Das alte, verschachtelte Haus hat ausgedient. 25 Jahre lang war an der Mainaustraße 29 eine Rettungswache des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) untergebracht, doch die Villa hat ihre Tücken. Deshalb hat der DRK-Kreisverband beschlossen, nur wenige Meter entfernt neben dem Klinikum Konstanz eine neue Wache zu bauen.

Die fast 150 Jahre alte Villa an der Mainaustraße 29 hat als Rettungswache ausgedient und soll durch einen Neubau ersetzt werden. Das ...
Die fast 150 Jahre alte Villa an der Mainaustraße 29 hat als Rettungswache ausgedient und soll durch einen Neubau ersetzt werden. Das Gebäude erfüllt nicht mehr die Anforderungen, die ein moderner Rettungsdienst benötigt. | Bild: Kirsten Astor

Bei einem Rundgang durch das Gebäude, das fast 150 Jahre alt ist, zeigen sich die Schwachstellen des von außen schmucken Hauses. Der Keller ist feucht, die Räume klein, vom Dach fielen schon einige Ziegel. „Das alles entspricht nicht mehr den Anforderungen eines modernen Rettungsdienstes“, sagt Frank Hämmerle, ehemaliger Landrat im Kreis Konstanz, der 25 Jahre lang DRK-Kreisvorsitzender war.

„Der Rettungsdienst steht unter dem ständigen Druck der Ausrückzeiten, das ist in einem verschachtelten Gebäude wie diesem schwer“, sagt Hämmerle. „Die Nähe der Sozialräume zu den Fahrzeugen ist hier nicht gegeben.“ Das Gebäude genüge auch nicht mehr den Anforderungen des Arbeitsschutzes.

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Die Frauenquote habe sich zudem von sechs auf 48 Prozent erhöht. „Auch hier braucht es andere Voraussetzungen in der Wache“, sagt Frank Hämmerle, der jetzt das Amt des Aufsichtsratsvorsitzenden der Rettungsdienst gGmbH innehat, beispielsweise mit Blick auf die Räumlichkeiten. „Unser Personal hat bessere Bedingungen für seinen Rund-um-die-Uhr-Einsatz verdient.“

„Stolz wie Bolle“ vor 25 Jahren

Dabei war der ehemalige Landrat „stolz wie Bolle“, als das Rote Kreuz das Haus an der Ecke Mainau-/Andre-Noel-Straße im Jahr 2000 vom Land Baden-Württemberg übernahm. „Wir haben damals viel investiert und dachten: ‚Besser und schöner geht‘s nicht‘“, so Hämmerle. Inzwischen musste er einsehen: „In 25 Jahren passiert eben doch viel.“

Die Wände im Keller sind feucht, hier müsste einiges saniert werden. Im laufenden Betrieb sei das für einen Rettungsdienst nicht ...
Die Wände im Keller sind feucht, hier müsste einiges saniert werden. Im laufenden Betrieb sei das für einen Rettungsdienst nicht möglich, sagen die Verantwortlichen. | Bild: Kirsten Astor

Das alte Haus könne zwar saniert werden, aber nicht im laufenden Betrieb eines Rettungsdienstes. „Deshalb dient die neue Wache in Singen, die 2022 gebaut wurde und ebenfalls nah beim dortigen Klinikum steht, als Blaupause für Konstanz“, sagt Frank Hämmerle. Auch eine Lehrrettungswache für den Nachwuchs sei wieder geplant.

Als der Beschluss eines Neubaus im Kreisvorstand einstimmig gefasst war, ging die Suche nach dem passenden Grundstück los. Zeno Danner sagt bewusst in seiner Funktion als DRK-Kreisvorsitzender und nicht als Landrat: „Wir haben gute Gespräche mit der Stadt Konstanz geführt und spüren ein starkes Interesse an einer neuen Wache.“

Geplant ist, dass der DRK-Kreisverband als Bauherr fungiert und das neue Gebäude an die Rettungsdienst gGmbH vermietet, so wie in Singen. Gebaut wird auf der Wiese hinter dem Kiosk an der Mainaustraße, das Grundstück gehört der Spitalstiftung Konstanz. Die Verträge seien noch nicht ganz unter Dach und Fach, aber es soll darauf hinauslaufen, dass das Rote Kreuz das Areal aufgrund eines Erbpachtvertrags nutzen darf, so Zeno Danner.

Hinter dem Kiosk an der Mainaustraße, neben dem Klinikum Konstanz, ist noch Platz. Das Gründstück der Spitalstiftung soll in Erbpacht an ...
Hinter dem Kiosk an der Mainaustraße, neben dem Klinikum Konstanz, ist noch Platz. Das Gründstück der Spitalstiftung soll in Erbpacht an den DRK-Kreisverband übergehen und deshalb bebaut werden dürfen. | Bild: Kirsten Astor

Oberbürgermeister Uli Burchardt findet diese Konstellation gelungen: „Die Spitalstiftung ist Gesellschafterin des Klinikums Konstanz, außerdem passt eine neue Rettungswache zum Stiftungszweck“, sagt er. Schließlich definiert die Spitalstiftung in ihrer Satzung ihren Zweck als „Gewährung persönlicher Hilfe und Pflege zur Gesundheitsförderung für in Folge von Armut, Alter und Krankheit bedürftiger Menschen“.

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„Schon beim Neubau des Klinikums haben wir gedacht, dass hier ein guter Standort für eine neue Rettungswache wäre“, sagt Uli Burchardt. „Ich freue mich, dass das Rote Kreuz, die Spitalstiftung, die Stadt und der Landkreis bei diesem Vorhaben zusammenkommen.“ Zeno Danner ergänzt lachend: „Das freut mich natürlich auch in meiner Funktion als Landrat.“

„Aufwertung des Rettungsdienstes in Konstanz“

Timo Petersen, DRK-Geschäftsführer im Kreis Konstanz, sieht im Neubau „eine deutliche Aufwertung des DRK-Rettungsdienstes in Konstanz“. Und Frank Hämmerle ist dankbar dafür, dass nicht nur der Mindeststandard gebaut wird, sondern ein kleines bisschen größer, obwohl die Anzahl der Mitarbeitenden auch im neuen Haus bei 40 bleiben soll.

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„Das ist ein Zeichen der Wertschätzung“, findet er. Außerdem sei dann das Rangieren mit immer größer werdenden Fahrzeugen in die engen Garagen im ebenso engen Hof vorbei. Was mit der Villa künftig geschieht, sei noch unklar.

Ralf Kraus, Leiter Rettungsdienst Kreis Konstanz, gewährt einen Blick in die Garderobe der DRK-Rettungswache an der Mainaustraße 29.
Ralf Kraus, Leiter Rettungsdienst Kreis Konstanz, gewährt einen Blick in die Garderobe der DRK-Rettungswache an der Mainaustraße 29. | Bild: Kirsten Astor

Henry Groß, Leiter der Konstanzer DRK-Rettungswache, ist ebenfalls erleichtert: „Es wird Zeit, dass wir ein neues Gebäude bekommen“, sagt er. „Das jetzige Haus ist ein Flickenteppich und schon sehr alt.“ Uli Burchardt sieht darüber hinaus den Nutzen für die Konstanzer Bevölkerung: „Es ist eine der zentralen Leistungen einer Stadt, dass jeder die bestmögliche Hilfe bekommt, egal wie alt er oder sie ist oder wie viel Geld jemand hat.“