„Die Prinzen“ hätten wohl nicht gedacht, dass 2025 noch „Alles nur geklaut“ von einer Bühne tönt. Von einer Schweizer Bühne beim Festival Stars in Town. Präsentiert nicht von ihnen selbst, dabei treten die Leipziger Musiker weiterhin auf und spielen dabei auch den Song von 1993, sondern von einem deutschen Rapper namens Kontra K. Denn der hat den Song gesampelt, also Melodie und Teile des Textes verwendet und etwas Eigenes draus gemacht. Und während „Die Prinzen“ damit auch Ungerechtigkeit anprangern, könnte Kontra K genau der sein, der klaut.
Zumindest stilisiert er sich so, als voll tätowierter Gangsterrapper aus Berlin, der gerne mal auf die Polizei schimpft. Doch selten trifft die Formulierung „harte Schale, weicher Kern“ es so gut, wenn man sich die Songtexte anhört. Denn was da zwischen Feuer- und Pyrotechnik-Effekte erklingt, ist auch gefühlvoll. Das besingt er selbst: „Alle sehen nur dieses Monster, doch nicht, was ich fühle“ ist der Beginn des Songs „Monster“.
Ein Mann, seine Gefühle und viele Muskeln
Das Konzert ist ein Wechselbad der Gefühle. Denn da ist eben auch der knallharte Typ, mit dem man sich besser nicht anlegt. „Man kommt nicht mit ‚nem Messer zu ‚ner Schießerei“ heißt es in „Blei“. Und da ist der gestählte Körper: Nie werden mehr Handys nach oben gereckt als in dem Moment, als Kontra K zum Song „Kampfgeist 4“ sein langärmliges Oberteil ausgezogen hat.

Doch es ist auch viel Platz für große Gefühle. Denn ja, dieser 38 Jahre alte Mann traut sich, über Gefühle zu sprechen. „Gefühle muss man fühlen“, ruft er dem Publikum zu – und ist ganz am Schluss auch politisch stabil, als er dazu aufruft, dass Menschen sich in ihren Meinungen nicht spalten lassen sollen.
Bedient sich fremder Melodien, aber nicht Erfolge
Davor waren auch andere Samples zu hören, von Lana Del Reys „Summertime Sadness“ über Lykke Li „I Follow Rivers“ bis Sidos „Mein Block“, mit dem Kontra K sogar startet. Doch Kontra K bedient sich nicht nur plump anderer Erfolge, sondern packt eigene Zeilen dazu. Und hat glücklicherweise eine Stimme, mit der sich alles gut anhört.
Dass die manchmal sogar als Kalenderspruch durchgehen könnten – geschenkt. „Erfolg ist kein Glück“ ist nicht umsonst seit dem Erscheinen im Jahr 2015 zu einer Hymne geworden. In Schaffhausen präsentiert Kontra K den Song natürlich kurz vor Schluss, das große Finale vor dem Song „Wölfe“, der immer zum Abschluss erklingt.
Mit Montez geht es auf und ab
Jede Menge eigene Zeilen hatte davor schon Montez parat. Der ist eindeutig kein Gangster, sondern passt eher in die Sparte Schmusesänger. Wie er selbst berichtete, war er bis zum Alter von 27 Jahren „maximal unerfolgreich“ – bis der Song „Auf&Ab“ alles änderte. Vier Jahre ist das her, seitdem ist er nicht mehr nur als Songwriter hinter den Kulissen für andere Künstler unterwegs, und damit sehr wohl sehr erfolgreich, sondern auch als Solokünstler auf den Bühnen. Der Auftritt bei Stars in Town sei erst sein fünftes Konzert in der Schweiz.

Und auch da geht es viel um Gefühle. Sehr viel. Das ist dem Sänger bewusst, daher bezeichnet er sich selbst als „bisschen Stand-up-Comedy-Show“. „Bisschen Quatsch muss sein, weil später wird es so traurig“, sagt er im einen Moment und im anderen kündigt er die „Taschentücher-Season“ an. Zu Recht. Doch das Ergebnis ist auch zu schön. Schließlich gehören zur Liebe nicht nur Herzschmerz, sondern im Idealfall auch schöne Momente. Und die werden lauthals mitgesungen.
Wer Montez live erleben möchte, hat am Freitag, 15. August, in Friedrichshafen die nächste Gelegenheit dazu.