Die Tage der Silberdistel sind gezählt. Das Altenpflegeheim schließt am 15. Dezember. Alle Bewohner sollen bis dahin eine neue Bleibe in der Region oder im Schwarzwald gefunden haben. Das erklärte die Korian-Group in München auf Anfrage des SÜDKURIER. Die Zukunft des in die Jahre gekommenen Gebäudes ist gleichwohl auch nach einer Offerte mehr als ungewiss, die ein Bremer Bauträger im September überraschend dem Gemeinderat unterbreitete.

Höplens plant 33 seniorengerechte Eigentumswohnungen

Von dem Vorhaben der Bauträgergesellschaft Höplens Park erfuhren die Gemeinderäte aus den Unterlagen, die ihnen von der Verwaltung zur Ratssitzung im September zugestellt worden waren: Die in Bremen ansässige Bauträgergesellschaft wolle das Gebäude in 33 seniorengerechte Eigentumswohnungen aufteilen und an Menschen im Alter von 59 Jahren oder älter oder mit einem Pflegegrad verkaufen.

Immobilie gehört dem Unternehmen noch nicht

Bürgermeister Oliver Gortat hatte den Geschäftsführer des Unternehmens, den Architekten Diedrich Gerlach, auch gleich zur Ratssitzung eingeladen Allerdings sprach der Architekt dort nicht als Eigentümer der Immobilie, sondern lediglich als Kaufinteressent, wie der SÜDKURIER erfuhr. Noch gehört die Immobilie nämlich nicht den Bremern. Das bestätigte Diedrich Gerlach dem SÜDKURIER auf Rückfrage.

Bauträger sichert sich Möglichkeit zum Rücktritt vom Kauf

„Ein Sipplinger hat mich im August über einen Mittelsmann angesprochen und auf die Silberdistel hingewiesen“, sagte Gerlach. Mit dem jetzigen Eigentümer sei er sich schnell handelseinig gewesen. Allerdings habe er sich die Option gesichert, dass seine Bauträgergesellschaft die Immobilie nur erwerben werde, wenn seine Gesellschaft ihre Umbaupläne in Sipplingen verwirklichen könne.

Gemeinde an Nutzung für altersgerechtes Wohnen interessiert

„Noch habe ich die Möglichkeit, vom Kauf zurückzutreten, und das werde ich auch tun, wenn ich meine Vorstellungen nicht umsetzen kann“, sagte Gerlach. Der Investor hatte Bürgermeister Oliver Gortat im August angesprochen. Dieser habe ihm signalisiert, dass die Gemeinde an einer Nutzung des Gebäudes für altersgerechtes Wohnen interessiert sei.

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Kein Betreutes Wohnen, sondern lediglich seniorengerechte Wohnungen

Gortat selbst erklärte in der Ratssitzung, er habe den Abschluss eines städtebaulichen Vertrages mit dem Projektentwickler als Idee vorbesprochen. Bei dem von Gerlach vorgestellten Bauvorhaben handelt es sich allerdings nicht um ein Projekt für ein Betreutes Wohnen, wie es dem Gemeinderat unter Top 3 „Bodensee-Appartements“ für die Ratssitzung angekündigt worden war. „Aus dem Pflegeheim Silberdistel soll ein Objekt für Betreutes Wohnen werden“, hatte es dort geheißen. Im SÜDKURIER-Gespräch räumte Diedrich Gerlach nun ein, dass es bei den Umbauplänen lediglich darum gehe, seniorengerechte Wohnungen zu bauen, denn ein Betreutes Wohnen könne seine Gesellschaft nicht anbieten.

Umbauvorhaben widerspricht der Bausatzung der Gemeinde

Dass die Bremer in den Vertrag ein Rücktrittsrecht aufnehmen ließen, hat einen triftigen Grund: Ihr Umbauvorhaben geht nicht mit der Bausatzung der Gemeinde Sipplingen konform. Der Rat hatte die Satzung im November 2017 erneuert. Ihr Ziel: „Die Nutzung des Wohneigentums als Zweitwohnung auszuschließen“. Dort wird festgelegt, dass Wohneigentum in Sipplingen nur im Ausnahmefall unter genau beschriebenen Voraussetzungen mit Zustimmung des Gemeinderates geteilt werden darf. Unter Ziffer 7 der Satzung heißt es: „Die Begründung oder Teilung von Wohnungseigentum oder Teileigentum (…) wird auf die Höchstzahl von vier Wohnungen pro Grundstück beschränkt.“

„Bauvoranfrage ist auf dem Weg nach Sipplingen„

Diedrich Gerlach ist diese Satzung bekannt. „Ich habe das im Vorfeld juristisch prüfen lassen“, sagte er im SÜDKURIER-Gespräch. Nach dieser Expertise habe der Gemeinderat trotz der Bausatzung die Möglichkeit, ihm die Baugenehmigung zu erteilen. Deshalb: „Die Bauvoranfrage ist auf dem Weg nach Sipplingen.“

Bauträger legt als Alternative abgespeckte Variante mit 26 Wohnungen vor

Die Bremer haben ihr Angebot um eine zweite Version erweitert: Weil in der Gemeinderatsitzung die Zahl von 33 Wohnung und eine damit einhergehende Aufstockung des Gebäudes auf Kritik stieß, bietet Gerlach den Gemeinderäten in der Ratssitzung im Oktober nun zusätzlich eine Variante mit nur 26 Wohnungen an.

Carolin Fruchtzweig will Seniorenbetreuung in Sipplingen aufbauen

Wer die möglicherweise gewünschte Betreuung der Senioren übernehmen könnte, ist offen. Eventuell könnte daraus ein Auftrag für Gemeinderätin Carolin Fruchtzweig (Freie Wähler) erwachsen. Die gelernte Altenpflegerin hat in der Silberdistel zurzeit die Heim- und Pflegedienstleitung inne. Sie wird nach Schließung des Hauses zum Jahreswechsel in den gerade im Aufbau befindlichen Ambulanten Pflegedienst ihres Arbeitgebers Korian nach Uhldingen-Mühlhofen auf eine Dreiviertel-Stelle wechseln. Die restliche Zeit will sie in den Aufbau einer Seniorenbetreuung in Sipplingen investieren.