„Willst du gleich alle drei Pakete auf einmal mitnehmen?“, fragt der Angestellte bei MyPaketshop in Bad Säckingen seine Kundin. Sie nickt. In den vergangenen 13 Jahren seit der Eröffnung des Geschäfts wäre diese Frage noch überflüssig gewesen, heute gehört sie zum Alltag.

Denn zum Jahresstart wurde bekanntlich die Zollfreigrenze halbiert. Das heißt: Während man früher erst ab einem Warenwert von 300 Franken pro Person vom Ausland in die Schweiz verzollen musste, ist es seit dem 1. Januar bereits beim Wert von 150 Franken.

Zwischen ausgestopfter Giraffe und eingepackten Pneus

Bei MyPaketshop in Bad Säckingen sind momentan rund 5000 Pakete gelagert. In den meterhohen Regalen gibt es Päckli jeder Größe. Während bei den braunen Standard-Kartonkisten alles drin sein könnte, ist es bei in Plastik eingepackten Reifen offensichtlicher.

Auch Pflanzen, Matratzen, Waschmaschinen oder Fahnenstangen für die Bundesfeier stehen im Lager. Nichts Ungewöhnliches also. Anders sah es auch schon aus, als eine ausgestopfte Giraffe, eine lebendige Schlange oder ein Gecko im Lager stand, wie Inhaber Simon Kühn mit einem Lachen erzählt.

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Am Mittwoch und Donnerstag erreichen am meisten Pakete das Lager an der Wallbacher Straße. Wenn sie geliefert werden, nimmt sie zuerst ein Mitarbeiter an der Rampe entgegen, danach registriert er sie im hauseigenen Programm und legt sie ins Fach ab. Anschließend wird der Besitzer oder die Besitzerin benachrichtigt. „80 Prozent unserer Kundschaft kommen aus dem Fricktal“, sagt Kühn.

Rund 5000 Pakete sind momentan in Bad Säckingen gelagert.
Rund 5000 Pakete sind momentan in Bad Säckingen gelagert. | Bild: Mira Güntert

Manche würden 1000 Pakete pro Jahr bestellen. Diese Anzahl erreicht im Durchschnitt pro Woche das Lager und verlässt es wieder. Nicht abgeholte Pakete gebe es selten, so Kühn. Rund 70 Prozent der Pakete werden innerhalb von drei Tagen in Bad Säckingen abgeholt, der Rest innerhalb einer Woche.

Kundschaft organisiert sich anders

Seit die Zollfreigrenze halbiert wurde, kämen die Kunden mehrmals pro Woche, ist dem Inhaber aufgefallen. „Die Stammkunden, die früher einmal pro Woche kamen, kommen heute dreimal wöchentlich vorbei“, sagt er. Auch die Frau, die am Schalter steht und ihre drei Pakete entgegennimmt, kommt mehrmals wöchentlich von Mumpf nach Bad Säckingen. „Natürlich hole ich heute die Pakete bewusster ab“, sagt sie.

Damit ist sie nicht die Einzige. „Früher kam eine Person pro Abholung, heute sind es zwei“, sagt Kühn. Das zeigt auch der Blick vor Ort. Eine junge Familie kommt gar mit zwei Kindern vorbei. „Wir haben extra die Kinder mitgenommen, damit wir mehr in die Schweiz nehmen können“, sagt die Frau. Mit vier Personen steigt der erlaubte Warenwert auf 600 Franken.

„Seit der Halbierung erreichen uns immer mehr kleinere Pakete“, sagt der Inhaber. Ihm ist auch aufgefallen, dass der Warenwert rund 25 Prozent kleiner wurde. Durch die bewusstere Abholung sei MyPaketshop frequentierter. In Zahlen: Es gebe rund 20 Prozent mehr Paketabholungen. Denn im Schnitt seien früher rund drei Pakete pro Mal abgeholt worden, heute seien es nur noch zwei. Die Anzahl der Pakete, die bestellt würden, habe sich dabei aber nicht verändert.

„Am Anfang gab es eine starke Verunsicherung“, sagt Kühn zur Halbierung der Zollfreigrenze. Auch, weil es vermehrt Kontrollen in der Schweiz gegeben habe. Die Mitarbeiter von MyPaketshop klärten Anfang des Jahres viele Kunden auf. Mittlerweile kennen die Fricktalerinnen und Fricktaler die Tricks. Für die Firma gibt es damit aber mehr Aufwand am Schalter und auch in der Logistik. Wie es sich auf die Zahlen auswirkt, kann der Inhaber erst Ende des Jahres sagen.

Die Autorin ist Redakteurin bei der Aargauer Zeitung. Dort ist der Beitrag zuerst erschienen.