Bärbel Meier-Wichmann steht Menschen ehrenamtlich in Krisensituationen zur Seite. Die Salemerin weiß aus eigener Erfahrung, wie sich Betroffene in dieser Situation fühlen. Nach dem völlig unerwarteten Unfalltod einer Freundin habe sie das Thema Tod ganz lange beschäftigt, erzählt Bärbel Meier-Wichmann: „Ich habe etwas gebraucht, um mich damit auseinanderzusetzen.“ So entschied sie, sich als Hospizbegleiterin ausbilden zu lassen.
Zunächst war sie ab 2011 im Kinder- und Jugendhospiz Amalie in Friedrichshafen engagiert. Mittlerweile ist sie bei der Hospizgruppe Salem als ausgebildete Trauerbegleiterin ehrenamtlich tätig. Seit drei Jahren bietet Meier-Wichmann zusammen mit Hildegard Scheulen eine Selbsthilfegruppe für Hinterbliebene nach Suizid sowie Trauerspaziergänge mit Angehörigen an. Sie habe gemerkt, dass es ihr leichter fällt, in einem Sterbe- oder Trauerprozess aktiv mittendrin zu sein, als außen zu stehen, erklärt Meier-Wichmann ihr soziales Tun.
Rund 20 Einsätze jährlich in der Notfallseelsorge
Ähnlich ergeht es ihr in ihrem zweiten Ehrenamt in der psychosozialen Notfallversorgung (PSNV) für den Bodenseekreis. Rund 20 Mal im Jahr wird sie von Rettungsdienst, Leitstelle oder Polizei alarmiert. Zum Beispiel werden sie und ihre Kollegen gerufen, wenn eine Reanimation in einem häuslichen Umfeld erfolglos verlaufen ist. Sie kümmern sich dann um die Angehörigen, bleiben bei der hinterbliebenen Person, bis die zweite Leichenschau vorüber ist und der Bestatter kommt. „Wenn das soziale Netzwerk fehlt und die Menschen auf sich allein gestellt sind, bleiben wir entsprechend lange“, sagt Meier-Wichmann.
„Menschen signalisieren, wenn sie uns nicht mehr brauchen“
Oft stünden die Betroffenen zunächst unter Schock, seien angespannt und nicht handlungsfähig. „Wir gucken: Was braucht der Mensch“, erklärt die ehrenamtliche Notfallseelsorgerin ihre Vorgehensweise. Oft passiert es gemäß Meier-Wichmann, dass ihr Gesprächspartner plötzlich höflich Wasser oder Kaffee anbietet. Darin sieht sie ein Zeichen, dass derjenige wieder langsam in die Normalität zurückkehrt. „Das Schöne ist, dass viele Menschen signalisieren, wenn sie uns nicht mehr brauchen.“ In den Trauergruppen erlebt sie das ähnlich. Trauernde, die über drei Jahre regelmäßig die Trauergruppe besuchten, sagten plötzlich den Termin ab, um sich beispielsweise mit einer Freundin zu treffen.
Sie setzt sich bewusst mit Leben und Tod auseinander
Sowohl in der Hospiz- und Trauerarbeit als auch in der Notfallbetreuung setzt sich die 56-Jährige ganz bewusst mit Leben und Tod auseinander. „Ich trage die verschiedenen Rollen nicht überall mit hin, sondern grenze mich ganz bewusst ab“, erläutert sie. Sie habe sich die Fähigkeit angeeignet, schwierige Erlebnisse aus dem Ehrenamt nicht mit in ihr privates Leben zu transportieren. „Nur wenn es mir gut geht, kann ich auch zu anderen gut sein“, weiß sie. Ihre persönliche Auszeit besteht in einer Stunde Gehen pro Tag. Ein ganz besonderer Moment ist es für sie, Zeit zu haben, um in Ruhe Musik zu hören. Sie singt in der Kirchenband Maranatha und tanzt gern.