Jetzt wird es in der Corona-Krise auch eng für die Gastronomen: Seit vergangenem Samstag dürfen auch Restaurants nicht mehr geöffnet haben, nachdem die reinen Schankwirtschaften bereits am Dienstag schon zusperren mussten.
Alles hängt an der Dauer der Zwangsschließung
Burak Tunckiran hatte schon damit gerechnet. Er hatte seine Bars „La Capri“ und „L‘Aviva“ in Markdorf bereits am ersten Tag der Neuregelung geschlossen. Nun hänge alles davon ab, ob die angedachte Wiedereröffnung zum 19. April möglich sei oder ob sich das Schließungsgebot bis in den Juni fortsetze. „Dann wird es hart für uns Gastronomen“, sagt Tunckiran. Zum Glück seien seine Verpächter fürs erste kulant. Aber er kenne Wirtekollegen in seinem Bekanntenkreis, die nicht wüssten, wie es für sie weitergehen könne.
Soforthilfe der Politik ist überlebensnotwendig
Für die Gastronomen sei die angekündigte Soforthilfe des Landes überlebensnotwendig, sagt Tunckiran. Mit seinem Steuerberater sei er in Kontakt, sobald man sie beantragen könne, werde er dies tun. Kredite wolle er nicht aufnehmen: „Es hat ja keinen Sinn, dass ich mich immer weiter verschulde.“ Die Verschärfung der Ausgangsbeschränkung, um die Ausbreitung des Coronavirus zu verlangsamen, sieht er realistisch. „Das finde ich nicht schlecht, schließlich sieht man ja in China oder jetzt auch in Bayern, dass das was bringt“, sagt er. „Und wenn sich zu viele Leute unvorsichtig verhalten, geht es nicht anders.“

Proma-Cafépächter: Pachtvertrag läuft ab dem 1. April
In einer anderen, aber nicht weniger prekären Lage sind Simon Sanli und Hasan Sakiz. Ihr Pachtvertrag für die Café-Bar im Einkaufszentrum Proma gilt ab dem 1. April, aber sie können ihr neues Café Ludwig nicht wie geplant Anfang des Monats eröffnen. Nun müssen sie Pacht bezahlen, ohne Einnahmen zu haben. „Pläne kann man ja keine machen, alles ist komplett vage zurzeit“, sagt Sanli. Aktuell sei das erste Ziel der 19. April, andernfalls Anfang Mai – vorausgesetzt, bis dahin dürfen Gastronomien wieder öffnen. „Durch diesen Monat müssen wir alle durch“, sagt er.

Drei Monate sind finanziell nicht zu stemmen
Wenn sich das Schließungsgebot aber über drei Monate erstrecke, sei dies für ihn und seinen Mitpächter Sakiz finanziell nicht zu schaffen. Dann sei Schluss, bevor sie beginnen konnten. Trotz der eigenen misslichen Lage hat Sanli aber Verständnis für die nun am Wochenende weiter verschärften Ausgangsbeschränkungen. „Eigentlich hätten sie schon früher kommen müssen, das wäre besser gewesen als die scheibchenweise Taktik.“
Halbtagsöffnung half noch, die Ausfälle abzufedern
Ähnlich sieht es Berthold Leuthold, Pächter des Bistro am Rathaus in Oberteuringen. Die Gesundheit der Menschen habe die höchste Priorität, sagt auch er: „Gesundheit ist wichtiger als Geld.“ Bis zum vergangenen Freitag konnte er noch bis 18 Uhr öffnen, da er im Bistro auch Speisen anbietet. „Mit der Halbtagesöffnung konnten wir die Ausfälle noch etwas abfedern“, sagt er. Nun werde er sich mit seinem Steuerberater zusammensetzen, um die nächsten Schritte zu besprechen, damit es finanziell weitergehen könne.

Ungewissheit sorgt für Verunsicherung
Für ihn und seine Kollegen in der Gastronomie sei es eine immens schwierige Situation, denn: „Momentan weiß ja niemand, wie es weitergehen wird.“ In der Branche herrsche „totale Verunsicherung“, weder von der Gaststättenvereinigung Dehoga noch von den Banken und Behörden gebe es bislang klare Signale.
Appell an die Mitmenschen, zuhause zu bleiben
Auch Leuthold hofft nun auf die von der Landesregierung angekündigte rasche Soforthilfe. Nun käme es darauf an, dass sich auch alle an die Ausgangsbeschränkung hielten, appelliert er. Denn nur so bestehe die Chance, möglichst rasch aus der Krise zu kommen.