Es ist eine der größten Investitionen der Stadt Konstanz in den nächsten Jahren: Zum Schuljahr 2030/31 sollen Kinder und Jugendliche im neuen Stadtteil Hafner gleich mehrere neue Bildungseinrichtungen bekommen. Geplant sind eine Grundschule mit zwei bis drei Parallelklassen im Verbund mit einer Kita sowie eine weiterführende Schule. Diese gilt als besonders innovativ, weil sie Gemeinschaftsschule und Gymnasium unter einem Dach vereint – ein Modell, das schon über Konstanz hinaus Nachahmung findet. Hinzu kommt eine Dreifeld-Turnhalle.

Und was, wenn am Hafner gar nicht viele bauen wollen?

Doch was in Fachkreisen einhellig begrüßt wird, wirft in der Politik auch einige Fragen auf. Denn, gemessen am bisherigen Verlauf der Diskussion durchaus überraschend, kommt aus dem bürgerlichen Lager die Frage auf, ob das mit dem Hafner wirklich so schnell geht wie bisher erwartet. Sabine Feist, Stadträtin der CDU und im Hauptberuf Architektin, spricht aus, was manche andere auch denken: „Mit fehlt der Glaube daran, dass wir am Hafner so schnell vorankommen, wie wir uns das wünschen.“ Und nun den Weg freizumachen für eine Planung von Projekten, die am Ende weit über 100 Millionen Euro kosten dürften, da werde es ihr „bang“.

Dem widerspricht Bürgermeister Andreas Osner: Ein zeitliches Strecken des Vorhabens, wie ihn Sabine Feist ins Gespräch gebracht habe, „wäre aus Sicht der Demografie fahrlässig“, sagt er. Alle Zahlen zeigen, dass gerade zu diesem Schuljahr der Bedarf an Plätzen in weiterführenden Schulen am größten sei. Und an die neue Schule kämen ja mehrheitlich nicht Fünftklässler, deren Familien frisch an den Hafner gezogen sind, sondern Kinder aus der ganzen Stadt.

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Doch die Zahlen bereiten auch anderen Stadträten Unbehagen. So soll die weiterführende Schule schätzungsweise 75 Millionen Euro kosten, die Dreifeld-Turnhalle nochmals zehn Millionen und die Kita-Grundschule-Kombi weitere 27 Millionen Euro. Preissteigerungen seien schon einkalkuliert, sagt dazu Lukas Esper, der Leiter des Hafner-Projekts, aber betont auch, dass es noch Schätzungen sind, die eine Gesamtsumme von 112 Millionen Euro ergeben. Einen kleineren Teil davon übernimmt das Land, den Rest muss die Stadt selbst aufbringen, zum Teil aus Erlösen aus dem Grundstücksverkauf am Hafner.

Dass in Zeiten hoher Preise und Zinsen dort aber gar nicht so viele Leute bauen wollen, wie zunächst erwartet, dieses Risiko sieht Baubürgermeister Karl Langensteiner-Schönborn nicht. Er erinnert an den Ansturm auf eine Info-Veranstaltung für Interessierte im Bodenseeforum. Auch Wohnungsbaugesellschaften und -genossenschaften hätten großes Interesse, ebenso wie die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben.

Für die anderen Schulen der Stadt ist kaum mehr Geld da

Für Lisa Kreitmeier (FGL&Grüne) steht dann auch fest: „Wir stehen hinter dieser Planung“. Und Svetlana Wiedenbeck (Junges Forum), auch sie Architektin, hofft noch, dass es vielleicht am Ende nicht ganz so teuer wird. Wenn mit viel Holz gebaut werde, könnte die industrielle Vorfertigung Kosten sparen. Das könnte auch den Schulfrieden in der Stadt fördern: Dass fast alles Geld für Schulbauten in den Hafner fließt, während andere Projekte wie die Erweiterung des Suso-Gymnasiums auf die lange Bank geschoben werden, gefällt nicht allen. Wenn es am Hafner günstiger werde, könne man „die Differenz in die bestehenden Schulen investieren.“

So soll es am Hafner einmal aussehen: Am Konstanzer Stadtrand entsteht ein ganz neues Stadtviertel. In der Visualisierung der ...
So soll es am Hafner einmal aussehen: Am Konstanzer Stadtrand entsteht ein ganz neues Stadtviertel. In der Visualisierung der Architekten steht grau für Gewerbe, rot für Dienstleistung und Einzelhandel, ocker für Wohnen, blau für Kita, rosa für Schule und violett für Sport. Dunkelblau markiert einen sozialen Zweck, hellgelb eine Pflegeeinrichtung und himmelblau eine Mobilitätsdrehscheibe mit Parkraum. | Bild: KCAP, Henning Larsen, ARGUS

Ob das klappt, steht freilich in den Sternen: Mit dem Beschluss von Donnerstagabend hat der Technische und Umweltausschuss des Gemeinderats lediglich den weiteren Weg freigemacht. Denn wenn am 21. und 22. Juli die Preisgerichte für den Planungswettbewerb tagen, soll es gleich weitergehen mit der Detailplanung. Dafür allein sind rund 6,3 Millionen Euro nötig, diese Summe hat die Politik einstimmig freigegeben. Wann der eigentliche Beschluss für den Bau folgt, steht noch nicht genau fest.

Er ist der Planungs-Chef am Hafner: Lukas Esper geht davon aus, dass die neuen Schulen in Holz oder in Mischbauweise errichtet werden. ...
Er ist der Planungs-Chef am Hafner: Lukas Esper geht davon aus, dass die neuen Schulen in Holz oder in Mischbauweise errichtet werden. Zahlreiche Architekturbüros haben sich nach seinen Worten am Planungswettbewerb beteiligt. | Bild: Hanser, Oliver

Bis dahin hat die Verwaltung auch noch Zeit, zu erklären, warum sie zehn Millionen Euro für die große Sporthalle für ausreichend hält – zumal, wie Sabine Feist anmerkt, der vergleichsweise kleine Anbau an die Schänzlehalle ja eine ähnliche Summe gekostet habe. Zukunftsmusik ist auch noch ein „Haus des Sports“, in dem auch Vereine eine neue Heimat finden sollen. Weil hier noch vieles unklar ist, hat die Stadtverwaltung es zunächst aus der Planung herausgenommen, möglicherweise wird es auch gar nicht neben der neuen Sporthalle, sondern an anderer Stelle im neuen Stadtquartier errichtet.

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Neue Kitas? Künftig soll gelten: Einmal planen, mehrfach bauen

Vom Hafner könnten indessen auch noch andere Impulse ausgehen. Hans-Jürgen Oexl (Freie Wähler) findet die Schul-Planung gut und fordert: „Wir müssen Gas geben.“ Offene Türen rennt er aber noch mit einem anderen Vorstoß ein. Denn am Ende soll es ja nicht eine, sondern fünf Kitas geben im neuen Stadtquartier. Hier regt er an, einmal zu planen und das gleiche Gebäude mehrfach zu errichten. Da kann der Baubürgermeister nur zustimmen: „Wir müssen das Rad nicht jedes Mal neu erfinden“ – auch das ist ein noch relativ neuer Ansatz, den Konstanz aber zuletzt auch bei den Feuerwehrhäusern in Dettingen und Dingelsdorf umgesetzt hat.