Es ist das größte Projekt für die Wobak seit 50 Jahren: Vier große Häuser, zusammen 200 Wohnungen, 85 Millionen Euro Investition. Und damit könnte es noch in diesem Jahr losgehen, sagt Geschäftsführer Jens-Uwe Götsch: Auf dem früheren Siemens-Areal, zwischen Bücklestraße und Bahnlinie, will die städtische Wohnungsbaugesellschaft groß einsteigen. Damit bringt sie ein Vorhaben voran, das seit Jahren geplant ist, aber vom bisherigen Investor i+R nicht umgesetzt wurde. Es ist der Auftakt zu einem Wohnquartier, das bereits als Bücklepark beworben wurde.

Das war vor fast sechs Jahren: Der Bauträger i+R hat schon im April 2019 einen Entwurf für die Wohngebäude zwischen Bückstraße (links) ...
Das war vor fast sechs Jahren: Der Bauträger i+R hat schon im April 2019 einen Entwurf für die Wohngebäude zwischen Bückstraße (links) und Bahnlinie (rechts) vorgestellt. Der auf dem Modell vorderste Block von vier Gebäuden ist der Teil, den nun die Wobak verwirklichen will. | Bild: Pfanner, Sandra | SK-Archiv

Die Wobak hat dafür i+R einen Teil des Grundstücks abgekauft – es ist die südwestlichste Ecke, zur Elberfeld-Brücke und Bahnlinie hin. Dort sollen im Wesentlichen geförderte Wohnungen bestehen. Hier sieht die Wobak ihr Aufgabenfeld: „Wohnungen sind knapp in Konstanz. Noch knapper sind Wohnungen, die sich Menschen mit niedrigen und mittleren Einkommen leisten können – die Erzieherin, der Busfahrer, der Supermarktkassierer, die Krankenpflegerin. Gegen diesen Mangel baut die Wobak an“, schreibt das kommunale Unternehmen selbst.

Beim ersten Block auf dem Siemens-Areal hat dabei einige Besonderheiten: Weil Bahn und Bus direkt in der Nähe sind, kommt das Vorhaben mit einer reduzierten Zahl der (im Bau teuren) Auto-Stellplätze aus. Und die Wobak baut nach Jahrzehnten wieder richtig in die Höhe – bis zu zehn Geschosse haben die Neubauten. Dafür bleibt Platz für einen Park um die Gebäude herum.

Mit der Ankündigung der Wobak geht ein langwieriges Vorhaben in eine nächste Etappe. Schon 2019 waren erste Entwürfe präsentiert worden. Seit 2020 wurde am Bebauungsplan gearbeitet, 2021 stimmte der Gemeinderat, wie es damals in einer Mitteilung der Stadt Konstanz hieß, im Grundsatz zu: „Für das nachhaltige Quartier sind insgesamt ca. 700 Wohnungen, gewerbliche Nutzungen und ein großzügiges Freiraumkonzept mit öffentlichen Wegen vorgesehen.“ Fast vier Jahre später sieht der frühere Parkplatz noch genau so aus wie damals.

Hier sollen rund 200 geförderte Mietwohnungen entstehen: Die Wobak hat die südwestliche Ecke des früheren Siemens-Areals, eingerahmt von ...
Hier sollen rund 200 geförderte Mietwohnungen entstehen: Die Wobak hat die südwestliche Ecke des früheren Siemens-Areals, eingerahmt von Bahnhof Fürstenberg und Elberfeldbrücke, gekauft. Nach Jahren des Stillstands soll nun die Veränderung auf dem früheren Parkplatz beginnen. | Bild: Rau, Jörg-Peter

Die Wobak hat aber noch weitere Pläne. An der Schwaketenstraße ist ein Azubi-Wohnheim mit 33 Apartments inklusive Mini-Küche geplant. Jens-Uwe Götsch hofft, dass die Miete dank öffentlicher Zuschüsse bei unter 300 Euro gehalten werden kann. Das sagt er auf Nachfrage des SÜDKURIER.

Bauantrag und Förderantrag seien gestellt, so der Wobak-Chef. Unterstützt wird das bisher ziemlich einzigartige Vorhaben von der Handwerkskammer Konstanz, der IHK Hochrhein-Bodensee und der Agentur für Arbeit Konstanz-Ravensburg.

Auch hier will die Wobak bauen: In der Schwaketensrtaße ist ein Azubi-Wohnheim geplant.
Auch hier will die Wobak bauen: In der Schwaketensrtaße ist ein Azubi-Wohnheim geplant. | Bild: Wobak Konstanz

Doch die Wobak will noch an weiteren Stellen bauen – im Marienweg in Litzelstetten soll es nach langem Hin und Her endlich losgehen: 65 Wohnungen sind hier geplant – teils gefördert, teils aber auch frei finanziert. Hier dürften die Mieten dann allerdings erklecklich sein, denn die Baukosten seien weiterhin hoch und die Zinsen zwar niedriger, aber immer noch erheblich, erklärt Götsch. Und auch in der Ortsmitte soll es nach vielen Jahren des Stillstands vorangehen: Der leerstehende Bestandsbau werde in den nächsten Monaten abgerissen.

Auch an der Dresdner Straße im Berchengebiet könnten dieses Jahr die Bagger auffahren. Hier entstehen 16 „Wohnungen für Haushalte mit besonderen Schwierigkeiten bei der Wohnraumversorgung“, wie es die Wobak ausdrückt. Gemeint sind Mieter, denen sonst kaum jemand eine Chance gibt und die sonst von Obdachlosigkeit bedroht wären. Auch für sie soll nach hohen ökologischen Standards gebaut werden, einschließlich Heizung via Wärmepumpe.

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Die Neubau-Offensive der Wobak ist insofern bemerkenswert, als die städtische Gesellschaft zuletzt einen Stopp bei der Errichtung weiterer Wohnungen verkündet hatte. Hohe Preise und hohe Zinsen machten es unmöglich, noch bezahlbaren Wohnraum zu schaffen, hieß es damals. Die Bedingungen seien weiterhin schwierig, erklärte Geschäftsführer Götsch ein Jahr später. Doch es bestehe Hoffnung auf Fördermittel, nachdem das Land dafür wieder mehr Geld zur Verfügung stelle – für 2025 und 2026 sind es jeweils 750 Millionen Euro.

Wenn das Land nicht fördert, werden Mieten fast unbezahlbar

Götsch rechnet damit, dass auch diese Förderung nicht ausreichen wird und die Töpfe schnell wieder leer sind. Deshalb habe die Wobak noch im Dezember zahlreiche Förderanträge gestellt. Und was passiert, wenn Konstanz nicht oder nicht mit allen Projekten zum Zuge kommt? „Geförderte Wohnungen zu bezahlbaren Mieten können nur dann entstehen, wenn die Fördermittel reichen“, so die Wobak. Heißt im Umkehrschluss: Wenn kein Geld aus Stuttgart kommt, wird auch nicht gebaut, zumindest nicht im Bereich der geförderten Wohnungen.