Er glaube es erst, wenn er es mit eigenen Augen sehe: Das erklärte Ordnungsamtsleiter Jürgen Hess im Gemeinderat. Zuvor hatte er – außerhalb der Tagesordnung dazu befragt – berichtet, dass der inzwischen bereits seit Juni 2024 die freie Durchfahrt am Stadtgraben einengende Baukran bis Mitte Juli demontiert sein soll. Noch, so laut Hess die Auskunft der Bauleitung, sei der Kran für weitere Dacharbeiten nötig.
Aufs lästige Verkehrshindernis angesprochen wurde der Amtsleiter schon mehrfach. Dieses Mal im Zusammenhang mit dem innerstädtischen Busverkehr. Denn der Rat wollte erörtern, ob die provisorische Bushaltestelle an der Bussenstraße unterhalb der Stadthalle wieder aufgehoben und an den Stadtgraben zurückverlegt werden kann. Genau dorthin, wo derzeit der Baukran emporragt und wo sie früher war.

Gefahrenstelle Bussenstraße
Eigentlich hätte die Rückkehr zum alten Standort auch ohne Diskussionen stattfinden können, beschreibe die Bussenstraße auf Höhe der Stadthalle doch eine leichte Kurve, „sodass an einem haltenden Linienbus wegen der Unübersichtlichkeit nicht gefahrlos vorbeigefahren werden kann“, wie Hess darlegte. Auch staue sich der Verkehr immer wieder bis hinunter zum Kreisverkehr. Und schließlich sei die Haltestelle an der Bussenstraße weniger zentral als der frühere Standort am Stadtgraben.

Darauf hatte auch Magdalena Linnig hingewiesen, die Bereichsleiterin Mobilität beim Stadtwerk am See, die dem Gemeinderat aktuelle Zahlen, Entwicklungen und Zukunftspläne des Stadtverkehr Friedrichshafen präsentierte. Außerdem aber wollte die in Markdorf wohnende Stadtwerk-Managerin beratend zur Seite stehen in der Frage, ob die Haltestelle Untertor wieder zum ursprünglichen Standort zurückkehren sollte. Aus Linnigs Sicht spreche einiges dafür. „Die Haltestelle Untertor liegt zentraler, unmittelbar an der Achse Marktstraße/Hauptstraße, am Übergang von der Altstadt in die Einkaufszone“, sagte sie.

Fahrgastzahlen gingen zuletzt zurück
Somit sei der Standort wesentlich attraktiver als jener an der Bussenstraße. „Seitdem die Haltestelle Untertor aufgrund der Bauarbeiten verlegt wurde, beobachten wir einen deutlichen Rückgang der Fahrgastfrequenz“, berichtete Linnig. Dies sei nicht gut fürs Unternehmen und auch nicht gut für den gewünschten Umstieg auf den ÖPNV. Dabei, so Linnig, entwickelten sich die Fahrgastzahlen im seit Januar 2024 erheblich erweiterten Linienangebot des Stadtverkehr Friedrichshafen durchaus positiv.
Wie viele Autoparkplätze braucht es?
„Wir brauchen auch Parkmöglichkeiten für den Kfz-Verkehr in Markdorf“, reagierte Freie-Wähler-Fraktionssprecher Dietmar Bitzenhofer auf Linnigs dringlichen Appell zur Wiederherstellung der Untertor-Bushaltestelle. Im Übrigen, so merkte Bitzenhofer noch an, sei seine Beobachtung, dass die Busfahrer die für sie hergestellte Busbucht nicht nutzen würden, für die ja drei Pkw-Parkplätze geopfert worden seien.

Von FDP-Stadtrat Rolf Hass kam der Vorschlag, „die beiden Ladschemädels etwas nach rechts zu versetzen“, dann wäre Platz für einen Bushalt – und etwas unterhalb auch wieder für Autos. Umweltgruppe-Stadträtin Eva Fast schloss sich Linnigs Plädoyer für einen kundennahen ÖPNV an. Der alte Haltestellenstandort sei effizienter und sicherer, mit weit weniger Risiken behaftet als jener an der Bussenstraße. „Der Standort am Stadtgraben hat sich als zentral, gut erreichbar und bei Fahrgästen beliebt erwiesen.“
Uwe Achilles, der Sprecher von SPD und Grünen, warf ein, dass die Geschäftswelt sicherlich nicht an den drei fehlenden Parkplätzen „zugrunde“ gehen werde und verwies auf die angestrebte Mobilitätswende. Auch CDU-Chefin Kerstin Mock befürwortete die Rückkehr der Haltestelle Untertor. Wichtig sei aber, „dass der Kran endlich verschwindet, denn allmählich sind die Markdorfer mit ihrer Geduld am Ende“.