Ein eigentümlicher Geruch liegt in der Luft. Die beiden Belebungsbecken der Kläranlage in Buggensegel werden gerade belüftet, wo die Bakterien aus dem zugesetzten Schlamm-Gemisch drei Tage Zeit für den Reinigungsprozess haben. Noch funktioniert alles, doch bereits Anfang 2023 mussten die hydraulische Leistung der Kläranlage erhöht sowie zwei Gebläse angeschafft werden. „Das waren aber nur Notlösungen, damit wir überbrücken können“, erklärte Abwassermeister Peter Godau mit Blick auf die geplante Erweiterung.

Sanierung kostet mindestens 10,7 Millionen Euro

Die Sanierung der Kläranlage war auch Thema in der jüngsten Ratssitzung, als die Gemeindeverwaltung ihre Pläne für die Gründung eines Eigenbetriebs Abwasserbeseitigung vorstellte. Wie Sachbearbeiterin Anna Huhn erläuterte, müssten die geschätzten Investitionskosten von rund 10,7 Millionen Euro andernfalls durch den Kernhaushalt getragen werden. Durch eine Auslagerung in einen Eigenbetrieb erreiche man eine bestmögliche Transparenz, da dieser eine selbstständige finanzwirtschaftliche Planung aufweise. „Auch Entscheidungen über Investitionen oder Gebührenanpassungen sind zukünftig schlüssiger“, so Huhn.

Härle: Keine verdeckten Nachteile durch Umstellung

Bürgermeister Manfred Härle fügte hinzu, dass viele Kommunen schon seit langer Zeit auf einen Eigenbetrieb umgestiegen seien. Der Vorteil liege in der Kostendeckung und man überprüfe regelmäßig die Gebührenkalkulation: „Wir gewährleisten, dass der Bürger nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig bezahlt.“ Auch schränke man sich ohne die Auslagerung in einen Eigenbetrieb bei anderen Investitionen deutlich ein. „Wir haben sonst Probleme, all unsere Projekte umzusetzen.“

Petra Herter (CDU) zog Bilanz: „Wir sind im Kernhaushalt flexibler, haben die Kosten ausgelagert und sind offiziell schuldenfrei“, benannte sie den Nutzen. „Wo ist der verdeckte Nachteil?“ Härle betonte, dass man die Sinnfrage stellen könne, doch mit der Umstellung habe man die notwendige Beinfreiheit und vermeide, einen nicht genehmigungsfähigen Haushalt zu haben. Dass der Gemeinderat weiterhin zuständig bleibe, bestätigte Härle auf Nachfrage von Manuel Kugler (FBL).

Genaue Kostenschätzung noch offen

Antje Möller (GoL) hakte bei der Kostenschätzung nach: „Wir sind verantwortlich, ob wir einen Porsche oder eine normale Kläranlage bekommen?“ Damit bezog sie sich auf einen Vergleich des Bürgermeisters, womit er mehrere Planungsvarianten ankündigte. „In welcher Größenordnung die dann sind, werden wir sehen“, blieb dieser vage. Maßgeblich sei unter anderem die Zuschusshöhe, die auch von der Belastung der Bürger durch die Gebühren abhänge.

Peter Godau steht vor einem der Belebungsbecken. In der so genannten Biologie, wo dem Abwasser ein Schlamm-Bakterien-Gemisch zugesetzt ...
Peter Godau steht vor einem der Belebungsbecken. In der so genannten Biologie, wo dem Abwasser ein Schlamm-Bakterien-Gemisch zugesetzt wurde, haben die Bakterien drei Tage Zeit für den Reinigungsprozess. Gebläse sorgen für den nötigen Sauerstoff im Wasser. | Bild: Miriam Altmann

Grundsatzbeschluss vor Ausarbeitung der Satzung

Leopold Prinz von Baden (FWV) tat sich mit der Reihenfolge des Vorgehens schwer: „Müssen wir erst den Eigenbetrieb genehmigen und erst dann die Betriebssatzung?“ Er sorgte sich vor mangelnden Einflussmöglichkeiten auf die Satzung. Härle bestätigte, dass man vor der Umsetzung erst den Grundsatzbeschluss benötige. Kämmerin Julia Kneisel ergänzte, dass die Abwasserbeseitigung ein hoheitlicher Bereich mit gesetzlichen Vorgaben sei, die Satzung aber angepasst werden könne.

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Ursula Hefler (CDU) sorgte sich um die geplante Umstellung zum Jahreswechsel: „Ist das nicht ein ganz sportliches Vorhaben?“ Härle darauf: „Ja, deshalb sind wir hier am Start.“ Da alles analog zur Wasserversorgung laufe, habe man jedoch kein Neuland vor sich. Ulrich Stegmann (FDP) wollte wissen, ob sich durch die Erweiterung der Kläranlage ein höherer Personalbedarf ergebe. Der Bürgermeister erwartete das Gegenteil: „Es müsste eigentlich alles einfacher funktionieren.“

Fachkräftemangel könnte ein Problem werden

Godau gab zu bedenken, dass nicht nur ein Vorklärbecken, ein Faulturm und ein Gasspeicher dazukämen, sondern auch ein Blockheizkraftwerk, um das Gas zu verstromen, eine Photovoltaikanlage und eventuell die vierte Reinigungsstufe – und da werde nur die Frage sein, ob man sie gleich oder später realisiere. Laut EU-Vorgabe sollten die Kläranlagen irgendwann energieautark arbeiten. „Davon sind wir mit unserer Anlage noch ganz weit weg.“

Peter Godau zeigt exemplarisch, wie sich der Klärschlamm absetzt. „Wir müssen im Labor nachvollziehen, ob das richtig funktioniert.“
Peter Godau zeigt exemplarisch, wie sich der Klärschlamm absetzt. „Wir müssen im Labor nachvollziehen, ob das richtig funktioniert.“ | Bild: Miriam Altmann

Bei einer Enthaltung beschloss das Gremium, die Abwasserbeseitigung ab dem Jahr 2025 als Eigenbetrieb zu führen. Peter Godau wird die Umstellung und die Planung noch begleiten, doch Ende 2026 gehe er in den Ruhestand. Zweimal sei seine Stelle schon vergeblich ausgeschrieben worden, berichtete der Abwassermeister. Auch Härle bezeichnete die Gewinnung von Fachpersonal als größte Herausforderung.