Deckel aufdrehen, das Zischen hören und das kühle Nass genießen – Wasser zu trinken ist besonders an heißen Tagen wie in den zurückliegenden Wochen wohltuend und wichtig für die Gesundheit. Doch wie so oft, wenn man genauer auf die Details schaut, stellt man fest: Damit einfache Alltagsdinge wie Wassertrinken möglich sind, ist viel Expertise nötig – und viele Menschen müssen arbeiten.

Das haben mehr als 100 Unternehmensvertreter beim Netzwerktreffen des Gewerbeverbands Oberzentrum (GVO) beim Bad Dürrheimer Mineralbrunnen erlebt. Denn der Weg des Wassers vom Niederschlag bis zum Kunden ist weit – und das buchstäblich. Denn das Wasser entspringt mitnichten im Gewerbegebiet von Bad Dürrheim.

Sie stecken hinter dem Netzwerktreffen des GVO bei Bad Dürrheimer Mineralbrunnen (von links): Geschäftsführer Alexander Ruf, ...
Sie stecken hinter dem Netzwerktreffen des GVO bei Bad Dürrheimer Mineralbrunnen (von links): Geschäftsführer Alexander Ruf, Marketingleiter Michael Neuenhagen, Eventleiterin Nadine Gorber und GVO-Präsident Joachim Müller. | Bild: Freißmann, Stephan

Die Quellen seien 500 Meter bis drei Kilometer vom Unternehmenssitz entfernt, erklärt Marketingleiter Michael Neuenhagen den Besuchern. Durch Edelstahlleitungen werde es aus einer Tiefe von bis zu 170 Metern in die Abfüllanlage transportiert.

Marketingleiter Michael Neuenhagen zeigt die Schritte von der gequetschten PET-Flasche zur neuen Flasche.
Marketingleiter Michael Neuenhagen zeigt die Schritte von der gequetschten PET-Flasche zur neuen Flasche. | Bild: Freißmann, Stephan

Der Sommer, das ist die Hochsaison, sagt Geschäftsführer Alexander Ruf. Bei dem Bedarf hat er aber auch eine beruhigende Botschaft: „Wasser gibt es genug.“ Die zurückliegende Hitzeperiode sei insofern nicht besorgniserregend. Dass es in einem trockenen Jahr auch mal regne, sei für das Unternehmen allerdings wichtig.

Und: Wenn es regne, dauere es mehrere Jahrzehnte, bis das Wasser sich den Weg durch den Muschelkalk gebahnt hat und aus der Quelle sprudelt. Worauf Neuenhagen außerdem hinweist: Das Bad Dürrheimer Mineralwasser erneuere sich, hier werde kein Wasservorrat verbraucht, der dann weg ist.

Im Sommer müssen die Anlagen laufen wie am Schnürchen

Im Sommer müssen die Anlagen entsprechend laufen wie am Schnürchen, damit das Unternehmen lieferfähig bleibt, sagt Neuenhagen beim Firmenrundgang. Daher halte man auch einiges an Ersatzteilen vorrätig, damit es nicht zu einem langwierigen Stillstand komme.

PET-Flaschen in der Abfüllanlage.
PET-Flaschen in der Abfüllanlage. | Bild: Freißmann, Stephan

PET-Flaschen bewegen sich mit Luft voran

Größtenteils findet das Bad Dürrheimer Mineralwasser den Weg zum Kunden in Glasflaschen, erklärt Michael Neuenhagen. Nur etwa 30 Prozent der Flaschen bestehe aus dem recyclingfähigen Kunststoff PET: „In ländlichen Gegenden haben wir einen sehr hohen Glasanteil.“

Die Flaschen aus dem Kunststoff werden im Werk bei 100 Grad Hitze praktisch aus einem Rohling in eine Hohlform geblasen – und das in einer Umdrehung im Innern der Maschine. Jörg Uhrig von der Lira Elektrotechnische Fabrik in Schwenningen kommentiert beim Rundgang: „Die Präzision bei dieser Maschine ist der Hammer.“

Das wird mal eine PET-Flasche: Marketingleiter Michael Neuenhagen mit einem Rohling.
Das wird mal eine PET-Flasche: Marketingleiter Michael Neuenhagen mit einem Rohling. | Bild: Freißmann, Stephan

Die leichten PET-Flaschen bestehen laut Neuenhagen vollständig aus Recycling-Kunststoff und werden per Gebläse zur Abfüllung transportiert. Und der Marketingleiter erklärt weiter: „Die Geschwindigkeit ist die Herausforderung.“ Nicht zuletzt sinke der CO2-Ausstoß pro Stück, wenn man in derselben Zeit mehr verarbeite.

Erst geht‘s durch die Spülmaschine

Die schwereren Glasflaschen werden in einer Glashütte hergestellt. In die Abfüllung kommen sie aus der Flaschenwaschmaschine, laut Neuenhagen einer der größeren Energieverbraucher bei Bad Dürrheimer. Gespült werde bei 80 Grad – damit die Hygiene stimmt. Und die Glasflaschen brauchen auch einen aufwendigeren Transport im Werk.

Blick in die Abfüllanlage für Glasflaschen.
Blick in die Abfüllanlage für Glasflaschen. | Bild: Freißmann, Stephan

In der frequenzgesteuerten Anlage würden die Flaschen nicht aneinander schlagen, um die kostbaren Gefäße zu schonen. Jeder sollte sorgsam mit den Glasflaschen umgehen, lautet Neuenhagens Appell. Ab 45 Umläufen beginne der ökologische Vorteil einer klassischen Pfandflasche, das sei der Richtwert. Und etwa 25.000 Flaschen werden pro Stunde in Bad Dürrheim befüllt, in der Spitze seien auch 35.000 Flaschen pro Stunde möglich.

Blick in die Logistikhalle, wo das Wasser palettenweise verfrachtet wird.
Blick in die Logistikhalle, wo das Wasser palettenweise verfrachtet wird. | Bild: Freißmann, Stephan

Mit an die 100 bis 120 Lastwagen-Bewegungen am Tag werde das kostbare Nass am Ende ausgeliefert. Und danach, wenn alles ausgetrunken ist? Dann kommen die Pfandflaschen wieder praktisch vollständig zurück. Da der Bad Dürrheimer Mineralbrunnen in einem Umfeld von etwa 200 Kilometern liefert, sei das Gebiet überschaubar.

Die Aluminiumdeckel der Glasflaschen kommen ins Recycling.
Die Aluminiumdeckel der Glasflaschen kommen ins Recycling. | Bild: Freißmann, Stephan

Und auch die Gastro-Flaschen, in der Fachsprache Individualflaschen genannt, würden deswegen gut funktionieren, sagt Geschäftsführer Ruf. Hauptabnehmer dieser Verpackungen seien Gastronomiebetriebe, von denen das Leergut immer recht gut zurückkomme.

In einem begrenzten Umfeld sei das leichter zu handhaben – denn die Individualflaschen werden nur von einem bestimmten Hersteller ausgegeben und verarbeitet, im Gegensatz zur klassischen Pfandflasche der Mineralbrunnen-Genossenschaft, die deutschlandweit im Einsatz ist.

Getränkekisten und Flaschen, so weit das Auge reicht.
Getränkekisten und Flaschen, so weit das Auge reicht. | Bild: Freißmann, Stephan

GVO-Chef Joachim Müller zeigte sich sehr zufrieden mit dem Netzwerkabend: „Das war ein absolutes Highlight.“ Er hob vor allem den Netzwerkgedanken hinter der Veranstaltung hervor. Und ließ durchblicken, dass das Interesse an dem Abend bei Bad Dürrheimer von Anfang an groß war.

Besucher sind beeindruckt

Reiner Oberle, der in Villingen ein Ingenieurbüro betreibt, sagte: „Es ist gut zu sehen, was hinter dem Mineralwasser steckt.“ Und ähnlich sah es auch Gabriela Durlesser von der Quantum Gesellschaft für berufliche Bildung: „Es ist schon erstaunlich, wer alles mit so einer Flasche beschäftigt ist.“

Am Ende werden die PET-Flaschen recycelt, die Glasflaschen gereinigt – und der Kreislauf beginnt von Neuem.