Am Himmel über dem Bodensee funkeln in den kommenden Tagen und Nächten wieder zahllose Sternschnuppen: Der alljährliche Meteorstrom der Perseiden erreicht in der Nacht von Dienstag, 12. August, auf Mittwoch, 13. August, seinen Höhepunkt – und bietet ein spektakuläres Naturschauspiel. Für alle, die wissen wollen, wo man am besten hinschaut, haben Max Ruf, Vorsitzender des Trägervereins der Sternwarte Überlingen, und SÜDKURIER-Fotograf Achim Mende Antworten.
Wann ist die beste Zeit, um Perseiden zu sehen?
Der beste Zeitraum für die Beobachtung liegt in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch. Und zwar in der zweiten Nachthälfte, ab Mitternacht, wenn die Erde – von uns in Mitteleuropa aus betrachtet – in den Strom der Meteore eintaucht. „Die Meteore wirken, als würde man mit dem Auto durch einen Schneeschauer fahren“, schwärmt Ruf von dem Anblick. „Man sieht sie überall am Himmel, aber sie scheinen immer vom Sternbild Perseus aus zu kommen.“ Dieses Sternbild sieht man, wenn man Richtung Nord-Nordost blickt. Es liegt unterhalb vom Himmels-W, das vielen Leuten bekannt ist.
Streulicht vermeiden
Ein Fernglas empfiehlt Ruf nicht, denn es schränkt das Gesichtsfeld zu stark ein: „Ein bequemer Liegestuhl und das bloße Auge reichen völlig aus.“ Wer den Blick gen Himmel richtet, sollte möglichst einen Ort mit wenig künstlicher Beleuchtung wählen und einen Rundumblick haben. „Jede Stelle mit wenig Streulicht erhöht die Chance, eine Sternschnuppe zu entdecken“, erklärt Ruf.
Wo kann ich die Perseiden am Bodensee gut sehen?
Am Dienstag geht der Mond um etwa 23 Uhr auf und trübt etwas die Sicht. Umso wichtiger, einen möglichst lichtarmen Ort aufzusuchen. Im Bodenseekreis sind dafür einige Plätze besonders gut geeignet: In Überlingen etwa der Eglisbohl, in Heiligenberg die Amalienhöhe, der Gehrenberg im Deggenhausertal oder die Kapelle in Berg bei Friedrichshafen bieten gute Bedingungen für den freien Blick in die Nacht. Achim Mende empfiehlt zudem die Hegauer Hügelkette, den Mägdeberg oder Hohenkrähen. „Überall, wo man über den Dunst hinauskommt“ und man eine Rundumsicht hat.
Wer dieses Himmelsschauspiel mit einem Foto festhalten will, muss auf Langzeitbelichtung stellen. Er benötigt dann ein Stativ – und viel Geduld. Das lenkt aber alles ab. Achim Mende rät deshalb: „Einfach nur genießen.“ Am besten, so sein Tipp, legt man sich ins Gras oder auf eine Luftmatratze und schaut nur mit den Augen, nicht durch den Kamerasucher.

Max Ruf ist Vorsitzender des Trägervereins der Überlinger Sternwarte. Im Januar übernahm er das Amt vom langjährigen Vorsitzenden Peter Wüst. Die Astronomie ist sein Hobby. Der ehemalige Mathematik- und Physiklehrer am Überlinger Gymnasium nennt als persönlich eindrucksvollstes Himmelsereignis eine totale Sonnenfinsternis am 4. September 2002, die er in Südafrika erlebte.
Live und echt, nicht digital
Der Pädagoge weiß, für das Thema zu begeistern. Derzeit kann man beim Blick durch das Teleskop in der Sternwarte Protuberanzen beobachten, das sind Materialströme auf der Sonne. Ruf stellt den Sucher scharf und lädt seine Besucher in der Sternwarte dazu ein, auf die Sonne zu schauen. Die Vergrößerung ist so stark, dass man nur einen Teil der Sonne sieht – und die gewaltigen Explosionen an ihrem Rand. „Das ist alles live“, betont Ruf. Man kann im Internet solche Bilder zwar jederzeit vom Sofa aus anschauen. Aber der Blick durchs Teleskop ist echt, nicht digital. „Die Leute fasziniert es zu wissen, dass das gerade jetzt passiert.“

Ziel der Sternwarte
Auch wenn die Überlinger Sternwarte selbst mitten in der Stadt liegt und das Streulicht dort ein Problem ist, erfüllt sie ihren Zweck: „Wir wollen einen niederschwelligen Zugang für Besucher, Schulklassen und Kindergartengruppen bieten“, sagt Ruf. 2024 zählte die Sternwarte 1260 Gäste. Für dunklere Beobachtungen nutzt die Sternwarte bewegliche Instrumente, mit denen sie regelmäßig an Orte nicht lichtverschmutzte Orte fährt. Zum Beispiel auf die Amalienhöhe.