Sie selbst haben eine öffentliche Diskussion zu der Frage angestoßen, ob man die Seebühne nicht dauerhaft erhalten könne, sie also nach der Landesgartenschau nicht abbaut. Welche neuen Erkenntnisse haben Sie mittlerweile gewonnen bei diesem Thema? Ist das nur ein fantastischer Traum, der mit dem Gewässerschutz nie und nimmer vereinbar sein wird, oder sind Sie da schon ein bisschen weiter?

Wir sind in dieser Fragestellung noch nicht weiter, haben aber die Diskussion aber öffentlich angestoßen. Es geht um die Möglichkeit, eine Seebühne an dieser Stelle wieder aufzubauen. Dass sie nach der Landesgartenschau den Winter über an dieser Stelle nicht bleiben wird, ist uns allen klar. Aber diese bisher einmalige Auftrittsmöglichkeit kommt bei Vielen so gut an, dass ich, auch nach Rücksprache mit einer übergeordneten Behörde, die Diskussion über eine mögliche zukünftige Nutzung zumindest führen möchte – wohlgemerkt ergebnisoffen. Wenn es Möglichkeiten gibt, zumindest temporär, an dieser Stelle wieder eine Seebühne einzurichten, dann würde ich diese Möglichkeit gerne weiterverfolgen. Aber einfach zu sagen, es geht nicht, das kann aus meiner Sicht nicht der Weg sein, das ist mir zu wenig. Und deswegen werden wir, und das ist gerade in Bearbeitung, das Thema an das Regierungspräsidium, das heißt den Landesbetrieb Gewässer, und das Amt für Wasser und Bodenschutz adressieren.

Zeitler erklärte sich bereit für einen Rundgang durch die Halle mit Fotografenbegleitung, so dass daraus in der Interviewreihe eine ...
Zeitler erklärte sich bereit für einen Rundgang durch die Halle mit Fotografenbegleitung, so dass daraus in der Interviewreihe eine Fotoserie entstand. | Bild: Hilser, Stefan

Nach der Landesgartenschau steht dann auch wieder die Debatte auf der Tagesordnung, ob der Uferpark zum großzügigen Bürgerpark umgebaut wird oder ob hier wieder Raum für einen Campingplatz entsteht. Kurz zur Erinnerung: Im September 2014 stimmte der Gemeinderat für eine Wiederansiedlung, revidierte den Beschluss aber später und vertagte auf die Zeit nach der Landesgartenschau. Also: Campingplatz ja oder nein? Welche Meinung vertreten Sie?

Ich habe dazu eine ganz klare Meinung – sie wird gebildet aus dem täglichen Erleben und der Freude unserer Bürgerschaft sowie der Gartenschaubesucher am Uferpark. Es ist insbesondere die Freude, die man erlebt, dass es hier einen öffentlichen Seezugang für alle gibt. Wir erinnern uns an die Zeit, als es einen Campingplatz mit beschränktem Zugang gab, da würde ich mich schon sehr schwertun, hier wieder eine Einrichtung in Form eines Campingplatzes zu etablieren. Für mich ist und bleibt es ein großer Uferpark, in der Regel für alle frei zugänglich. Und das soll auch in der nächsten Zeit so bleiben.

Kommen wir zum zweiten wichtigen Thema: Die Corona-Krise hat die Sorge um den Klimawandel zeitweise in den Hintergrund gedrängt. Mit den Hochwassern der letzten Tage kam diese Sorge aber umso mächtiger zurück. Wo verspüren Sie als Oberbürgermeister die Verantwortung, einen Beitrag für den Klimaschutz zu leisten?

Meine Verantwortung ist überall dort gegeben, wo ich eine örtliche Zuständigkeit habe, sprich: für das Gebiet der Stadt Überlingen und die Versorgungseinrichtungen, die es hier gibt. Wir haben vielfältige Themen bereits in Bearbeitung. Ein Starkregen-Management ist seit 2020 fester Bestandteil der Arbeit des Tiefbauamtes, um gewährleisten zu können, dass auch starke Regenmassen so gut wie möglich abgeleitet werden. Aber die örtliche Verantwortung geht natürlich noch viel weiter. Stichwort Energieversorgung – der Bau einer Anlage zur Energieversorgung unseres Stadtquartiers 2050. Oder auch alternative Mobilitätskonzepte und die zukünftige Wärmeversorgung in der Altstadt, aber auch der Umbau unseres städtischen Fuhrparks in Richtung Elektromobilität. All das setzen wir um. Oder denken Sie an das Klimaschutzkonzept der Stadt Überlingen. Wir haben endlich eine(n) Klimaschutz-Manager(in) für unsere Stadt ausgeschrieben. Das Thema Klimaschutz wird permanent bearbeitet und ist fester Bestandteil in unserer Verwaltungsarbeit, kann also nicht ausgeblendet werden, sondern wird tagtäglich bearbeitet.

Ist der/die Klimaschutz-Manager(in) zuständig fürs Weltklima oder fürs Kleinklima in der Stadt?

Wie ich zu Beginn schon sagte, immer beschränkt auf unsere Zuständigkeit. Die Stadt Überlingen ist örtlich begrenzt aktiv. Ja, ich weiß, dass die Hoffnung vieler Menschen besteht, dass diejenigen, die vor Ort greifbar sind, auch überörtlich tätig werden. Ich möchte mich da jedoch auf die Zuständigkeit der Stadt Überlingen beschränken, wenngleich wir immer bereit sind, Erfahrungen weiterzugeben und uns zu bekennen.

Das heißt, es geht um das städtische Kleinklima. Was gibt hierzu das jüngste Gutachten des Deutschen Wetterdienstes her? Wie ich höre, ist das Etikett Heilklimatischer Kurort massiv in Gefahr, wenn die Stadt nicht deutlich gegensteuert.

Die Gefahr gibt es, aber Sie müssen auch sehen, wie wir aktiv gegensteuern. Ein wesentlicher Bestandteil ist es, den überörtlichen Individualverkehr aus der Stadt herauszubekommen. Der nächste Punkt ist das Thema Brennstoffe, also die Immissionen durch Hausbrand in der historischen Altstadt. Hier erarbeiten wir gemeinsam mit dem Stadtwerk am See ein Nahwärmekonzept für die Altstadt. Die Gefahr, dass wir das Prädikat verlieren könnten, sehe ich als nicht allzu massiv, weil wir konsequent an den Themen arbeiten und auch zeitnahe Lösungen anstreben. Dass so etwas nicht von heute auf morgen passiert, ist uns allen klar.

Was steht denn aktuell im Gutachten des Deutschen Wetterdienstes?

Ich kann aus dem Stegreif keine einzelnen Messwerte aus dem Gutachten vom Deutschen Wetterdienst zitieren, festzustellen ist jedoch, dass die lufthygienische Situation im Bereich Verkehrsbelastung und Heizungsemission als „erhöht“ sowie dem Bereich gewerbliche Nutzung als „über dem Durchschnitt“ eingestuft wird. Weitere Merkmale der Luftqualitätsbeurteilung im Gutachten für die Überlinger Kernstadt sind die Bereiche Belüftung, Verkehrslenkung, Siedlungsdichte und regionale Immisionsvorbelastung. An allen Themen arbeiten wir. Auch die Aussiedlung von Gewerbebetrieben ist Bestandteil der Arbeit der städtischen Wirtschaftsfördung, hier soll insbesondere auch unser neues Gewerbegebiet Oberried fünf Erwähnung finden, das an Bestandsbetriebe genau dieses Aussiedlungsangebot richtet.