Nach einem Jahr Pause ist das Jugendtheater in Radolfzell zurück mit neuer Leitung, neuem Namen und vielen neuen Gesichtern. Unter Tanja Wildenhof heißt die Gruppe nun TeenZ und startet gleich mit einem besonderen Projekt: dem selbstgeschriebenen Stück Ranuka.

Der SÜDKURIER durfte bei einem der Proben hinter die Kulissen blicken. Die Lichter brennen, das Bühnenbild steht, die Kostüme sitzen – und die Jugendlichen sind bereits voll in ihren Rollen. Ranuka ist eine moderne Interpretation von Rapunzel: ergänzt um eine böse Zwillingsschwester und philosophischen Überlegungen zu Materialismus, Familienzugehörigkeit und Unabhängigkeit. Gleichzeitig bleibt der märchenhafte Charakter erhalten – mit mittelalterlichen Kostümen und Bühnenbild.

Für Tanja Wildenhof ist es das erste Projekt mit dem Jugendtheater. „Dann gleich auch mit einem selbstgeschriebenen Stück“, sagt sie lachend. Zuvor war Wildenhof schon bei anderen Kinder- und Jugendprojekten in Mannheim involviert. Zu dem Stück Ranuka meint sie: „Das habe ich jetzt wirklich für hier und auf manche der Darsteller zugeschrieben“, erklärt sie.

Denn viele Jugendliche sind neu dabei. Nach dem Abschied von Wildenhofs Vorgängerin Anny de Silva und der langen Pause musste die Gruppe sich neu aufbauen, da viele ehemalige Darsteller in der Zwischenzeit gegangen sind. Werbung in Schulen brachte frischen Nachwuchs. Nun spielen bei Ranuka junge Erwachsene im Alter von 17 bis 25 Jahre mit. Schon beim Erstellen des Stücks durften die jungen Darsteller mitreden. Wildenhof erzählt: „Da kamen auch ein paar Kritikpunkte, und dann hat eine gesagt: Ich würde gerne eine fiese Rolle spielen, da ist ja keine. Dann habe ich das Stück wirklich nochmal umgeschrieben“. So entstand die Rolle der Antagonistin und Zwillingsschwester von Ranuka gespielt von Paula Kempter. Mitsprache, so Wildenhof, sei ihr besonders wichtig: „Man kann eine Rolle nur gut spielen, wenn man sich in ihr auch wirklich wohlfühlt.“

In der Probe zeigt sich, wie konzentriert das Team arbeitet. Kleine Patzer passieren noch: eine Audio-Box verbindet sich mit dem falschen Handy, das Licht sitzt kurz am falschen Fleck, einmal wird eine Textzeile vergessen. Doch schnell wird klar: Es sind nur noch Details, an denen gefeilt werden muss. „Man darf hier nicht von Professionalität ausgehen, sie sind noch am Lernen. Manche stehen zum ersten Mal überhaupt auf der Bühne“, sagt Wildenhof. Gerade das mache den Reiz aus: „Wir haben Zimmertheater-Charakter. Das Publikum sitzt fast mit auf der Bühne, die Nähe erhöht natürlich die Nervosität.“

Dass die Gruppe diese Herausforderung meistern kann, hat sie bereits im Sommer bewiesen. Damals wurde Ranuka in kleinerem Rahmen aufgeführt – beide Vorstellungen waren ausverkauft. „Die Leute waren richtig begeistert, auch die Erwachsenen – es ist ja nicht nur für Junge“, erinnert sich Wildenhof. Die Resonanz war so positiv, dass nun ein Revival folgt: Am 26. und 27. September gibt es zwei weitere Aufführungen.

Für die Jugendlichen ist das eine besondere Gelegenheit. Bei den ersten Terminen konnten nie alle Darsteller gemeinsam proben, nun wächst die Gruppe noch enger zusammen. Wildenhof zeigt sich beeindruckt: „Wir haben von allen zwei, die schon lange Theater spielen. Aber die Hauptdarstellerin Ema Bundschuh steht zum ersten Mal auf der Bühne – ein reines Naturtalent. Sie hat hier ihr Hobby für sich entdeckt.“ Auch Souffleuse Ricarda Olleck musste zuletzt kaum eingreifen. „Ich bin richtig stolz!“, sagt Wildenhof.

Das Ziel der neuen Leiterin ist klar: Viel Spaß und Mitspracherecht. Dieser Ansatz prägt auch die Zukunftspläne. Die ältere Gruppe soll bald gemeinsam das nächste Stück auswählen, während mit den Jüngeren ein Musical vorbereitet wird, bei dem wieder Jung und Alt auf der Bühne zusammenkommen.

TeenZ ist damit mehr als ein Wiederaufleben – es ist ein Neustart. Ein neuer Name, ein neues Ensemble, eine neue Handschrift. Vor allem aber ist es eine Einladung an Jugendliche, Theater als Ort der Kreativität, des Austauschs und des gemeinsamen Erlebens wieder in Radolfzell entdecken zu können.