Alljährlich lädt der Hagnauer Winzerverein in den hauseigenen Saal: Dort feiern die Verantwortlichen gemeinsam mit den im Dorf ansässigen, als auch benachbarten Winzern, Geschäftspartnern aus Handel und Gastronomie, Politikern der Region, ehrenamtlich Tätigen sowie Vertretern der Hagnauer Vereine und des Gemeinderates den erfolgreichen Abschluss des zurückliegenden Jahres. Nach der musikalischen Begrüßung durch die Musikkapelle Hagnau eröffnete Vorstandsvorsitzender Fabian Dimmeler den Abend mit einer Rückschau. „Wir blicken mit Zufriedenheit auf das Weinjahr 2024. Nach einem verhältnismäßig warmen Winter mit reichlich Niederschlag starteten wir im Frühling mit sommerlichen Temperaturen im April bis zu 26 Grad. Aufgrund der hohen Temperaturen erfolgte der Rebaustrieb recht früh“, frischt Dimmeler die Erinnerungen im Saal auf.

In Hagnau „haarscharf an Katastrophe vorbeigeschrammt“

„In der dritten Aprilwoche brachen die Temperaturen jedoch stark ein, was in vielen Teilen Deutschlands zu enormen Frostschäden, oft bis zum Totalausfall führte. Im gesamten Bundesgebiet waren 10.000 Hektar betroffen, das entspricht zehn Prozent der deutschen Gesamtrebfläche“, sagte er. „In Hagnau sind wir zum Glück haarscharf an der großen Katastrophe vorbeigeschrammt. Bei nur einem halben Grad kälter will ich mir nicht ausmalen, wie immens die Schäden gewesen wären.“ Letztendlich sei man mit einem blauen Auge davongekommen. Es habe lediglich Verbrennungen an den Reben, insbesondere an der Sorte Weißburgunder, gegeben.

Erst Frost, dann wechselhaftes Wetter

Gemäßigte Temperaturen in den Monaten Mai und Juni sorgten für ein gleichmäßiges Wachstum, was den Winzern die Rebarbeiten erleichterte. War der Frost überstanden, so sorgte wechselhaftes und feuchtes Wetter, kombiniert mit einer hohen Bedeckung am Himmel dafür, dass die Gescheine – sortenbedingt – teils stark ausrieselten. Dies führte dazu, dass einige Beeren einer Traube normal befruchtet wurden, während andere klein und unreif blieben. Der Hagel vom 11. Juli verursachte vor allem im westlichen Bereich stärkere Schäden. Ein nicht ganz einfaches Jahr. Aufgrund der häufigen Niederschläge im September und im Oktober befürchteten die Winzer, dass die Trauben faulen würden, was durch die kühlen Nachttemperaturen glücklicherweise nicht eintraf. Dank der stärkeren Verrieselung im Frühsommer blieben die Trauben gesund und so konnten die Winzer im Herbst reifes Lesematerial ernten.

Abschied mit Suser und Zwiebelkuchen

Gekrönt wurde die 2024er-Lese mit einer Kerner-Beerenauslese, deren Einfuhr am 11. November erfolgte, sowie einer Goldmuskateller-Spätlese und einer Trockenbeerenauslese der Weißweinsorte Souvignier Gris mit 150 Grad Oechsle vom 17. Dezember. „Vielleicht können wir letztere im nächsten oder übernächsten Jahr im Winzertrunkpokal probieren“, frohlockte der Vorstandsvorsitzende, bevor er zu einem weiteren bedeutenden Kapitel in der Historie des Winzervereins schwenkte. „Zuletzt wurden die Trauben in der alten Kelterhalle südlich der Strandbadstraße angenommen und ausgepresst.

Volker Fredes Ehefrau Mäggi nimmt unter den Augen der drei Trachtenfrauen Nicole Model, Martina Parent und Elisabeth Leiss (v.l.) einen ...
Volker Fredes Ehefrau Mäggi nimmt unter den Augen der drei Trachtenfrauen Nicole Model, Martina Parent und Elisabeth Leiss (v.l.) einen tiefen Schluck aus dem von Gründervater Heinrich Hansjakob gestifteten Silberpokal. (links im Bild der frühere Kreistagsabgeordnete Norbert Zeller, rechts Bürgermeister Volker Frede). | Bild: Manuela Klaas

Mit Suser und Zwiebelkuchen nahmen wir am letzten Lesetag von der alten Kelterhalle Abschied“, erinnert sich Dimmeler, „und freuen uns nun auf die neue Traubenanlage direkt neben dem Winzerverein, von der wir hoffen, dass sie bis zur nächsten Lese rechtzeitig fertiggestellt wird. Die insgesamt 11.786 Hektoliter Wein, die wir im Herbst ernten konnten, reifen derzeit im Keller heran. Frage ich unseren Kellermeister Jochen Sahler nach der Weinqualität, so ernte ich ein Grinsen seinerseits über beide Wangen.“

Das könnte Sie auch interessieren

Bodenseeweinprinzessin würdigt Winzer als wahre Helden

Ein Strahlen breitete sich auch auf den Gesichtern der beiden viele Jahre im Vorstand des Aufsichtsrates tätigen Weinbauern Hermann Dimmeler, der den Stab an seinen Sohn Michael abtrat, und Demeter-Winzer Thomas Pfisterer aus. Verbandsprüfer Olaf Stockmann vom Genossenschaftsverband Baden-Württemberg nahm die Ehrung der beiden ausscheidenden Mitglieder vor. „Der Motor des Erfolgs einer Genossenschaft liegt immer im Engagement ihrer Mitglieder“, konstatierte Stockmann. Fester Bestandteil des Winzertrunks waren auch in diesem Jahr die Reden von Hagnaus Bürgermeister Volker Frede, Pfarrer Matthias Schneider sowie der amtierenden Bodenseeweinprinzessin.

Bodenseeweinprinzessin Lena Frank würdigte Hagnaus Winzer als wahre Helden, die sich jeden Tag im Einklang mit der Natur um ihre Reben ...
Bodenseeweinprinzessin Lena Frank würdigte Hagnaus Winzer als wahre Helden, die sich jeden Tag im Einklang mit der Natur um ihre Reben kümmern. (Im Hintergrund das Porträt von Gründervater Heinrich Hansjakob). | Bild: Manuela Klaas

Lena Frank würdigte Hagnaus Winzer als wahre Helden, die sich jeden Tag im Einklang mit der Natur um ihre Reben kümmern. Im Anschluss reichten die Trachtenfrauen Nicole Model, Martina Parent und Elisabeth Leiss den vom Gründervater Heinrich Hansjakob gestifteten Silberpokal. Jedes Jahr kommt ein anderer, besonderer Wein in den Becher, dieses Mal war es ein gelber Muskateller aus dem Jahr 2023, ein wahrer Gaumenschmeichler, der, wie Weinexpertin Anita Schmidt vom Winzerverein analysierte, einem floralen Blumenstrauß mit Düften von Maracuja, Mango und Rosenblüten gleiche, subtil gebündelt, welcher hervorragend zu einem exotischen Essen passt.