„Es war für mich ein tiefgreifendes Ereignis mit großer persönlicher Betroffenheit“, so erinnert sich der Hüfinger Bürgermeister Patrick Haas an einen tödlichen Badeunfall, der im Sommer 2024, zwei Tage nach seinem Amtsantritt geschah.
Doch was hat sich seither getan?
Das bereits vorliegende, in die Jahre gekommene Sicherheitsgutachten ließ die Stadtverwaltung nach dem Unglück überprüfen und aktualisieren. Erst jüngst habe man das Ergebnis dem Gemeinderat vorgelegt. Die maximale Sicherheit sei nur mit einem Badeverbot möglich, was aber keiner wirklich möchte. „Allerdings ist es uns ein großes Anliegen, das Risiko zu minimieren“, so Haas.

Das neue Gutachten habe gezeigt, dass die Stadt Hüfingen schon sehr viel leiste, es gäbe keine weiteren Pflichtanforderungen. Die aufgeführten Empfehlungen aus dem Gutachten werde man überprüfen und nach Möglichkeit auch umsetzen.
Warum gibt es keine Rettungsbojen?
Der 27-jährige Jurastudent und Rettungssanitäter Mete Ünal aus Hüfingen fordert von der Stadt Rettungsmittel, wie Notrufsäulen mit integrierten Rettungsbojen und Rettungsringen. Die sollten direkt am See installiert werden. Der Hüfinger Gemeinderat und Rettungssanitäter kann nicht verstehen, dass in all den Jahren zuvor nichts dergleichen realisiert wurde.

„Eine Stadt wie Hüfingen müsste sich das doch leisten können“, ist seine Einschätzung. Die Hüfinger DRK-Gruppe Helfer vor Ort (HvO) hat nach dem tödlichen Badeunfall im August 2024 gleich gehandelt. Die Fahrzeuge wurden mit Rettungsmitteln, einer Wurfleine und einer automatischen Rettungsboje ausgestattet.
„Der HvO ist im Notfall zwar schnell vor Ort, allerdings wären die Rettungsmittel direkt am See sinnvoller und wahrscheinlich auch effektiver“, so Ünal. Im Notfall könne per Notrufsäule sofort ein Hilferuf abgesetzt werden, der den Rettern auch den genauen Ort anzeigt.
Angst vor Beschädigungen
Die Forderungen nach Rettungsmitteln von Mete Ünal kann Patrick Haas sehr gut nachvollziehen und steht diesen auch positiv entgegen. Allerdings sieht der Hüfinger Bürgermeister – aufgrund von Erfahrung – die große Gefahr, dass diese am Riedsee mutwillig zerstört werden könnten.
„Sowohl Schranken als auch der Parkautomat sowie die Dixi-Toiletten fallen regelmäßig Vandalismus zum Opfer. Derzeit werden jedoch Kosten für Rettungsringe sowie Notrufsäulen eruiert und Angebote eingeholt“, kündigt der Bürgermeister an.
Patrick Haas könnte sich in Absprache mit dem Gemeinderat gut vorstellen, beides am Riedsee zu installieren. Je nach Kosten könnte dies noch mit dem aktuellen Haushalt, ansonsten im Jahr 2026 möglich sein.
Wer bezahlt zerstörte Rettungsmittel?
Und was, wenn diese Rettungsmittel dann doch zerstört oder beschädigt werden? Dann stelle sich für Haas die Frage, wie viele Steuergelder für diesen Zweck aufgebracht werden sollen. „Besonders Notrufsäulen sind nicht günstig“, sagt er.
Mete Ünal fordert zudem, die Hüfinger Feuerwehr schnellstmöglich mit einem Rettungsboot auszustatten. der SPD-Gemeinderat brachte die Idee ins Spiel, die Parkgebühren für Rettungsmittel zu verwenden. „Warum können wir nicht die Einnahmen der Parkplatzgebühren in Höhe von 48.000 Euro für die Schaffung eines Top-Badesees nutzen?“, fragt er.
Doch auch das sei laut Haas eine schwierige Rechnung. „Nur die Einnahmen zu betrachten und die Ausgaben völlig außer Acht zu lassen ist nicht besonders transparent und sorgt für eine fehlerhafte Darstellung zu Lasten des Gemeinderats und der Verwaltung.“
Der See verursacht jede Menge Kosten
Rechne man alles auf, so sei der Riedsee sicher kein Gewinngeschäft für die Gemeindekasse und somit für die Hüfinger, da unter anderem auch Personalkosten anfallen würden.
Dies betreffe in erster Linie den Gemeindevollzugsdienst, im Sommer werde sogar eine Zusatzkraft eingestellt, um die vielfältigen rechtlichen Anforderungen zur Verkehrssicherungspflicht bei Badegewässern erfüllen zu können. Auch die Arbeit des Bauhofs sowie die Miete und Reinigung der Toiletten seien wichtige Kostenpunkte.
Natürlich sieht er als Gemeinderat die Situation auch von der anderen Seite. Die Stadt müsse sich absichern und könne sicherlich nicht den Bürgern die Selbstverantwortung abnehmen.
Ein Rechtsgutachten, welches von der Stadt in Auftrag gegeben wurde, könnte hier Rechtssicherheit für die Gemeinde schaffen. Auf jeden Fall müsse man nun schnell handeln, so sein Appell.