Manchmal können Gremiensitzungen ganz schön ermüdend sein. Vor allem dann, wenn die Vertreter der Parteien reflexhaft immer wieder ihre seit Jahren bekannten Positionen wiederholen. So geschehen am Dienstagabend im Kreistag. Natürlich muss man inzwischen nicht mehr darüber diskutieren, ob die Südumfahrung sinnvoll ist oder nicht. Sie ist nach zwei Bürgerentscheiden und jahrelanger Planung beschlossen. Punktum. Daran wird sich nichts mehr ändern. Insofern ist es müßig, wenn sich die Redner wieder in alter Gewohnheit darüber auslassen und sich jovial frotzelnd gegenseitig damit aufziehen – man kennt und neckt sich ja schon seit Jahrzehnten.
Warum sind die Kosten kein Thema?
Diesmal war der Anlass Norbert Zellers Fragenkatalog zur aktuellen Verzögerung des Bauvorhabens. Dass Zeller die Südumfahrung nach wie vor nicht gut findet, weiß jeder. Seine Fragen waren aber berechtigt, ideologiefrei und an der Sache orientiert. Das ausufernde Hin-und-her-Geplänkel danach über sattsam Bekanntes hätte es nicht gebraucht. Denn darüber fiel mit die wichtigste Erkenntnis des neuen Sachstandes unter den Tisch: Die Südumfahrung wird nochmals teurer werden als die zuletzt genannten 30 bis 33 Millionen Euro – und das vermutlich nicht zu knapp. Neue Planungen und ein um mindestens ein Jahr verzögerter Baustart werden sich auf mehrere Millionen zusätzlich summieren. Alleine die Baukostensteigerungen belaufen sich derzeit jährlich auf acht bis zehn Prozent – und kumuliert setzt sich das in den Folgejahren dann weiter fort, je später die Maßnahme fertiggestellt wird.
Abgesehen von Zellers Hinweis dazu war das aber seltsamerweise kein Thema am Dienstagabend. Dabei täte man im Landratsamt, aber auch im Markdorfer Rathaus gut daran, sich möglichst schnell den neuen Realitäten zu stellen. Die Kämmerer Daniel Dillmann in der Kreisbehörde und Michael Lissner in Markdorf werden sich vermutlich bereits die Köpfe zerbrechen, wo das zusätzliche Geld herkommen soll. Wobei die Lage für den Landkreis einfacher ist als für die Stadt: Erstens stehen dessen Finanzen besser da, zweitens hat der Kreis andere Möglichkeiten, Einnahmen zu generieren. Für Markdorf hingegen stellt der Zeitverzug ein dickes Problem dar: Luft ist in der Finanzplanung keine mehr, alles ist Spitz auf Knopf gerechnet und jeder verfügbare Cent ist verplant. Wie die Verwaltungen mit der erneuten Kostensteigerung umgehen wollen, sollten sie möglichst bald schon öffentlich erklären.