Die Tage nach dem Großbrand im Kreuzlinger Entsorgungshof bringen etwas Licht ins Dunkel, wie es zu dem Inferno kommen konnte. Dort war am Mittwoch, 9. Juli, ein Feuer ausgebrochen, die schwarze Rauchsäule war auch in Konstanz und darüber hinaus deutlich zu sehen.

Die Rauchsäule war weithin zu sehen.
Die Rauchsäule war weithin zu sehen. | Bild: Hanser, Oliver

Ebenso wie die Schweizer Bevölkerung wurden auch die Konstanzerinnen und Konstanzer, die in den Stadtteilen Altstadt oder Petershausen wohnen, vor den Gefahren des Brandes gewarnt. Dabei gaben mehrere Behörden die Verhaltensempfehlung, Fenster und Türen geschlossen zu halten sowie Lüftungs- und Klimaanlagen abzuschalten. Das betroffene Gebäude liegt lediglich drei Kilometer von der Grenze entfernt.

Brand bricht beim Sperrgut aus

„Die Polizei hat ihre Untersuchungen abgeschlossen“, schreibt Melanie Lussem, zuständig für die Kommunikation bei der TIT Imhof AG. „Es hat sich nachweislich nicht um Brandstiftung gehandelt.“ Dies deckt sich mit Informationen von Miguel Lopez, Sprecher der Kantonspolizei Thurgau, der noch zuvor informiert hat, dass Brandstiftung nicht im Vordergrund der Ermittlungen stehe, die Brandursache aber noch unklar sei.

Wenn die Quelle des Feuers auch nicht genau eruiert werden kann, so steht nun zumindest der Bereich in der Halle fest, wo das Feuer seinen Anfang nahm. „Ausgebrochen ist der Brand im Bereich des Sperrguts“, schreibt Melanie Lussem.

Die Kreuzlinger Feuerwehr war mit einem Großaufgebot im Einsatz.
Die Kreuzlinger Feuerwehr war mit einem Großaufgebot im Einsatz. | Bild: Hanser, Oliver

Spekulationen, wie sie die Runde machten, rücken damit in die Ferne. Eine lokale Gratiszeitung hatte am Mittwoch von einem Mitarbeiter erfahren, dass eine Spraydose in der Entsorgungshalle explodiert sei. Bestätigen kann dies aber niemand. Sozusagen der Elefant im Raum – das, woran alle sofort denken – sind aber Lithium-Ionen-Akkus, die sich entzünden. In den vergangenen Jahren kam es gehäuft zu Bränden in Entsorgungs- und Recyclingstellen aufgrund von nicht sachgerecht entsorgter batteriebetriebener Elektrogeräte, wie E-Zigaretten, Mobiltelefonen, E-Bike-Akkus, Powerbanks oder ähnlichem.

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Mit den Vertretern der Versicherungen habe man am Donnerstagmorgen die ansonsten abgesperrte Halle begangen, informiert die Sprecherin der TIT Imhof AG weiter: „Dabei wurde festgestellt, dass die Halle bis auf die Grundmauern abgebrochen werden muss.“ Gebaut wurde das Gebäude erst vor fünf Jahren. Seither betreibt die Firma TIT Imhof das Regionale Annahmezentrum (RAZ) in Kreuzlingen im Auftrag des Verbandes KVA Thurgau.

Glutnest im Holzbalken

Am Donnerstagvormittag rückt auch die Kreuzlinger Feuerwehr noch einmal aus zum Entsorgungshof. „Wir mussten uns noch um ein Glutnest im hölzernen Dachgebälk kümmern“, sagt Kommandant Marc Hungerbühler. Am Vortag hatte der Einsatz mit allen verfügbaren Kräften und Unterstützung aus den Nachbargemeinden bis in den Abend hinein angedauert. „Erst gegen 16.30 Uhr konnten wir die Halle betreten und damit beginnen, die verbrannten Abfallberge auseinanderzunehmen und zu löschen“, so Hungerbühler. Vorher konnte die Halle, bei der die Emporen im Innern einsturzgefährdet sind, nicht betreten werden.

Der brennende Entsorgungsbetrieb Video: SK

„Stand jetzt könne keine Schadenssumme benannt werde“, informiert die TIT Imhof AG. Diese sei abhängig von der bald anlaufenden Begutachtung, welche Bauelemente und welches Inventar gegebenenfalls wieder verwendet werden könne. Kantonspolizei-Sprecher Miguel Lopez schreibt, dass die Schadenhöhe bei rund einer Million Franken liegen dürfte.

Entsorgung muss sichergestellt werden

Im Transport-, Bau- und Entsorgungsunternehmen reiht sich am Donnerstag Sitzung an Sitzung. Für Interviews könne man deshalb derzeit nicht zur Verfügung stehen, heißt es. Mit Hochdruck versucht man sich mit der Situation zu arrangieren. „Wir haben bereits gestern eine interne Taskforce gegründet, deren Mitglieder sich um sämtliche Aspekte kümmern“, schreibt Melanie Lussem. „Es laufen auf allen Ebenen Abklärungen, um unseren Entsorgungskunden schnellstmöglich Lösungen anbieten zu können.“

Die Stadt Kreuzlingen hat sich dazu bereits am Mittwochabend geäußert. Nach dem Brand sei das RAZ Kreuzlingen nicht mehr betriebstüchtig. Die Bevölkerung könne auf die beiden RAZ in Weinfelden und Hefenhofen/Amriswil ausweichen. Dies betrifft in erster Linie Gewerbekunden oder Privathaushalte mit größeren Mengen. Die meisten Materialien, wie etwa PET-Flaschen oder Glas, könnten auch zu anderen lokalen Sammelstellen gebracht werden.

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Stadtrat Thomas Beringer sagt, dass man derzeit prüfe, den ehemaligen Entsorgungshof im Kreuzlinger Werkhof als Provisorium wieder in Betrieb zu nehmen. Außerdem hätten die Nachbargemeinden Bottighofen, Lengwil und Tägerwilen ihre Hilfe bereits zugesichert: „Wir versuchen den Kreuzlingerinnen und Kreuzlingern das Entsorgen möglichst einfach zu halten.“ Und die Firma TIT Imhof bestätigt, dass die Kehricht- und Grünschnittabfuhr sowie die Leerung der Unterflurcontainer ohne jegliche Einschränkungen liefen.

Verwirrung um drei Böllerschüsse

Spekuliert wird auch, ob drei laute Böllerschüsse, mit dem Brand im Entsorgungshof zusammenhängen. Das tun sie nicht. Es handelte sich dabei um Salutschüsse zu Ehren des verstorbenen Hermann Müller, Teil der Kreuzlinger Pyrotechnik-Dynastie Müller, anlässlich seiner Beisetzung bei der Stadtkirche.

Urs Brüschweiler ist Reporter unserer Partnerzeitung, der „Thurgauer Zeitung“.