Operator Andreas schließt den Bügel. Jetzt gibt es kein Zurück mehr. Auch wenn sich die schwarzen Wolken am Himmel gleich in einem prasselnden Regenschauer entladen, Antares kennt da kein Pardon. Die neueste Attraktion im Conny-Land zwischen Kreuzlingen und Frauenfeld bringt uns zuerst 34 Meter in die Höhe, um uns dann wie die Kugel einer Murmelbahn durch sieben Windungen rasant wieder herunter zu schaukeln.
Tropfend nass stehen wir danach wieder am Boden. Die schiere Höhe, in der man der wippenden Gondel ausgeliefert ist, kitzelt die Nerven. Der immer wieder angedeutete Fall in die Tiefe sorgt für Adrenalinschübe. Todessehnsucht muss man für das Fahrgeschäft aber dann doch nicht mitbringen: Überkopfrollen gibt es keine, die Brille bleibt freiwillig auf der Nase.
„Ein Spaß für die ganze Familie“, freut sich Jeremy Gasser, Juniorchef im Lipperswiler Freizeitpark. „Antares kommt sehr gut an bei unseren Besucherinnen und Besuchern, die anspruchsvolle Installation sieht gut aus, und das Fahrgefühl hat es in sich.“ Meistens ließen die Eltern nach der ersten gemeinsamen Fahrt die Kinder dann weitere Ritte alleine unternehmen, hat Gasser beobachtet. „Mein Vater hatte schon immer eine gute Nase für einzigartige Attraktionen für unseren kleinen Park.“

Der angesprochene Seniorchef Roby Gasser hat selber allerdings noch keinen Ritt auf Antares gewagt. „Bis vor ein paar Jahren machte mir die Höhe nichts aus, jetzt kriege ich immer nasse Hände. Das bringt nichts mehr.“ Die Vorlage für das Fahrgeschäft im Wiener Prater hatte er aber noch persönlich getestet und weiß: „Sie wird gerne unterschätzt. Das ist auch schon bei unserer Cobra-Achterbahn so.“
Antares steht auf dem Dach des Autoscooters
Bahnen wie Antares, sogenannte Roller Ball Coaster, gebe es weltweit nur sehr wenige, sagt Roby Gasser voller Stolz. „Unsere ist die höchste.“ Gebaut wurde sie von RES Ride Engineering Switzerland, dem Unternehmen, welches im Conny-Land schon für den Crazy Professor und Voodoo Island verantwortlich war. „Als kleiner Freizeitpark müssen wir immer etwas Einzigartiges bieten“, erklärt Gasser.
Fahrgeschäfte ab Stange funktionierten nicht. Und weil mit dem Platz im Conny-Land sparsam umgegangen werden muss, hat man Antares eben einfach auf dem Dach des Autoscooters platziert. Ebenso wichtig für den Park ist auch die stetige Erneuerung. „Wir haben schon die nächste Attraktion in Planung, etwas Großes“, sagt der Seniorchef, ohne aber Details zu verraten. „Sie ist bestellt, eine Anzahlung ist geleistet. Wenn alles gut geht, ist sie 2027 fertig.“
Antares, in welche das Conny-Land rund drei Millionen Franken investiert hat, hätte eigentlich auch schon 2024 starten sollen. „Irgendetwas ist halt immer“, meint Roby Gasser lakonisch über die Verzögerung wegen zuerst falsch produzierter Teile.
Weil man mit fixen Terminen im Conny-Land schon öfter schlechte Erfahrungen gemacht hat, gab es für Antares auch keine große Eröffnungssause. „Jedes Mal, wenn wir etwas geplant hatten, gab es Verspätung.“ Also ist die nach einem Stern im Sternbild Skorpion benannte Bahn, die mit einer abenteuerlichen Alien-Story thematisiert ist, am 1. Juni ganz schlicht in Betrieb gegangen.
„Jammern hilft uns nicht, es geht bergauf“, so der Chef
Dennoch sei der Andrang bei der neuen Attraktion groß, wie Roby Gasser sagt. Die Abläufe müssten sich noch etwas einspielen, aber längere Ausfälle hatte man bislang nicht zu beklagen. Und auch die vorgeschriebene Inspektion nach den ersten 10.000 Fahrten löste bei den Parkbetreibern kein Kopfzerbrechen aus, außer dass die Bahn einen halben Tag lang nicht genutzt werden konnte.
Für Parkchef Roby Gasser dürften die Besucherzahlen aber generell etwas höher sein. Oft hielten schlechte Wetterprognosen die Leute vom Parkbesuch ab, obwohl es in der Ferienzeit eigentlich brummen müsste. „2000 Besucher an einem Montag statt wie heute 400.“
Im langjährigen Schnitt jedoch gehe es „langsam, sehr langsam aufwärts“, sagt Gasser. Die Schließung des Delfinariums und die Unsicherheiten während Corona hätten sich einschneidend negativ auf das Geschäft ausgewirkt. Aber Roby Gasser ist Optimist: „Jammern hilft uns nicht, es geht bergauf.“
Urs Brüschweiler ist Reporter unserer Partnerzeitung, der „Thurgauer Zeitung“, in der dieser Beitrag zuerst erschien.