Um einen Baggersee badetauglich zu machen, muss auch mal unter Wasser gemäht werden. So fuhr neulich ein Mähboot über den Giesen in Linkenheim-Hochstetten (Landkreis Karlsruhe): vorne mit vielen Zähnen des Schneidwerks, hinten mit Schleppsensen am Boden. Dort, wo es seine Runden gezogen hatte, stieg allerhand Grünzeug auf.
Fuhre für Fuhre sammelte ein Räumboot die Pflanzen ein und brachte sie ans Ufer. Beeindruckende Mengen kamen zusammen. „Ein Sammelsurium aus Laichkraut, Hornkraut und Armleuchteralgen“, analysierte Peter Pramann, der Umweltbeauftragte der Gemeinde.
Pflanzen sind ungefährlich
Die Pflanzen sind an sich ungefährlich, wuchern aber im flachen Einstiegsbereich – und verprellen viele Menschen.
„Panik und Entsetzen können den Ahnungslosen überkommen, wenn diese Gewächse den Körper streifen oder sich um seine Arme, Schultern und Beine legen und ihn festzuhalten drohen“, heißt es dazu bei der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).
Geschieht das in tieferen Gewässern, empfehlen die Fachleute, sich in Rückenlage zu drehen. Die sei sehr dicht an der Wasseroberfläche. So könne man aus dem bewachsenen Bereich schwimmen.
Gänsekot, Kronkorken und Zigarettenstummel am Ufer
Es war die erste Mähboot-Aktion im Baggersee Giesen, wie Pramann sagte. Wenn dieser eine komplette Badesaison von Mai bis September von allzu lang werdenden Wasserpflanzen freigehalten werden soll, dürften zwei Einsätze nach seiner Einschätzung nicht reichen. Ansonsten ragt das Grün durchaus auch mal an die Luft. Immerhin: Gänse fressen von oben ein gutes Stück ab.
Sie bringen aber auch Probleme mit sich: Ihr Kot liegt am Ufer – wo eigentlich Badegäste verweilen sollen. Daher gehört es ebenso zur Arbeit am See, den Sand zu reinigen.
Zweimal im Jahr werden nicht nur die Hinterlassenschaften der Vögel, sondern auch jene der menschlichen Besucher – wie Kronkorken und Zigarettenstummel – entfernt, sagte Pramann. All das mache und zahle die Gemeinde, auf deren Territorium gleich vier Baggerseen liegen, freiwillig.
Je nach Gestaltung unterschiedliche Vorgaben
Welche Pflichten Kommunen bei Badegewässern haben, hängen laut dem Innenministerium vom Einzelfall ab. Im Vergleich zu Naturbädern seien die Anforderungen an eine Badestelle, die keine Badestege, Sprungeinrichtungen oder Wasserrutschen haben darf, geringer, heißt es in einer Antwort auf eine Landtagsanfrage der CDU aus dem Jahr 2022. Eine pauschale Handreichung gebe es „angesichts der Vielgestaltigkeit der möglichen Sachverhalte“ nicht.
Auch die Deutsche Gesellschaft für das Badewesen weist auf unterschiedliche Vorgaben hin. „Dabei ist häufig die Abgrenzung, welche Betriebsform vorliegt, nicht einfach, da einzelne Punkte für das Vorliegen der einen oder anderen Variante sprechen und Mischformen existieren.“ Insbesondere Wasserattraktionen, Beschilderung und Zonengestaltung seien entscheidende Faktoren, erklärte eine Sprecherin.
Richtlinien sollen den Verantwortlichen und Eigentümern bei der Einstufung helfen. Sie werden regelmäßig überarbeitet. Aktualisierte Fassungen sollen Anfang kommenden Jahres in Kraft treten, wie die Sprecherin mitteilte.
Kontrolle der Wasserqualität
Ferner werden an offiziellen Badestellen immer wieder Wasserproben genommen, um eine mögliche Belastung beispielsweise mit Keimen zu überprüfen. Laut dem Landratsamt Karlsruhe sieht ein Überwachungsplan für die EU-Badegewässer von Anfang Juni bis Mitte September monatliche Beprobungen sowie eine erste Kontrolle vor Saisonbeginn vor.
Mehr als 300 Badegewässer gibt es dem Gesundheitsministerium zufolge in Baden-Württemberg. Nahezu alle hätten eine hervorragende Wasserqualität. Auf einer Badegewässerkarte im Internet können Interessiere sich das im Detail angucken. Dort gibt es aktuelle Informationen etwa zu Badeverboten.
Was aus den abgemähten Pflanzen wird
Die DLRG warnt auch vor Gefahren in Seen und Teichen wie steil abfallenden Ufern oder Unrat. Ebenso bergen Felsen, Pfähle, Baumstümpfe oder Mauerreste unter der Wasseroberfläche ein Verletzungsrisiko für Wassersporttreibende.
Am Giesen sollen die abgemähten Pflanzen laut dem Umweltbeauftragten Pramann eine Weile am Ufer liegen bleiben, damit Tiere zurück ins Wasser können. Danach sei denkbar, die Überreste zur Humusbildung in der Landwirtschaft zu verwerten oder sie zum Grünschnitt zu mengen. (dpa)