Das Vorhaben begann hoffnungsvoll, doch die Umsetzung der gemeinsamen Erinnerung an Gefallene des Ersten Weltkriegs kommt nicht voran. Dem Konstanzer CDU-Bundestagsabgeordneten Andreas Jung lässt dies keine Ruhe. Er will wieder Schwung in das Projekt bringen, für die mehr als 200 im sogenannten Winterbergtunnel in Frankreich 1917 gestorbenen Soldaten des einstigen badischen und in Konstanz aufgestellten Reserve-Infanterieregiments 111 einen Gedenkort zu errichten. Viele der Gefallenen stammten aus der Bodenseeregion.
Neuanlauf für gemeinsames Gedenken
„Wir sind bei der Sache bisher nicht weitergekommen, aber wir sind dran“, sagte Andreas Jung dem SÜDKURIER. Er will als Co-Vorsitzender der Deutsch-französischen parlamentarischen Versammlung (DFPV) erneut Druck machen. Das Amt hatte Jung bereits bis 2021 inne und musste es nach der Bundestagswahl an den SPD-Abgeordneten Nils Schmid abgeben, da die Union nicht mehr die stärkste Fraktion stellte. Das hat sich seit der Wahl im Februar geändert.

Jung führt jetzt die DFPV zusammen mit der französischen Co-Vorsitzenden Brigitte Klinkert, einer Elsässerin, an. Beide wollten das Thema Weltkriegsgedenken kürzlich auf die Agenda des deutsch-französischen Ministerrats (DFMR) setzen, der Ende August in Toulon zusammenkam. „Doch daraus wurde nichts“, berichtet Jung. Nun sei wichtig, „dass wir gemeinsam mit den französischen Parlamentariern am Ball bleiben und für beide Regierungen zur Umsetzung drängen“. Das soll spätestens bei der nächsten Ministerratssitzung geschehen, „besser aber früher“, so Jung. Der DFMR tagt nur zweimal im Jahr.
Viel Optimismus vor zwei Jahren
Die Aufgabenstellung selbst ist politisch überschaubar. Sie wurde in einer Erklärung der DFPV bereits im Mai 2021 angekündigt und im Februar 2023 zwischen Deutschen und Franzosen offiziell mit Handschlag bekanntgegeben: Damals wurden sich der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge, der zuständige Präfekt im Département Aisne und französische Regierungsvertreter einig, dass der Winterbergtunnel zur Kriegsgräberstätte erklärt und unter staatlichen Schutz gestellt wird.
Das sollte weitere Raubgrabungsversuche verhindern und die Anlage einer kleinen Gedenkstätte mit der Platte der Namen der Gefallenen am Wald bei dem Städtchen Craonne ermöglichen.

Voraussetzung für das Vorhaben ist allerdings, dass das Gelände der künftigen Kriegsgräberstätte von der staatlichen Forstverwaltung an das französische Verteidigungsministerium übertragen wird. Dieser rein formale Akt sollte ursprünglich schnell geschehen, um 2024 ein Denkmal einweihen zu können. Aber Paris trat auf die Bremse. Begründung: Man sei durch die Vorbereitung der Olympischen Sommerspiele in Paris stark in Anspruch genommen.
Warum geht in Paris nichts voran?
Obwohl das nach Ausflucht klang, hofften die deutschen Partner auf 2025 für die Enthüllung einer Gedenkplatte. Doch in Paris herrschte weiterhin Funkstille, obwohl die Experten des Volksbundes in Kassel sowohl die Flächenmaße für die Gedenkstätte als auch Gestaltungsvorschläge bereitliegen hatten. Der Volksbund würde in Zukunft die gärtnerische Pflege der Gedenkstätte in der Picardie übernehmen. Das Projekt, betont Andreas Jung, sei also „weit gediehen“. Es hake allein bei der Grundstücksübertragung.
Nachdem in Frankreich eine Regierungskrise der anderen folgt, scheint der Winterbergtunnel in seiner Bedeutung noch weiter nach hinten gerückt. Dabei war die Zusammenarbeit mit der französischen Seite – wie der Nationalen Behörde für Veteranen und Kriegsopfer (ONACVG), der Präfektur und der Direktion für Erinnerung, Kultur und Archive (DMCA) – zu Beginn harmonisch, und die Übertragung der Fläche schien eine Formsache.
Am Anfang zog man an einem Strang
Auch bei der Erkundung des Winterbergtunnels in den Jahren 2021 und 2022 waren neben dem Volksbund die französischen Behörden, die Feuerwehr und das Militär mit Kampfmittelräumexperten eng eingebunden. Damals hatte man noch gehofft, die badischen Gefallenen aus dem Stollensystem bergen zu können.
Eine Horizontalbohrung im Mai 2022 erhärtete dann die Vermutung, dass der Aufwand und die finanziellen Mittel zu hoch sein würden. Die Stolleneingänge liegen in einem heute dicht bewaldeten Gebiet, das durch ein Bergungsprojekt mit schwerem technischen Gerät in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Bei einer Gedenkstätte, wie sie nun frühestens für 2026 oder 2027 zu erwarten ist, stellt sich dieses Problem nicht.