Wie verändern sich die Gemeinden im Raum Stockach in den kommenden Jahren? Das ist eine wichtige Frage, mit der sich die Kommunalverwaltungen und die Gemeinderäte immer wieder auseinandersetzen müssen. Auf Nachfrage des SÜDKURIER geben mehrere Rathauschefs aus dem Raum Stockach Einblick, mit welcher Bevölkerungsentwicklung sie rechnen und welche Herausforderungen dadurch entstehen.
1. Stockach wächst leicht
Aktuell hat die Stadt inklusive ihrer Ortsteile knapp 18.000 Einwohner. „Je nach Quelle unterscheiden sich die Zahlen leicht“, erklärt Bürgermeisterin Susen Katter. Je nachdem, ob man die Fortschreibungen des Statistischen Landesamts oder die aktuellen Zahlen aus dem Meldewesen heranzieht, liege die genaue Zahl zwischen 17.628 und 17.737. Davon entfallen laut Katter 8950 Einwohner auf die Kernstadt. „Diese Unterschiede ergeben sich aus verschiedenen Berechnungsmethoden zwischen amtlicher Statistik und Melderegister“, erklärt Katter.
Leichter Anstieg in der Einwohnerzahl
In den vergangenen Jahren sei ein leichter Anstieg der Einwohnerzahlen festzustellen, „allerdings nur in sehr geringem Umfang“, so Katter. Parallel sei seit einiger Zeit ein Geburtenrückgang zu beobachten. Ob es sich hierbei um einen dauerhaften Trend handelt, ist derzeit noch nicht sicher einzuschätzen.
Das System des Statistischen Landesamts wurde jüngst umgestellt, hier findet sich nun auch eine Vorausrechnung für Stockach. Auf den ersten Blick ist erkennbar, dass in Stockach die Bevölkerung wesentlich älter werden wird und auch die Anzahl der Menschen im hohen Alter zunehmen wird. Dagegen werde die Anzahl der jüngeren Menschen abnehmen.
Das hat auch Konsequenzen für die örtliche Infrastruktur. So behalte man bei der Stadtverwaltung die Entwicklung der Geburtenzahlen genau im Auge, um daraus Ableitungen für die Planung künftiger Kita-Kapazitäten treffen zu können. Wie Hauptamtsleiter Hubert Walk erst vor Kurzem im Gespräch mit dem SÜDKURIER berichtete, sehe es aktuell so aus, als müssten in nächster Zeit keine zusätzlichen Betreuungskapazitäten geschaffen werden.
Stadt will sich für mehr Pflegeplätze einsetzen
Mit Blick auf die zunehmend älter werdende Bevölkerung erklärt Bürgermeistein Katter, dass es bereits in der Vergangenheit Gespräche mit Projektentwicklern gab, die das Thema Pflege aufgegriffen haben. „Häufig scheitern Projekte derzeit jedoch an den hohen Baukosten. Umso wichtiger ist es, weiterhin verlässliche Partner zu finden und wohnortnahe Pflegeplätze zu schaffen“, so Katter. In diesem Zusammenhang bilde die wohnortnahe medizinische Versorgung einen wichtigen Schwerpunkt.
„Gerade mit Blick auf unsere niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte, die ebenfalls älter werden, ist die Frage der Nachfolge entscheidend. Ebenso gilt es, unser Krankenhaus zukunftsfest aufzustellen und weiterzuentwickeln, um die medizinische Versorgung für die Menschen in Stockach bestmöglich zu gewährleisten“, erklärt die Bürgermeisterin.
Ein weiterer wichtiger Faktor sei der Wohnraum, denn er ist entscheidend für den Zuzug von jungen Menschen und Familien. „Deshalb ist es wichtig, neue Baugebiete zu entwickeln und so unter anderem die Attraktivität unserer Stadt langfristig zu sichern“, sagt Katter.
2. Bodman-Ludwigshafen knackt bald 5000 Einwohner
Laut Auskunft von Bürgermeister Christoph Stolz zählt die Doppelgemeinde am Seeende derzeit 4870 Einwohner. Die Gemeindeverwaltung rechne damit, dass in den kommenden Jahren, insbesondere bei Realisierung der bereits geplanten Bau- und Wohnprojekte, die 5000-Einwohner-Marke überschritten wird. Die Einwohnerzahl werde sich dann in diesem Bereich einpendeln.
„Damit sind wir dann im Hinblick auf unsere aktuellen Kapazitäten im Bereich Kinderbetreuung (Kita und Schule) sicherlich in der Lage, die entsprechende Versorgung mit der aktuellen Infrastruktur sicherzustellen“, so Stolz.
Gemeinde muss auf viele Anforderungen reagieren
Das gelte natürlich nur, solange die Anforderungen, Rechtsansprüche und Standards vonseiten Bund, Land und Europäischer Union unverändert bleiben. „Der Gesetzgeber ist hier ja durchaus immer wieder kreativ und die Realisierung und Finanzierung dann wieder Sache der Kommunen“, so Stolz.
Insgesamt verzeichne man im Rathaus einen enormen Bedarf an Wohnraum, „insbesondere im Mietwohnungsmarkt unserer eigenen Bevölkerung. Aber natürlich sind wir auch ein Ziel von Wohnungssuchenden mit einem Wunsch nach Eigentum am See beziehungsweise mit Seesicht. Es ist davon auszugehen, dass dieser Bedarf weiterhin auch hoch bleibt“, sagt Stolz. Mit dem Bebauungsplangebiet Kapellenäcker sehe er aber insbesondere den Mietwohnungsmarkt als gemeindliches Ziel.
Hinsichtlich Altenpflege und medizinischer Versorgung teile die Gemeinde die gesamtgesellschaftliche Situation. „Diese Angebote werden weniger und leider auch teurer. Aktuell sind wir mit einer durchaus respektablen Anzahl an Hausarztsitzen gesegnet“, erklärt Bürgermeister Stolz. Die Gemeinde pflege einen regelmäßigen Austausch mit den örtlichen Hausärzten im Rahmen des Runden Tischs Gesundheit. So sei es auch in bisher zwei Fällen gelungen, eine Übergabe in Arztpraxen zu begleiten. „Das wird auch künftig unser Ziel sein, diese Hausarztsitze in der Gemeinde zu halten“, betont Stolz.