Die Schäden, die der Starkregen am 26. Juni 2024 in Oberteuringen verursacht hatte, dürften im zweistelligen Millionenbereich liegen. Genauer lassen sie sich nicht mehr beziffern, denn eine umfassende Auflistung gibt es nicht. Privathaushalte, Büros, Praxen, Bankfiliale waren gleichermaßen betroffen. Heute erinnert äußerlich nichts mehr daran, doch Bürger und Verwaltung kämpfen immer noch mit den Folgen des Starkregens.
Unmittelbar danach hatte Bürgermeister Ralf Meßmer öffentlich angekündigt, gemeinsam mit der Feuerwehr und anderen Akteuren einen Notfallplan für die Gemeinde aufstellen zu wollen. Doch den gibt es bis heute noch nicht.

Notfallplan durch Personalengpässe ausgebremst
„Aufgrund von Personalengpässen ist die Erstellung eines Notfallplans noch nicht in Gänze umgesetzt“, antwortet Meßmer auf die Frage nach dem Warum. „Elemente wie die Notstromaggregate wurden aber bereits beschafft und wir haben den Bauhof personell aufgebaut.“ Ein Notfallplan sei ohnehin ein Katastrophenplan, der vor allem für einen Blackout im Stromnetz gedacht sei.
Die Kommunikationswege nach dem Starkregen seien aber intakt und das Rathaus offen und erreichbar gewesen, betont Meßmer. Allerdings hatte das Stadtwerk am See mehrere Straßenzüge bis zum nächsten Tag komplett vom Stromnetz genommen. Darauf wiederum hatte die Gemeinde jedoch keinen Einfluss.
Für die Gemeindeverwaltung sieht der Rathauschef auch ein Jahr danach keine Versäumnisse, auch, weil das Ereignis „so extrem war, dass die Katastrophe gar nicht verhindert werden konnte“. Jedenfalls habe der eingerichtete Krisenstab unmittelbar nach der Überflutung bereits per Bürger-App, auf der Homepage der Gemeinde und über soziale Medien informiert.

Doch was ist seither geschehen? Inzwischen habe man die Intervalle zum Prüfen der Abläufe der Retentionsbecken verkürzt und in Bitzenhofen seien weitere Rechen in Bacheinläufen und Gräben angebracht worden, sagt Meßmer. „Und die Gräben, bei denen wir es durften, haben wir freigemacht.“
Dass weder die betroffenen Landwirte noch die Gemeinde selbst zugesetzte Gräben freimachen dürfen, hatte in den Tagen und Wochen nach dem Starkregen für heftige Kritik gesorgt. Doch das Dilemma besteht auch heute noch, denn die untere Naturschutzbehörde im Landratsamt hat dort den Daumen drauf. Sie entscheidet nach wie vor darüber, ob Schwemmmaterial aus den Gräben geräumt werden darf oder ob es sich um schützenswerte Natur handelt, die damit tabu bleibt.
Dauerthema Gewässerpflege
Bei der Gewässerpflege gab es ohnehin Differenzen mit dem Landratsamt, auch weil die Kreisbehörde der Gemeinde nach dem Starkregen vorgeworfen hatte, die gemeinsame jährliche Gewässerbegehung vernachlässigt zu haben. Unterdessen hatte das Landratsamt die Gemeinde aufgefordert, einen eigenen Gewässerpflegeplan aufstellen zu lassen. „Aber auch das kostet ja wieder Geld“, sagt Meßmer. Man habe sich nun darauf geeinigt, dass die Gemeinde den Gewässerpflegeplan selbst aufstellt, nach dem Vorbild der Nachbargemeinden, aber ohne Ingenieurbüro. Dieser „sparsamere Vorschlag“ sei vom Landratsamt akzeptiert worden, sagt Meßmer.

Welche Kommunikationswege im Katastrophenfall?
Bleibt die zentrale Frage: Wie kommuniziert man im Notfall mit den betroffenen Bürgern? Meßmer war mit den Feuerwehrleuten im Ort unterwegs, um sich ein Bild von der Lage zu machen. Da sich die Informationslage aber fortlaufend geändert habe, sei der Weg über die eigenen Medien der beste gewesen, so der Bürgermeister: „Bis die Information mündlich und in Papierform vor Ort gewesen wäre, wäre Sie schon wieder veraltet gewesen.“
Gäbe es denn überhaupt Alternativen? Zum Beispiel Lautsprecher an Einsatzfahrzeugen? Die Einsatzfahrzeuge seien im gesamten Gemeindegebiet unterwegs gewesen, stellt Meßmer die Gegenfrage: „Welche Informationen hätten das sein sollen?“ Die Sirene auf dem Dach der alten Schule wieder funktionstüchtig machen? Kostet wieder Geld und der Nutzen sei fraglich, sagt Meßmer: „Was hätten wir beim Starkregenereignis mit einer Sirene erreicht? Hierzu habe ich keine Idee.“

Arbeit am Starkregenkonzept startet
Immerhin ist inzwischen das Starkregenrisikomanagement für die Gesamtgemeinde auf dem Weg. Doch es steht noch ganz am Anfang. Vor vier Wochen erst habe das Rathaus den Bescheid bekommen, dass die 100.000 Euro Kosten für das Konzept mit 70.000 Euro bezuschusst werden. „Vorher konnten wir ja noch gar nicht starten, da dies förderschädlich gewesen wäre“, sagt Meßmer. Bis ein erster Maßnahmenplan steht, dauert es nun aber mindestens weitere zwei Jahre.
Ohnehin werde es kompliziert werden, geeignete Maßnahmen zu definieren, gibt Meßmer zu bedenken. Denn gleichzeitig müsse die Gemeinde wegen der Rotach und des Rombachs auch den Hochwasserschutz auf dem Schirm haben. Hochwasserschutz und Starkregenschutz würden aber häufig kollidieren, weil Maßnahmen, die für das eine Ereignis hilfreich sind, kontraproduktiv für das andere wären. Beispiel Dämme: Die helfen beim Hochwasser, könnten aber beim Starkregen verheerend sein. „Und auch alle diese Maßnahmen werden die Gemeinde wieder Geld kosten“, gibt der Bürgermeister zu bedenken. Deshalb sein dringender Appell an die Bürger: Lieber selbst in den Eigenschutz investieren.

Doch am Ende gibt es auch gute Nachrichten: 35.000 Euro an Spenden waren in den Wochen nach der Flut bei der Teuringer Bürgerstiftung eingegangen. Damit, so Meßmer, habe man rasch und umfassend jenen Bürgern helfen können, die durch den Starkregen in Not geraten waren.
Werden Containerkosten doch übernommen?
Und jüngst erst sei der Gemeinde noch eine weitere Großspende angeboten worden. Damit könnten eventuell noch im Nachgang die nicht versicherten Containerkosten privater Haushalte übernommen werden, sagt Meßmer. Denn deren Übernahme hatte das Landratsamt nach monatelangen zähen Verhandlungen kürzlich endgültig abgelehnt, aus gebührenrechtlichen Gründen. Nur wenige Wochen zuvor hatte der Landkreis die privaten Abfuhrkosten beim Hochwasser in Meckenbeuren allerdings noch übernommen. Hier würde er sich künftig eine rechtzeitig abgestimmte Regelung für alle Kreisgemeinden wünschen, sagt Meßmer.