Die letzten Vorbereitungen zur Eröffnung der Bodensee-Weihnacht in Friedrichshafen laufen. Um 8 Uhr rollt der Transporter mit dem Weihnachtsbaum auf den Buchhornplatz. Mitarbeiter des Bauhofs sägen die unteren Äste ab, heben den Baum per Kran durch die Luft und setzen ihn in die Hülse. „Das ist eine Nordmanntanne, acht Meter hoch, ungefähr 22 Jahre alt. Sie stand auf der Grenze zwischen Schnetzenhausen und Spaltenstein“, sagt Michael Bercher.
150 Tannen für den Weihnachtsmarkt
Bercher hat den Baum vor einer guten Woche auf dem Harthof gefällt. Die Tanne ist eine von rund 300 Nadelbäumen, die Bercher an die Stadt liefert. „150 stehen auf dem Weihnachtsmarkt, 14 Blaufichten am Brunnen, 40 an der Eisbahn und dann noch welche für Schulen, Dienststellen und das Stadtmarketing. Eine spenden wir dem Ukrainetreff“, zählt Bercher auf. Er betreibt die Landwirtschaft auf dem Harthof im Nebenerwerb und hat sich dabei ganz den Weihnachtsbäumen verschrieben.
Hütten werden individuell dekoriert
Den Baum lässt die Häfler Marktverantwortliche Cathrin Batzner immer ganz zum Schluss aufstellen. „Alles andere muss schon fertig sein, damit er die anderen nicht stört. Aber es muss natürlich noch genug Zeit bleiben zum Schmücken“, sagt sie. Sie ist froh, dass alle Händler und Gastronomen ihre Hütten bezogen haben. „Die nehmen sich jetzt Zeit zum Dekorieren. Es soll ja nicht jede Hütte gleich aussehen.“
Freundin der Familie hilft beim Schmücken
Gleich neben dem Baum trägt Josef Roth Kisten mit Dekomaterial zu seinem Stand. Hier wird es bald Glühwein in weiß und rot, Glühmost, Punsch und heißen Caipi geben. „Es soll weihnachtlich aussehen, mit Tannenzapfen, Reisig und roten Kugeln“, sagt er. Patrizia Wesener hilft ihm beim Aufhängen. „Mir macht das Spaß. Ich bin eine Freundin der Familie, da helfe ich gern“, sagt sie.

Gäste aus Südtirol hoffen auf besseres Wetter
Schräg gegenüber bringen Martl und Ander alias Martin Auer und Andreas Unterthurner die Steckdosen in ihrer Hütte an. Eine kleine Stube mit Bodenseeblick haben sie schon eingerichtet, in der sich Gäste gegebenenfalls vor Wind und Wetter in Sicherheit bringen können. Sie sind aus Südtirol an den Bodensee gekommen, aus der Gegend um Meran. „Bei uns gibt es Südtiroler Bauerntoast, das ist echtes Vinschgauer Brot mit Südtiroler Speck und Südtiroler Bergkäse, außerdem Gulaschsuppe, Bauernsuppe, Apfelküchle und Apfelstrudel“, sagt Martin Auer. Die beiden Männer freuen sich schon auf den Beginn der Bodensee-Weihnacht. „Nur das Wetter könnte besser werden“, sagt Unterthurner und schaut in den Regen.
„Es muss kalt sein auf dem Weihnachtsmarkt, sonst trinkt niemand Glühwein“, sagt dagegen Viktor Glaser. Er bringt mit Roland Schmidt die Beleuchtung im Unterstand der Weinbar Müller an. „Die Gäste sollen Glühwein und Flammkuchen im Trockenen trinken und essen können“, sagt Schmidt.
Ruheständler werkeln als Team für die Bodensee-Weihnacht
Oben links in der Weihnachtsgasse steht Ernst Frick auf einer Leiter und hängt Tannenzweige ans Dach seiner Hütte. Seine Frau Marianne Frick packt handgefertigte Holzarbeiten aus: Christbaumschmuck, Engel und andere weihnachtliche Motive aus Fichten-, Kiefern- oder Pappelholz. Sie arbeiten in Teamwork: Er sägt, sie malt und dekoriert. „Wir machen das schon seit 20 Jahren. Am Anfang nach der Arbeit oder am Wochenende, jetzt sind wir im Ruhestand“, sagt Ernst Frick.
Nach 17 Jahren Ulmer Weihnachtsmarkt an den See
17 Jahre lang haben sie ihre Arbeiten auf dem Ulmer Weihnachtsmarkt verkauft. „Dann waren wir in Friedrichshafen und waren positiv überrascht von der Qualität des Angebots. Es ist schön, dass es nicht nur Essensstände gibt, sondern auch viel Handgearbeitetes“, sagt er. „Es war Liebe auf den ersten Blick“, ergänzt seine Frau. Sie freuen sich vor allem auf gute Gespräche am Stand.

Auf Einkaufstour im Erzgebirge
Auch Martin Harth hat die Krippen an seinem Stand am Feierabend gebaut, ehe er in den Ruhestand ging. Es sind kleine Kunstwerke, hauptsächlich aus Holz, mit filigran eingebauten Fenstern und Türen, winzigen Heubündeln an der Wand und kleinen Laternen. „Einige davon sind auch mit Licht“, sagt er und zeigt die Elektroanschlüsse auf der Rückseite. Zusammen mit seiner Frau Ursula Harth verkauft er außerdem Kunsthandwerk aus dem Erzgebirge. „Wir fahren selbst hin und schauen uns das vor Ort an. Dort gibt es noch viele kleine Drechslereien“, erzählt Ursula Harth. Jetzt warten Lichterbögen und Räuchermännchen auf Käufer vom Bodensee.