Drei Tage lang wurde in der Burgenstadt das 49. Bodensee-Weinfest gefeiert. Zu Beginn der Feierlichkeiten wurde die frisch gewählte Bodensee-Weinprinzessin Melina Bachleitner gekrönt. Die Badische Weinkönigin Tina Glur stellte die gebürtige Hagnauerin kurz vor, setzte ihr die Krone auf und legte die Halskette mit dem Weinlaubanhänger um. Diese Insignien des Amts wurden davor der bis dahin amtierenden Lena Frank abgenommen. Frank verabschiedete sich mit Dank an all ihre Unterstützer, insbesondere ihre Eltern.

Staatsweingut-Chef spricht von „Turbo-Herbst“

In Richtung der Winzer, in deren Arbeitswelt sie in ihrem Prinzessinnen-Jahr tief eintauchen konnte, sagte sie „Ich ziehe meine Krone vor der Vielfalt an Weinen, die die Winzer kreieren.“ Wie zuvor die Badische Weinprinzessin Hannah Spraul redete Frank über die besonderen Schwierigkeiten, die das Wetter in diesem Jahr den Winzern machte.

Jürgen Dietrich, Direktor des Staatsweinguts, sprach in Anbetracht der bereits vor zwei Wochen begonnen Weinlese von einem „Turbo-Herbst, der vermutlich in die Geschichte eingehen wird“. Bürgermeister Robert Scherer lobte ebenfalls die Schaffenskraft der Winzer, die parallel zur Lese auch das Weinfest bespielen würden. „Das ist keine Selbstverständlichkeit, andere hätten das Fest aufgrund dessen abgesagt.“

Vorarlberger Käse beim Fischverkauf

Doch nicht nur die Winzer haben es schwer. Auch für den einzigen Fischverkauf macht sich das Fangverbot für die Felchen und der zurückgehende Fischbestand bemerkbar. Andreas Dilger, dessen Marktstand seit Gründung des Fests dabei ist, erzählt, dass sie ihr Angebot in diesem Jahr mit Käse aus dem Vorarlberg erweitert haben. Zudem hätten er und seine Frau Elke die Verantwortung für den Stand an den Sohn Lucas und dessen Geschäftspartner Lars Kreimer übergeben. Damit sei nun die dritte Generation am Start. Seine Schwiegereltern Berthold und Helen Klingenstein hätten mit zu den Gründungsmitgliedern des Weinfests gehört, erklärt Dilger.

Mit dem Generationswechsel geht auch eine Erweiterung des Angebots am Fischstand einher. Andreas Dilger (links) hat die Leitung des ...
Mit dem Generationswechsel geht auch eine Erweiterung des Angebots am Fischstand einher. Andreas Dilger (links) hat die Leitung des Stands an seinen Sohn Lucas abgegeben. Nun werden Käse aus dem Vorarlberg, Fischknusperle mit Pommes und eine vegane Fischalternative angeboten. | Bild: Lorna Komm (lko)

Nach zehn Jahren hätten sie ihnen den Stand übergeben, nun wolle das Ehepaar kürzer treten, obwohl sie natürlich noch unterstützend helfen würden. Mit dem Generationenwechsel, wandelte sich auch das Angebot. Die Jugend habe zum ersten Mal Pommes frites eingeführt, um zusammen mit den Fischknusperle ein Pendant zum englischen „Fish and Chips“ anzubieten. Zudem wurde auch erstmalig eine vegane Variante der Knusperle angeboten.

Besuch aus Südamerika

Zum ersten Mal auf einem deutschen Weinfest war auch Marilina Maraglia, Bürgermeister Scherer hatte sie in seiner Begrüßung namentlich erwähnt, da sie mit 12.000 Kilometern wohl die weiteste Anreise zum Fest gehabt habe. Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass die aus Cordoba in Argentinien stammende Frau hier ihre Urlaubsbekanntschaft Simon Goretzki besuche.

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Goretzki erklärte dann auch, dass sie sich vor Jahren zufällig auf Kuba kennengelernt hätten und losen Kontakt halten würden. Da Maraglia gerade auf Europatour durch Deutschland und Italien sei, lag ein Besuch am Bodensee nahe. Zusammen mit Goretzkis Schwester Martina Mattes und deren Ehemann Boris genoss die quirlige Südamerikanerin die tolle Festatmosphäre mit der eingängigen Partymusik.

Die weiteste Anreise hatte Marilina Maraglia (Mitte) aus Argentinien. Zusammen mit Martina und Boris Mattes aus der Familie ihrer ...
Die weiteste Anreise hatte Marilina Maraglia (Mitte) aus Argentinien. Zusammen mit Martina und Boris Mattes aus der Familie ihrer Urlaubsbekantschaft genoss die Südamerikanerin die Atmosphäre auf dem Weinfest. | Bild: Lorna Komm (lko)

Gute Laune trotz harter Arbeit

Während die Massen schon am Freitagabend ausgiebig feierten, genoß auch Reinigungskraft Sally Reincke die gute Stimmung. Freundlich lachend scherzte sie an einem der Toilettenwagen, für dessen Sauberkeit sie zuständig war, mit den Nutzern des stillen Örtchens. „Es macht mir Spaß, selbst wenn es ein vermeintlich schwieriger Job ist“, erzählte diese. Die Leute seien „megafreundlich“ auch gegen später noch, wenn ja doch einige auch sehr betrunken seien.

Gute Laune trotz harter Arbeit hatte auch Sally Reinecke, die als Aushilfsreinigungskraft für die Sauberkeit an einem der Toilettenwagen ...
Gute Laune trotz harter Arbeit hatte auch Sally Reinecke, die als Aushilfsreinigungskraft für die Sauberkeit an einem der Toilettenwagen sorgte. | Bild: Lorna Komm (lko)

Eigentlich sei sie Heilerzieherin und in ihrem Job gut ausgelastet, dennoch arbeite sie einmal im Jahr für die externe Reinigungsfirma, erzählt sie. Sie stamme aus Lindau und möge die Städte am See. Weil sie die besondere Atmosphäre auf dem Schlossplatz so schätze, sei das Weinfest das einzige Fest, wo sie sich ein Taschengeld dazu verdiene.

Und auch Besuch aus Norwegen

Mit dem Konzert der Knabenmusik begann der Frühschoppen am Sonntagmorgen. Reiner Jäckle moderierte den Morgen und interviewte neben der Bodensee-Weinprinzessin auch Jürgen Dietrich und Christoph Maaß, den Leiter der Knabenmusik. Begrüßt wurden dabei auch eine Abordnung aus Mandal in Südnorwegen, wohin die diesjährige Konzertreise der jungen Musiker führte.

Bürgermeister Scherer verwies die Gäste in seinen Grußworten auf den gleichzeitig stattfindenden Tag des offenen Denkmals. Für Tourismusleiter Daniel Müller war es das erste Weinfest seit seinem Dienstbeginn im Januar. Er zeigte sich begeistert: „Seit dem Weinfest-Freitag habe ich mich mehr in Meersburg und seine Leute verliebt.“ Im Anschluss gab er auf SÜDKURIER-Nachfrage ein erstes kurzes Fazit. Bisher zu dem Zeitpunkt sei das Fest friedlich und feierlich verlaufen.

Positives Fazit von der Veranstaltung

Auch Winzer Thomas Geiger aus Riedetsweiler gab einen kurzen Überblick über den bisherigen Festverlauf. Die beiden Abende seien gut bis ganz toll besucht gewesen. Sein Lob galt den „perfekt gelösten Einlassregelungen.“ Im Gegensatz zu zum Vorjahr, wo bei Einlassstop der Zugang nur über die Hauptkasse möglich gewesen sei, war der Eingang dieses Jahr über alle Kassen möglich. Das habe für Entzerrung gesorgt. Die zeitgleiche Weinlese sei für die Kleinbetriebe eine große Herausforderung gewesen. „Bei uns sind die gleichen Leute an Lese, Kellerarbeiten und Weinfest beteiligt.“ Angesichts seiner geleisteten 22 Arbeitsstunden am Freitag hoffe er, dass ein so früher Lesebeginn kein Dauerzustand werde.

Die schönsten Bilder vom Weinfest in Meersburg finden Sie hier.