Dieser Gast würde sie noch jede Menge Nerven kosten. Susanne Ranke ist gerade in ihrem Garten, als sie das Tier entdeckt. „Da sitzt auf meiner Terrasse, mitten in der Sonne, diese arme Schildkröte“, sagt sie. Weil das Tier sich nicht bewegt hat und schlapp wirkte, habe sie es mit den Gartenhandschuhen angehoben und in einen Korb gesetzt. Im Schatten gab es für die Schildkröte dann Wasser und ein paar Salatblätter zur Stärkung.

Dann begann eine Serie von Anrufen, damit das gefundene Tier richtig versorgt werden kann. Zuerst wählte Ranke die Nummer des Konstanzer Bürgerbüros. Da hätte man ihr gesagt, sie solle im Tierschutzheim Konstanz anrufen. Die Telefonnummer habe der Mann am Telefon ihr auch gleich gegeben, schildert Ranke.

Das war allerdings die falsche Adresse. Am Telefon habe sie gesagt bekommen, dass die Stadt Konstanz den Vertrag über die Aufnahme von Fundtieren mit dem Tierschutzheim Konstanz gekündigt hat. Man würde nur noch Wildtiere aufnehmen. Die Schildkröte war wohl nicht eingeschlossen. Ranke müsse im Radolfzeller Tierheim anrufen, das sich jetzt um Fundtiere aus Konstanz kümmert.

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Wer ist für die Schildkröte zuständig?

Ein dritter Anruf also. Am Telefon habe man ihr gesagt, man würde das Tier nehmen. Allerdings nur „bis sie gehört hat, das ist eine Schildkröte“, sagt Ranke. Das Tierheim könnte die Schildkröte höchstens übergangsweise für ein paar Tage aufnehmen. Zumindest ein Teilerfolg, ein Platz war gefunden. Ranke könne das Tier in Radolfzell vorbeibringen.

Das war allerdings ein Problem – wie solle sie ohne Auto mit der Schildkröte nach Radolfzell kommen? In diesem Fall müsse sie sich ans Ordnungsamt melden, schildert Ranke das Telefonat. Sie habe auch gleich die Telefonnummer einer Mitarbeiterin bekommen. Bei der Durchwahl der Mitarbeiterin erreichte sie nur den Anrufbeantworter. Beim nächsten Versuch habe dann ein Mitarbeiter gesagt, sie solle bei der Tierrettung Südbaden anrufen.

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Bei der Tierrettung – inzwischen die fünfte Stelle, bei der Ranke wegen der Schildkröte anruft – wurde das Hin und Her dann beinahe zum Kreislauf. Am Telefon sagt man ihr, es brauche zuerst einen Transportauftrag vom Ordnungsamt. „Da ist mir der Kragen geplatzt“, schildert sie.

Vielleicht war ihr der Frust anzumerken, der sich durch inzwischen 45 Minuten am Telefon – beim ersten Mal gehe nie jemand ran, sagt Ranke – aufgebaut hat. Die Tierrettung erklärt ihr, sie kümmere sich darum, dass der Prozess weitergeht.

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Schildkröte wird zur Pflegestelle gebracht

Etwa eine halbe Stunde später kam dann ein Rückruf der Tierrettung: Sie würden die Schildkröte abholen. Rund 30 Minuten später sei die Tierrettung dann „mit einem riesigen Transporter“ angekommen, um das kleine Tier zu holen, schildert Ranke. Dann ging es schnell: Schildkröte umgeladen in eine Transportbox, eine Unterschrift und Abfahrt.

Das Tierheim Radolfzell hat die Schildkröte wenige Tage später schon wieder verlassen. Sie sei in eine Pflegestelle gebracht worden, sagt eine Mitarbeiterin am Telefon. Gemeldet hat sich der oder die Besitzerin demnach nicht.