Die beiden Freunde verstehen sich blind, sie gingen gemeinsam ins Feuer und retteten gemeinsam Menschen und Tiere. Zum Beispiel, als in Oberuhldingen in der Nacht auf Aschermittwoch 2017 ein Bauernhof brannte. Ewald Moser und Joachim Mäder traten vor 50 Jahren am selben Tag in die Jugendfeuerwehr Uhldingen-Mühlhofen ein. Nun blicken sie gemeinsam auf ein Leben als Feuerwehrmänner zurück. „Wir haben die gleiche Denkweise und den gleichen Wissensstand“, sagt Moser. „Unabgesprochen haben wir uns immer auf den anderen verlassen können. Und: Wir haben uns nie aus den Augen verloren“, erinnert sich Mäder.
Vor wenigen Wochen wurden sie während der Hauptversammlung der Freiwilligen Feuerwehr in die Alterswehr aufgenommen, erhielten beide das Feuerwehr-Ehrenkreuz in Gold, die höchste Auszeichnung im deutschen Feuerwehrwesen. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER lassen sie die zurückliegenden 50 Jahre passieren, in denen die Höhen die Tiefen bei Weitem überwiegen.

Spektakuläre und heikle Einsätze gab es viele. Darunter Verkehrsunfälle auf der B31, wie 2013, als ein Autofahrer tödlich verunglückte, als er unweit der Klosterkirche Birnau aus einem Feldweg auf die B31 eingebogen war und dabei einen Tanklastzug übersehen hatte. Außerdem erinnert sich Moser an zwei Brände in Uhldingen-Mühlhofen: Den Brand eines Bauernhofs in Oberuhldingen 2017, bei dem 90 Feuerwehrleute gegen die Flammen kämpften. Heute ist dort das Baugebiet Ölgarten. Im Gedächtnis geblieben ist den beiden auch ein Brand in einem landwirtschaftlichen Betrieb an der Ecke Hallendorfer Straße/Kanalweg ein halbes Jahr später, bei dem 500 Tonnen Äpfel vernichtet wurden. „Da war ich 27 Stunden im Einsatz“, so Moser.
Von Kindesbeinen an dabei
Ewald Moser gelang zur Wehr über seinen Vater Leander, der seinerzeit als Gruppenführer in Unteruhldingen tätig war. „Wenn die Feuerwehr geprobt hat, dann waren wir als Zuschauer auch da“, sagt er ebenso wie Mäder. Als dann die Jugendfeuerwehr 1975 unter Jugendwart Kurt Distel gegründet wurde, sei es selbstverständlich gewesen, in diese einzutreten. „Keine Frage, da gab‘s gar nichts Anderes“, so Mäder. „Es war einfach toll, dabei zu sein“, sagt er. „Als wir zu einem Feuerwehrausstatter fuhren und jeder mit Uniform und Helm ausgerüstet wurde, war das etwas ganz Besonderes und es ging los mit der Feuerwehrarbeit“, erinnert sich Moser.

Fachwissen der Feuerwehrleute
Als die beiden 1980 als 18-Jährige in die aktive Wehr eintraten, hatten sie ein höheres feuerwehrtechnisches Grundwissen als die meisten Aktiven, womit sie die laut ihrer Aussage „hervorragende Ausbildung in der damaligen Jugendfeuerwehr“ ansprechen. „Wir haben den Alten zeigen können, wie man Knoten und Stiche macht“, sagt Mäder schmunzelnd. „Die Jugendfeuerwehr hat uns von Anfang bis zum Schluss geprägt. Fürs ganze Leben eigentlich.“
Aus diesem Grund rät Moser jungen Menschen, in die Jugendfeuerwehr einzutreten, nicht nur aus Interesse an der Feuerwehrarbeit, sondern auch was Teamgeist und Kameradschaftsfähigkeit anbetrifft. „Ein wesentlicher Grundstein, der hier in jungen Jahren gelegt wird.“ Damals habe der erste Grundausbilderlehrgang überhaupt stattgefunden, sagt der Elektrotechniker. „Das Niveau hat sich in der Feuerwehr wahnsinnig verändert, das sind Welten“, so Moser. „Das Fachwissen hat deutlich zugenommen – eine gute Entwicklung aus meiner Sicht.“

Die Zahl der Einsätze ist nach seinen Worten deutlich gestiegen. „Anfangs waren es nur 10, 20 im Jahr“, erinnert er sich. „Als ich dann Kommandant war, waren es immer so um die 100/120, bei Unwetter sogar noch mehr.“ Zugenommen hätten anfangs auch die schweren Verkehrsunfälle, „das war teilweise schon richtig heftig“, mittlerweile seien diese etwas zurückgegangen. Was ihm wichtig war: Die Nachbetreuung der Kräfte nach solchen Einsätzen. Moser: „Das zu verdauen und zu verarbeiten, da ist jeder anders. Da ist keiner davor gefeit, dass es ihn irgendwann mal trifft.“ Nach schweren Einsätzen sei der Notfallnachsorgedienst nicht nur zur Unfallstelle, sondern teilweise auch ins Feuerwehrgerätehaus gekommen.

Den Notfallnachsorgedienst habe man auch in Anspruch nehmen müssen, als im Alter von 32 Jahren Abteilungskommandant Marco Bischoffberger im Jahre 2008 plötzlich gestorben ist. „Das war eine harte Nuss für uns alle“, erinnert sich Mäder. Beim Blick zurück überwögen aber die schönen Dinge, wie der Kraftfahrzeugmechaniker hervorhebt. „Die Kameradschaft, der Zusammenhalt, die vielen Proben sowie die Teilnahme an Leistungsabzeichen – das war schon schön.“


Was den beiden auch in Erinnerung bleibt, ist die Zentralisierung der Uhldinger Wehr. Allerdings sei es alles andere als einfach gewesen, die drei selbstständigen Abteilungen Oberuhldingen, Unteruhldingen und Mühlhofen unter einen Hut zu bringen. „Aber das haben wir glücklicherweise ohne Stress und ohne Theater hingebracht – einer der Höhepunkte“, sagt Mäder, womit er auch das zentrale Feuerwehrgerätehaus in Oberuhldingen anspricht, das im Mai 2010 offiziell seiner Bestimmung übergeben wurde.
Dass die beiden die Arbeit bei der Wehr überhaupt so verrichten konnten wie gefordert, verdanken Moser und Mäder laut eigener Einschätzung ihren Familien. „Das alles funktioniert nur, wenn die eigene Familie dahintersteht“, so Moser. „Auf den Familienpart habe ich großen Wert gelegt“, sagt der 63-Jährige. „Bei mir war es ähnlich“, erinnert sich der gleichaltrige Mäder und verweist auf mehrere Familienfeste, die er wegen Einsätzen habe verlassen müssen. „Zwei starke Feuerwehrmänner können nur funktionieren, wenn sie zwei starke Frauen haben.“

Seit ihrem Beitritt zur Alterswehr können sich die beiden nun „etwas zurücklehnen“, wie sie sagen. Keine Pflichttermine mehr, sondern angenehme Termine wie Hocks und Kameradschaftsabende stehen auf dem Programm. Beide wollen aber nach wie vor mit Rat und Tat zur Seite stehen, falls sie gebraucht werden. „Dann sind wir selbstverständlich da und helfen, so weit es geht“, betont Mäder. Und Moser ergänzt: „Wahrscheinlich selten, dass wir nein sagen.“