Die Stadt dehnt sich aus, mit dem Hafner entsteht ein ganz neuer Stadtteil. Kann gleichzeitig auch auf der vorhandenen Fläche mehr Wohnraum entstehen? Einzelne Bauprojekte, die bestehende Lücken schließen, gibt es immer wieder. Ganz so einfach ist es aber nicht – und es wird in Zukunft noch schwieriger.
„Konstanz hat seit vielen Jahren sehr konsequent alle Flächen im Innenbereich entwickelt und Nachverdichtungspotenziale ausgeschöpft“, sagt Elena Oliveira von der Pressestelle der Stadt. Mit dem Handlungsprogramm Wohnen, das der Gemeinderat 2014 beschlossen hat, sei zudem eine Wohnungsbauoffensive gestartet worden. Das erklärte Ziel: „Bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, um als Stadt für alle Bevölkerungsschichten und Familien attraktiv und lebenswert zu bleiben.“
Oberbürgermeister Uli Burchardt bezeichnete im SÜDKURIER-Sommerinterview das Handlungsprogramm Wohnen als die beste Entscheidung, die in seiner Amtszeit getroffen wurde. Es enthält laut Oliveira über 45 Planungsgebiete im Innen- und Außenbereich. Der überwiegende Teil befinde sich im Innenbereich, also dem schon bebauten Stadtgebiet. Neben den im Handlungsprogramm Wohnen aufgeführten Flächen sei das Nachverdichtungspotenzial allerdings weitestgehend ausgeschöpft. Im Stadtgebiet gebe es nur wenige Baulücken.
Worauf kommt es bei Nachverdichtung an?
Bei der Bewertung des Potenzials für Nachverdichtung gibt es laut Aussage der Stadt mehrere wesentliche Kriterien. Dazu zählen etwa die städtebauliche Einbindung, die Anbindung an das Straßennetz, Bindungen für den geförderten Wohnungsbau sowie mögliche Umwelteinwirkungen und Nutzungskonflikte.
Könnte man, anstatt mehr Häuser auf die vorhandene Fläche zu bauen, nicht auch einfach in die Höhe gehen? „Im Rahmen des Dichtekonzeptes wurden auch die Potenziale für Dachausbau und Aufstockung ermittelt, die im Ergebnis vergleichsweise sehr gering bewertet wurden, aufgrund der hohen wirtschaftlichen und statischen Herausforderungen“, sagt Oliveira.
Zudem gebe es noch eine weitere Herausforderung. Freiräume und Grünflächen spielen eine große Rolle bei der Anpassung an Klimaveränderungen. Oliveira führt zudem den Erhalt von Kalt- und Frischluftschneisen, Flächen für Bäume und den Zugang zu wohnortnahen Grünflächen als heute schon große Aufgaben an.
Hier wurde schon gebaut
Im Rahmen der Innenstadtentwicklung wurden schon einige Projekte umgesetzt. Dazu zählen etwa das Quartier Bahnhof Petershausen, hier wurde Wohnraum auf vormals industriell genutzten Flächen errichtet. Am Seerhein wurde sowohl in Wohnraum als auch in Gewerbeflächen investiert. Auf einem ehemaligen Gelände der Universität hat die Wobak die Wohnbebauung Sonnenbühl Hockgraben realisiert. Hier entstanden sechs Gebäude mit 90 sozial geförderten Wohnungen.
Weiter listet Oliveira die Hoffnungsträger-Häuser am Alten Bannweg und Entwicklungen am Taborweg auf. Am Pfeiferhölzle entstanden nach einer Umnutzung von Stellplätzen drei Mehrfamilienhäuser mit 84 Wohnungen. Ähnlich ging es beim Weiherhof: Der ehemalige Parkplatz Businesspark wurde zum Wohnquartier. 144 Wohnungen entstanden in drei Gebäuden, 30 Prozent davon sind geförderte Mietwohnungen.
Hier entstehen neue Wohnungen
Es gibt noch Flächen, auf denen eine weitere Entwicklung möglich ist. Folgende Projekte sind laut Stadt aktuell in Planung oder Entwicklung:
- Döbele: Umnutzung des Parkstandorts in ein gemischtes Quartier.
- Bückleareal: Umnutzung der Gewerbefläche in ein gemischtes Quartier. Hier sollen 300 neue Einheiten an mehreren Standorten entstehen.
- Telekomareal: Neben dem ehemaligen Telekom-Hochhaus, der vom Büro- zum Wohngebäude umgebaut wurde, sollen noch weitere 135 Wohnungen in einem Wohnquartier entstehen.
- Europaquartier: Umnutzung des Park-and-Ride-Platzes in ein urbanes Quartier.
- Grenzbachareal: Umnutzung der ehemals gewerblich genutzten Fläche in ein Wohnquartier.
- Steinstraße:Bestandsentwicklung
Zudem schaffe der geänderte Bebauungsplan „Unterlohn“ Möglichkeiten für eine Nachverdichtung im Bestand. Abgesehen davon schafft die Wobak in einer Baulücke ein Azubi-Wohnheim im Stadtteil Wollmatingen. Weiter ist das Modellquartier Am Horn in Planung.