Wenn das Wetter es zulässt, kommt er jeden Tag ins Strandbad, sagt Jürgen Legner. Er liegt in aller Regel hinter dem Kiosk, unter den großen Bäumen, die dort mal im Zuge des geplanten Umbaus weichen sollten. Mit der Bürgerinitiative Strandbad habe er das abwenden können, so Legner. Auch den restlichen Umbau würde er gerne verhindern.

Vor kurzem hat Legner als Teil der Initiative wieder einen Aufruf an die Stadtverwaltung geschickt, er liegt dem SÜDKURIER vor. „Stoppt den Umbau vom Strandbad Friedrichshafen“ ist das Dokument betitelt. Anlass war das gute Abschneiden des Bades in einer Rangliste der beliebtesten Strandbäder des Reiseanbieters Tui. Dort landete Friedrichshafen auf Platz 1, gemessen an Suchanfragen und Bewertungen bei der Internet-Suchmaschine Google.

Es könnte Liegefläche verloren gehen

„Ich will darauf hinweisen, dass die Beliebtheit so groß ist, weil das Bad so ist, wie es ist“, sagt Legner dem SÜDKURIER im Strandbad. In seinem Brief an die Stadt schreibt er: „Der geplante Umbau des Strandbades würde das Flair deutlich verschlechtern.“ Legner geht davon aus, dass rund 25 Prozent der derzeitigen Liegewiese verloren geht, denn an das abgeflachte und mit Kies und Humus aufgeschüttete Ufer mit einem Strandrasen werde sich kaum jemand legen.

Die Betontreppen im Strandbad sollen im Zuge des Umbaus weichen.
Die Betontreppen im Strandbad sollen im Zuge des Umbaus weichen. | Bild: Simon Conrads

Legner verweist auf den renaturierten Bereich im Ostteil des Strandbades. Die Steine dort taugen nicht als Liegefläche, meint Legner. Bei einem stichprobenartigen Besuch des SÜDKURIERS liegt dort nur eine Frau, die sich eine Liege auf die Steine gestellt hat. Kritik an der geplanten Kiesaufschüttung kommt auch von der BUND-Ortsgruppe Friedrichshafen. Demnach könne der Kies durch Wellen und Strömung in andere Uferbereiche, auch Naturschutzgebiete, getragen werden. „Dadurch können wertvolle Lebensräume unter einer dicken Kiesschicht verschwinden“, heißt es auf der Internetseite des Ortsverbands.

Auf dem bereits mit Steinen aufgeschütteten Abschnitt des Strandbads liegen kaum Menschen.
Auf dem bereits mit Steinen aufgeschütteten Abschnitt des Strandbads liegen kaum Menschen. | Bild: Simon Conrads

Die Initiative ist kompromissbereit

Legner hat noch weitere Sorgen. Er befürchtet, dass durch den Klimawandel und zunehmenden Starkregen häufiger Hochwasser auftritt. Wenn das Ufer abgeflacht wird, würde das Wasser bei einem Hochwasserstand wie dem im Juni auch auf der Strandbad-Wiese stehen. Bis zu 20 Prozent der Liegefläche, glaubt Legner, stünden dann unter Wasser. „Ob es nun 20, 15 oder 10 Prozent sind, ist aber unerheblich.“ Zudem hat Legner sogar einen Alternativ-Vorschlag für den geplanten Lift am Ende des Stegs. Er hat im Internet eine kostengünstigere Lösung gefunden, die anders als die der Stadt ohne Strom funktionieren würde. Ein Umbau der Treppen, wie aktuell geplant, wäre dann nicht nötig, meint Legner.

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Die Initiative sei sogar kompromissbereit, Legner könnte gut damit leben, wenn nur Teile des Umbaus umgesetzt werden würden. Online läuft seit 2. August eine Petition der Initiative, die bereits knapp 300 Unterstützer hat. Das Netzwerk für Friedrichshafen, auf deren Liste Legner bei der Kommunalwahl kandidiert hat, wolle bald noch einen Antrag mit Fragen zu den Maßnahmen im Gemeinderat einbringen. Am Ende ist der Protest gegen den Umbau also noch nicht, auch wenn Legner dem SÜDKURIER sagt: „Ich sehe die Chancen nicht mehr groß, dass wir das verhindern können.“ Vorerst hat die Stadt ihm nun immerhin eine ausführliche Antwort auf seinen Brief zugesichert.

Das sagt die Stadt zu der Kritik

Dem SÜDKURIER antwortet die Stadt auf eine Anfrage zum geplanten Umbau. Eine ähnliche Liftvariante, wie von der Initiative vorgeschlagen, sei demnach im Rahmen der Planung aufgrund von Sicherheitsbedenken ausgeschlossen worden. Nach dem Beschluss der Baumaßnahme sei zudem eine Firma beauftragt worden, die „sämtliche Vorbereitungen getroffen und notwendiges Baumaterial bereits angefordert“ hat, wie Pressesprecherin Monika Blank schreibt. Jetzt habe diese Firma „bei nächstmöglicher Gelegenheit ein vertragliches Recht auf die Ausführung genau dieser Maßnahme“. Der Auftrag könne nicht, wie von der Initiative vorgeschlagen, auf andere Maßnahmen in der Stadt übertragen werden.

Zu Legners Bedenken wegen überfluteter Liegeflächen heißt es aus dem Rathaus: „Die Fläche, die nach der Umgestaltung überflutet werden würde, besteht heute größtenteils aus einem Betonstreifen und nicht aus Liegewiese, hier wird es zukünftig einen Zugewinn an Liegefläche geben.“ Die Verwaltung gehe davon aus, dass bei einem Pegelstand über fünf Meter künftig rund zehn Prozent der Liegefläche nicht nutzbar wären. Und: „Aktuell sinkt der Wasserstand, sodass wir momentan weiterhin von einer Ausführung im Winter 2024/2025 ausgehen.“