Leben retten durch Blutspenden beim Deutschen Roten Kreuz: Das ist Motto der jüngsten Blutspendeaktion in der Stadthalle Markdorf gewesen. Trotz – zum Teil auch gerade wegen – der aktuellen Corona-Krise scheuten zahlreiche Markdorfer nicht den Stich in die Vene.

Bedarf an Blutpräparaten ungebrochen, auch wenn Operationen verschoben werden

Laut Deutschem Roten Kreuz (DRK) sei der Bedarf an Blutpräparaten ungebrochen, selbst wenn derzeit Operationen verschoben werden. „Wir brauchen Spenden, um unsere Versorgung von Notfällen, aber auch von chronisch Kranken aufrecht erhalten zu können“, erklärte Alfred Kneer, Organisationsreferent beim DRK.

Alfred Kneer vom DRK setzte bei der jüngsten Spendenaktion in der Stadthalle erhöhte Vorsichtsmaßnahmen um.
Alfred Kneer vom DRK setzte bei der jüngsten Spendenaktion in der Stadthalle erhöhte Vorsichtsmaßnahmen um. | Bild: Jörg Büsche

Warteschlange vor dem Eingang

Die Schlange stockt. Voran geht es nur in ganz kleinen Schritten. So dauert es einige Zeit, bis sich die Wartenden auf der Treppe zum Eingang der Stadthallen ins Foyer vorgearbeitet haben. Von dort geht es auch nicht gleich in die Halle. Zunächst gilt es, die Personalien aufnehmen zu lassen.

Steffi Haas findet in diesen Tagen die Bereitschaft zur Blutspende besonders wichtig.
Steffi Haas findet in diesen Tagen die Bereitschaft zur Blutspende besonders wichtig. | Bild: Jörg Büsche

Steffi Haas, eine der Anstehenden, erklärt: „Ich habe keinerlei Bedenken, hier anzustehen, um Blut zu spenden.“ Sie arbeite in der Seniorenresidenz Augustinum in Meersburg und wisse daher, wie peinlich genau im Pflege- und Gesundheitssektor mit den Hygienevorschriften umgegangen wird. Dann fährt die junge Frau fort: „Gerade in Zeiten wie diesen dürfte das Blutspenden besonders wichtig sein.“

Spenderin Steffi Haas findet es fatal, jetzt mit Übervorsicht zu reagieren

Steffi Haas erklärt, sie fände es fatal, wenn jetzt mit Übervorsicht reagiert würde, „wenn die Leute deshalb jetzt nicht zum Spenden kämen“. Derzeit sei es besonders wichtig, an die Allgemeinheit zu denken. Freilich heiße es gleichzeitig: so viel Vorsicht wie möglich. Desinfizieren und Händewaschen sei daher das Gebot der Stunde. Wie um das zu bestätigen, steht im Durchgang direkt neben dem Tisch mit den Desinfektionsmittelflaschen eine Tafel. Darauf zeigen Fotos das korrekte Reinigen der Hände.

Auch Irmi Knoll desinfiziert sich ihre Hände gründlich, bevor sie das Spendenlokal betritt.
Auch Irmi Knoll desinfiziert sich ihre Hände gründlich, bevor sie das Spendenlokal betritt. | Bild: Jörg Büsche

Große Plakate vor dem Spendelokal klären auf

Doch noch davor prangt ein großes gelbes Schild. Menschen, die in den vergangenen vier Wochen in China, Korea, Japan, Italien oder Nordost-Frankreich waren oder Kontakt mit Covid-19-Infizierten hatten, werden höflich gebeten, das Blutspendelokal gar nicht erst zu betreten. Raphael Stegmaier, ein anderer Spendenwilliger aus der Schlange vor der Stadthalle, erklärt: „Man muss die Infektionsgefahr schon sehr ernst nehmen.“ Grund zur Panik aber sehe er nicht. Im Gegenteil: wichtig sei jetzt der kühle Kopf.

90 Prozent der Blutspender sind Mehrfachspender

Alfred Kneer rechnete an diesem Tag mit rund 270 Spendern. Am frühen Nachmittag sei der Zulauf ebenso gut gewesen wie bei jedem anderen Blutspendetermin in Markdorf. „Das Gros der Spender, etwa 90 Prozent, sind Mehrfachspender“, erklärt Kneer. Die wüssten ohnehin, dass sie sich nach der Einnahme von Antibiotika oder mit Anzeichen einer Grippe kein Blut abnehmen lassen dürfen.

Fragen zu Risiken und Nebenwirkungen des Blutspendens beantwortet Arzt Dr. Erwin Hoffmann zusammen mit anderen Kollegen.
Fragen zu Risiken und Nebenwirkungen des Blutspendens beantwortet Arzt Dr. Erwin Hoffmann zusammen mit anderen Kollegen. | Bild: Jörg Büsche

Ärzte befragen jeden Spender nochmals einzeln

Zur Sicherheit fragt Dr. Erwin Hoffmann aber noch einmal bei jedem Spender beim Aufklärungsgespräch in den abgetrennten Kabinen nach, in denen die Ärzte sitzen. „Bisher war keiner bei mir, der von einer Ansteckungsgefahr gewusst hätte“, erklärt der Mediziner.

Betten aufgrund der Infektionsgefahr anders angeordnet

Als erste Reaktion auf die dennoch erhöhte Infektionsgefahr wurden in der Stadthalle die Betten anders arrangiert. „Sie stehen heute nicht in Reihen“, erklärt Winfried Böhm vom DRK-Ortsverein Markdorf. „Wir haben die Betten dieses Mal in U-Form angeordnet.“ An Böhms Fragen ändert das aber nichts. „Links oder rechts“, erkundigt er sich bei jedem Spender – und weist ihn dann auf eine Liege, an der das Blut am rechten oder linken Arm abgenommen wird. „Egal-Betten haben wir natürlich auch“, scherzt Winfried Böhm.