Haben Sie die Landung der „Landshut“ verpasst? Oder waren Sie noch nie auf dem Flugfeld der Zeppelin-Reederei? Nun haben Sie die Möglichkeit dazu, zumindest virtuell. Sie können sich im Cockpit der Antonow umschauen oder Sie können von zu Hause einen Blick in den Zeppelin-Hangar werfen. Der Fotograf Achim Mende hat gemeinsam mit seinem Sohn Jean-Paul monatelang 360-Grad-Aufnahmen in Friedrichshafen gemacht, die er nun zu einer virtuellen Panoramatour zusammengefügt hat.
Über 40 Sehenswürdigkeiten und wichtige Orte der Stadt sind auf der Internetseite www.fn360.de oder www.friedrichshafen360.de zu erkunden. Vom Adenauerplatz bis zum See- und Freibad Fischbach, die Messe, der Flughafen, die Ankunft des Seehas oder der Blick von der Haldenbergkapelle: All das ist nun mit einer grandiosen Rundumsicht erlebbar. „Diese neue Technologie ist so spannend, weil sie erlaubt, auch Emotionen zu übertragen. Sie können sich umsehen, als wären Sie selbst vor Ort“, erzählt Achim Mende begeistert. Wer die Bilder anklickt, kann sich virtuell um die eigene Achse drehen, nach unten blicken oder in den Himmel. Außerdem kann er von einem Ort zum anderen springen und sich so anschauen, was er so noch nie gesehen hat.
Die virtuelle Realität ist in Friedrichshafen angekommen. Als erste große Stadt am Bodensee hat Friedrichshafen eine eigene Panoramatour im Internet. Oberbürgermeister Andreas Brand zeigt sich begeistert: „Es ist wirklich beeindruckend, was technisch heute möglich ist. Mit dieser virtuellen Tour können wir die Schönheit unserer Stadt vermitteln.“ Mit einer Virtual-Reality-Brille (VR) auf dem Kopf wagt sich OB Brand auf eine Tour durch seine Stadt – und kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Auch Jennifer Brosy, Leiterin der Tourist-Info Friedrichshafen, ist von dem neuesten Mende-Projekt überzeugt und fasziniert von der Möglichkeit, die Stadt aus allen möglichen Blickwinkeln zu betrachten – und damit den potenziellen Touristen einen reizvollen Vorgeschmack zu geben. „Für den Tourismus ist das eine wirklich tolle Sache – die Menschen können sich so Friedrichshafen von zu Hause anschauen und wissen, was sie hier alles erleben können“, freut sie sich.
Anschauen kann man sich die 360-Grad-Panoramen auf dem Handy, auf dem Tablet, am Computer oder mit einer Virtual-Reality-Brille, die immer mehr in Gebrauch kommt. Wer mit der VR-Brille schaut, kann sich per Kopfbewegung in der virtuellen Welt fortbewegen, sich förmlich vom Zeppelin-Museum zum Adenauerplatz, vom Gondelhafen zum Graf-Zeppelin-Haus und anschließend zum Flughafen, zur Messe oder nach Raderach beamen. Aber auch auf dem Computer ist es mit einem Klick auf das VR-Symbol per Kopfbewegung möglich, durch die Bilder „zu wandern“. Durch die hoch aufgelösten Fotos kann sich der Betrachter an die Dinge heranzoomen, die ihn besonders interessieren – eine faszinierende Welt.
Und das Projekt ist so angelegt, das es ständig weiter wachsen kann. „Im Grunde ist es ein Mitmach-Projekt für die Stadt und für die Bürger“, erklärt Mende. Denn Unternehmen, Ortsteile oder Museen können sich an das Projekt andocken. „Wenn etwa das Zeppelin-Museum möchte, dass es auch eine Tour durch das Innere des Museums gibt, wäre das problemlos möglich“, so Achim Mende.
Seit dem Frühjahr ist er mit seinem Sohn Jean-Paul schon unterwegs, um die Bilder einzufangen, die für die Panorama-Tour nötig sind. „Dabei achten wir natürlich darauf, dass immer bestes Wetter ist“, erklärt der Fotograf. Geplant ist, in Zukunft auch Bilder von den verschiedenen Jahreszeiten anzubieten. Die Innenstadt von Friedrichshafen kann man sich schon jetzt bei Nacht anschauen, oder bei Tag – ganz wie es Spaß macht. Das Fotoprojekt macht Schule: Schon jetzt herrscht rege Nachfrage nach virtuellen Panoramatouren von vielen weiteren Gemeinden am Bodensee.
Das Fotoprojekt
Die Internetseite www.fn360.de ist ohne Zugangsdaten und kostenlos zu erreichen. Die Panoramatour funktioniert auf dem normalen Monitor schon sehr gut – noch eindrucksvoller aber mit einer so genannten Virtual-Reality-Brille (VR), die den Eindruck von räumlichem Sehen noch verstärkt.
Die Technik hinter der virtuellen Tour
Um eine solche Panoramatour mit 360-Grad-Bildern überhaupt erlebbar zu machen, ist ein erheblicher technischer Aufwand nötig.
- Die Fotos: Für die Aufnahmen sind Kameras mit Spezial-Optiken nötig, die in der Lage sind, hochaufgelöste Bilder zu machen.
- Die Ausrüstung: Die meisten Panoramabilder entstehen aus der Luft. Dazu verwendet Achim Mende verschiedene Hilfsmittel: Entweder ist er mit dem Flugzeug unterwegs, hängt die Kamera an einen Ballon oder verwendet einen 30 Meter langen Teleskopmast. In vielen Fällen entstanden die Bilder aber mit einer Hi-Tec-Drohne, die von seinem Sohn Jean-Paul gesteuert wird. Diese Technik ermöglicht Aufnahmen, die selten sind, weil man wie ein Vogel über den Dingen schweben kann, während man sich die Bilder anschaut.
- Die Arbeit am Computer: Die meiste Zeit kostet die Nachbereitung der Bilder am Computer. „Da steckt viel Arbeit drin“, erklärt Achim Mende. Denn die Fotos müssen zusammengerechnet und bearbeitet werden. Erst danach können mit einer aufwendigen Programmierung die einzelnen Bilder zu einer virtuellen Panorama-Tour zusammengefügt werden.
- So geht es weiter: Achim Mende ist noch lange nicht fertig. Es gibt noch viele Möglichkeiten, die „Hotspots“ in Friedrichshafen zu erweitern. Auch Unternehmen können an die Tour andocken, wenn Sie eigene virtuelle Welten öffentlich machen wollen – etwa das Innere des ZF-Forums oder ein Rundgang durch das Zeppelin Museum.