel „Wissen, Ordnung, Macht“ Verflechtungen der Wissensgesellschaft, das Wilhelm-Hack-Museum in Ludwigshafen thematisiert Veränderungen der Industriegesellschaft unter „High-Tech, Logistik & Migration“ und der Kunstverein Ludwigshafen präsentiert unterschiedliche Formen der „Gewalt und Zerstörung“. Die Installationen, Videoarbeiten und dokumentarischen Ansätze erklären sich oft nicht selbst. Wer die vielschichtigen Darbietungen verstehen möchte, sollte Zeit mitbringen und das großzügige Angebot an Begleitveranstaltungen nutzen. Während des Bildvortrags von Azoulay erfuhr man, wie sie auf die Fundstücke stieß, was sie daran faszinierte und auf welch verschlungenen Wegen sie die einstige Bedeutung der Objekte erkundete.

Dem zum sechsten Mal stattfindenden Festival sind viele Besucher zu wünschen. Dem Besucher ist zu wünschen, dass er Momente erhascht, die einen unverstellten Blick auf so außergewöhnliche Werke wie jenes von Azoulay ermöglichen.

Noch bis zum 15. November. Infos zu den Eintrittspreisen, Veranstaltungen und Katalog im Netz unter

www.fotofestival.info