Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich: Nur wenige Wochen, nachdem die Flüssiggasfähre „Richmond“ wegen eines technischen Defekts für rund drei Wochen ausgefallen war, liegt sie schon wieder im Hafen und befördert keine Fahrgäste. Nach Angaben der Stadtwerke Konstanz steht das Schiff seit Donnerstag, 14. August 2025, still.
Das ist eine erneute Zwangspause von bereits über vier Wochen, die noch länger andauern wird. Denn auch dieses Mal gab es einen technischen Defekt, der nicht so schnell zu beheben ist. „Beim Fährschiff Richmond ist es auf der Seite Staad zu einem Ausfall des Ersatzgetriebes an der Eingangsseite der Hauptmaschine gekommen“, teilt Pressesprecherin Teresa Gärtner mit.

Das war ausgerechnet das Ersatzteil, das erst Anfang Juli 2025 eingebaut worden war, als es an der Welle von Schaltgetriebe und Generator des ursprünglichen Teils einen mechanischen Schaden gab. Das betroffene Getriebe wurde damals zum Hersteller nach Finnland geschickt.
Doch im hohen Norden waren Betriebsferien, deshalb dauerte es eine Weile, bis das Ersatzteil in Konstanz eintraf. Und genau das ist jetzt, nur wenige Wochen später, auch kaputt. „Leider hat sich das Getriebe bereits nach kurzer Betriebszeit als defekt erwiesen“, schreibt Teresa Gärtner. „Ein weiteres Ersatzgetriebe ist derzeit nicht verfügbar.“

Die gute Nachricht: Das ursprüngliche Teil, das im Juli ausfiel, kommt in der Woche vom 15. September zurück aus Finnland nach Staad. Dafür begutachtet die Herstellerfirma derzeit das Ersatzgetriebe.
Doch selbst, wenn die Fähre voraussichtlich Ende September wieder einsatzbereit sein wird, transportiert sie nicht gleich wieder Passagiere und Fahrzeuge: „Im Anschluss an die Instandsetzungsarbeiten steht die jährlich vorgeschriebene Rezertifizierung der Gasanlage durch die Klassifikationsgesellschaft an. Nach heutigem Planungsstand kann die ‚Richmond‘ ab Mitte Oktober den Regelbetrieb wieder aufnehmen“, teilen die Stadtwerke mit.
An Stelle der „Richmond“, die dank des Biogas-Antriebs als klimaneutral eingestuft wird, übernehmen in der Zwischenzeit wieder die Schiffe mit dem konventionellen Dieselantrieb. Was passiert dann mit dem schon gebunkerten Flüssiggas, das bei rund minus 160 Grad tiefgekühlt gelagert wird?
Da der Thermo-Behälter die tiefe Temperatur nicht ewig halten kann, wird im Lauf der Zeit immer mehr verflüssigtes Methan wärmer und somit gasförmig, der Druck im Tank erhöht sich. Der Treibstoff kann dann nicht mehr in den Motoren verbrannt werden, sondern muss ab einem Druck von 8,5 bar in die Luft abgelassen oder mit einer Fackel verfeuert werden.
Als die „Richmond“ Mitte August ausfiel, waren beide Tanks laut Teresa Gärtner zu rund 65 Prozent gefüllt. „Der Betrieb der beiden Heizungen führt im Wesentlichen zu einer Druckstabilisierung. Bei Bedarf werden die Hauptmotoren zugeschaltet, um Gasdruck abzubauen“, so die Stadtwerke.
Derzeit werde also kein schädliches Methan über den Ventilationsmasten, den die Bevölkerung als Schornstein wahrnimmt, abgelassen. „Dies wäre nur im Notfall so, wenn die Heizung und die Motoren zur gleichen Zeit ausfallen“, informieren die Stadtwerke. Dafür laufen diese Systeme, obwohl das Schiff nicht im Einsatz ist.
Stadtwerke stehen zu ihrem Schiff
Sind die Stadtwerke trotz der immer wieder auftretenden technischen Probleme weiterhin von der Richmond überzeugt oder kann sie nur deshalb nicht ganz außer Betrieb genommen werden, weil schon so viel Geld investiert wurde und sie einst als Vorzeigeprojekt galt?
Aus der Antwort liest sich kein flammendes Bekenntnis zum jüngsten Schiff der Flotte heraus, aber eines zum Umweltschutz: „Diese neuen Techniken – ob bei FS ‚Richmond‘ oder auch der Ladeinfrastruktur für E-Busse – haben eine vergleichsweise hohe Systemkomplexität und sind (noch) nicht vergleichbar wirtschaftlich und zuverlässig wie Dieselantriebe.“
Und weiter: „Ein Fokus ausschließlich auf Wirtschaftlichkeit und Betriebssicherheit würde zwangsläufig zur Entscheidung für dieselbetriebene Fahrzeuge führen – mit entsprechend hohen CO₂-Emissionen“, schreiben die Stadtwerke.
Schon zuletzt hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass es „keinerlei Überlegungen“ gebe, die „Richmond“ außer Dienst zu stellen. Die „gelegentlichen Störungen“ seien „angesichts der innovativen Antriebstechnologie“ nicht ungewöhnlich. „Die Zuverlässigkeit des Schiffes hat sich in den vergangenen Monaten deutlich verbessert“, hieß es noch Anfang Juli 2025. Aber in diesem Fall war es vielleicht einfach nur Pech.