Die Überraschung ist der Initiative „Hegau – Chance für Volkertshausen“ unter der Federführung des ehemaligen CDU-Gemeinderats Rainer Kenzler gelungen: Sie präsentierte den ersten Kandidaten für die Bürgermeisterwahl am 19. Oktober, der zudem die Gemeinde in- und auswendig kennt. Es ist Alfred Mutter, der sich 2019 mit 66 Jahren in den Ruhestand verabschiedet hat und jetzt mit 72 Jahren wieder antritt. Mutter hat am Donnerstag, 7. August, seine Bewerbung für das Bürgermeisteramt im Rathaus eingeworfen.

Die Initiative ‚Hegau‘, mit den ehemaligen Gemeinderäten Rainer Kenzler (CDU) und Reinhard Veit (SPD) sowie Bürger Erhard Fengler als Initiatoren, hatte sich gegründet, weil die Sorge groß war, dass sich nach dem schnellen Wechsel von Bürgermeister Marcus Röwer nach Singen ins Amt des ersten Beigeordneten zum 1. September kein geeigneter Kandidat finden würde. Die Initiatoren und den ehemaligen Bürgermeister verbindet eine Vision, die sie mit der Kandidatur umsetzen wollen.
Der unerwartete Weggang von Marcus Röwer habe in der Gemeinde eine große Verunsicherung hervorgerufen, erklärt Mutter. „Viele Bürger haben mir die Frage gestellt, wie es jetzt mit Volkertshausen weitergeht und haben mich gebeten, noch einmal für das Bürgermeisteramt anzutreten“, sagt er. Gleichzeitig habe sich die überparteiliche Bürgerinitiative „Hegau“ gegründet, die sich Gedanken über die Zukunft der Gemeinde gemacht habe und eine Idee aufgegriffen habe, die in Volkertshausen schon öfter diskutiert wurde.
Zusammenarbeit mit Nachbargemeinden
Die Idee sei, die Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden im mittleren Hegau zu intensivieren. Das Ziel ist eine Verwaltungsgemeinschaft mit benachbarten Gemeinden, erklären Kandidat und Bürgerinitiative. Diese Vision sei von verschiedenen Menschen innerhalb und außerhalb der Gemeinde an die Gründer der Initiative herangetragen worden. Sie seien überzeugt, dass das die Zukunft für die Gemeinden sei, erklärt Rainer Kenzler.
Hintergrund sei eine sich verschlechternde Finanzlage im kommunalen Bereich. Der Wunsch war, die öffentlichen Einrichtungen und das intakte Vereinsleben zu erhalten. „Volkertshausen arbeitet bereits in vielen Bereichen sehr gut mit den Nachbargemeinden zusammen, zum Beispiel beim Standesamt mit Steißlingen oder im Zweckverband für das gemeinsame Gewerbegebiet und im Feuerwehrwesen mit der Stadt Aach“, erklärt Mutter. Jetzt sei es an der Zeit, diese Zusammenarbeit zu verstärken, um Synergieeffekte zu nutzen und Kosten in der Verwaltung zu sparen.
Bei der Wahl eines neuen Bürgermeisters oder einer Bürgermeisterin mit einer achtjährigen Amtsdauer sehen die Initiatoren wenig Chancen, neue Wege zu gehen. Denn der oder die Neue müsse sich erst einmal zwei Jahre einarbeiten und es bestehe im Falle eines Zusammenschlusses von Gemeinden wahrscheinlich keine Bereitschaft, das Amt vorzeitig wieder abzugeben.
Mutter will daher gemeinsam mit den Bürgern diese Vision in zwei Jahren umsetzen und er will seine Amtszeit auf diese Zeit begrenzen. Wenn es funktioniere, werde er nicht mehr als Bürgermeister gebraucht. Wenn es nicht funktioniere, werde er zurücktreten und den Weg für eine Neuwahl freimachen.
Amtszeit ist auf zwei Jahre angelegt
„Was wir in dieser Situation brauchen, ist eine auf etwa eineinhalb bis zwei Jahre angelegte Interimslösung“, erklärt Mutter. Da ihm sein Dorf und die Dorfgemeinschaft sehr am Herzen liege, habe er sich entschieden, noch einmal anzutreten. „Ich mache unserer Bürgerschaft das Angebot, mich noch einmal für eineinhalb bis zwei Jahre in den Dienst meiner Heimatgemeinde zu stellen“, erklärt Mutter.
Er sei gesund und fühle sich noch fit für die Herausforderung. Außerdem sei er sofort verfügbar und brauche keine lange Einarbeitungszeit. Er mache das Angebot, weil es die Möglichkeit biete, im mittleren Hegau neue Wege zu gehen und er sich später nicht den Vorwurf machen möchte, das nicht probiert zu haben.
Eine Gemeinde aus mehreren Dörfern
Sein Ziel sei, Gespräche mit den Nachbargemeinden zu führen, sodass sich im mittleren Hegau, im Dreieck zwischen Singen, Engen und Stockach eine neue kraftvolle Gemeinde aus mehreren Dörfern bildet, die die schwieriger werdende Finanzlage bewältigt und auch bei einer etwaigen Gemeindereform Bestand habe. Damit ein solcher Zusammenschluss erfolgen könne, müsse die Bürgerschaft in einem Bürgerentscheid vorher ihre Zustimmung geben.
„Ich gehe davon aus, dass die Bürgermeister der Nachbargemeinden, die ich alle persönlich kenne, offen für Gespräche sein werden, über die Idee, neue Wege für eine gemeinsame Zukunft zu gehen“, erklärt Mutter. Bei einer Neubildung einer Gemeinde könne er zurücktreten, um einen neuen gemeinsamen Bürgermeister zu finden. Sollten die Verhandlungen und ein Bürgerentscheid nicht zum Zusammenschluss führen, könne er seinen Rücktritt erklären und den Weg für eine geordnete Bürgermeisterwahl freimachen.