Erster und Zweiter Weltkrieg, Weltwirtschaftskrise: Was die meisten nur aus dem Geschichtsunterricht kennen, ist für Herta Otilie Labude Alltag gewesen. Denn sie blickt auf eine Lebensspanne zurück, die nur sehr wenigen Menschen vorbehalten ist. Geboren wurde sie am 25. September 1917, da herrschte noch der Erste Weltkrieg. Jüngst feierte Labude ihren 108. Geburtstag. Sie ist somit die älteste Stockacherin und gleichzeitig die zweitälteste Frau im Landkreis Konstanz.

Zur Feier des Tages gab es für Labude ein ganz besonderes Geburtstagsfest, welches Heimleiterin Marion Endres vom Pflegeheim Hegauwiesen mit den Mitarbeitenden vorbereitet hatten. Direkte Familie hat die Seniorin nicht mehr, dafür aber noch zwei enge Freundinnen, die mit 82 und 92 Jahren beide an diesem Tag vorbeikamen, um mit ihr Zeit zu verbringen.

Sogar Glückwünsche vom Ministerpräsident

Wenngleich Herta Labude ihr vertrautes Zimmer dem Trubel sonst vorzieht, so genoss sie auch den Besuch von Pfarrer Ulf Weber und seiner Frau Heike Heckmann, welche ihr persönlich gratulierten. Herta Labude saß mit weißer Bluse und einem selbstgehäkelten Westchen im Sessel, über ihr schwebende Luftballons in Form der Zahl 108.

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Auch wenn ihr Augenlicht ihr vieles nicht mehr zu sehen erlaubt, hatte sie durch ihre Hörgeräte doch die ein oder andere Frage verstanden und bejaht oder verneint. So überbrachte auch Stockachs Bürgermeisterin Susen Katter die Glückwünsche der Stadt Stockach sowie von Ministerpräsident Winfried Kretschmann. Und auch der Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier sende jährlich ab dem 105. Lebensjahr seine Glückwünsche, berichtete ihre Freundin Marie-Luise Pannenbecker.

Zum Geburtstag gibt‘s ein Ständchen, bei dem alle Besucher mitsingen.
Zum Geburtstag gibt‘s ein Ständchen, bei dem alle Besucher mitsingen. | Bild: Doris Eichkorn

Im Anschluss wurde gemeinsam ein Lied angestimmt, bevor es an der herbstlich gedeckten Geburtstagstafel im Gespräch wieder um das Leben von Herta Labude ging. Sie hat als Hauswirtschaftslehrerin gearbeitet und ist erst nach ihrer Pensionierung aus Kassel in die Bodenseeregion zu ihrer Schwester gezogen. Hier lebte die bescheidene, belesene und gläubige Dame mit ihrer Schwester in Nenzingen.

Mit über 100 Jahren immer noch aktiv

Mit über 100 Jahren ist es für sie noch selbstverständlich, sich mit dem Zug nach Radolfzell oder Konstanz auf den Weg zu machen, um sich mit ihren Freundinnen zu treffen oder den Markt zu besuchen. „Was muss man in 108 Lebensjahren alles erlebt haben?“, das fragte sich nicht nur Bürgermeisterin Susen Katter. Sie hatte sich für diesen besonderen Nachmittag viel Zeit genommen.

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In Stockach und den dazugehörigen Ortschaften gibt es neben der 108-jährigen Seniorin aktuell nur noch eine Frau, die 102 Jahre alt ist. Ein Mann könnte im Oktober noch in den Reigen der Hundertjährigen eintreten, heißt es auf Nachfrage von der Stadt Stockach.