Es sind geschichtsträchtige Bauwerke, in die in einiger Zeit mehrere Ämter der Stadtverwaltung von Villingen-Schwenningen einziehen sollen. Derzeit laufen groß angelegte Umbauarbeiten in zwei früheren Kasernengebäuden in dem Gebiet, das heute als Oberer Brühl bezeichnet wird – und die früher einmal zur Mangin-Kaserne gehörten.

Die Kompaniegebäude Ost und West wurden als solche nach dem Zweiten Weltkrieg von den französischen Besatzern genutzt, später von einer deutsch-französischen Brigade, wie Ute Schulze, Leiterin des Stadtarchivs, am Rande einer Baustellenbesichtigung erklärte. Die Besichtigung gehörte zum Richtfest der aufwendig umgebauten Gebäuderiegel.

Errichtet hätten die Gebäude allerdings die Nationalsozialisten, so Schulze. Vor der Mangin-Kaserne gehörten die Bauten zu einer Wehrmachtskaserne.

Die Beleuchtung ist noch etwas schummerig: Blick in einen frisch verputzten Flur bei der Baustellenführung.
Die Beleuchtung ist noch etwas schummerig: Blick in einen frisch verputzten Flur bei der Baustellenführung. | Bild: Freißmann, Stephan

In diese geschichtsträchtigen Mauern soll auch Schulzes eigenes Amt, das Stadtarchiv, einziehen. Und darauf freue sie sich auch schon, so Schulze. Außerdem werden Räume für das Amt für Innenrevision, Bürgeramt, Personalamt, Rechtsamt und das Amt für digitale Transformation und IT vorbereitet.

Hauptsächlich Ämter, die derzeit in gemieteten Räumen untergebracht sind, sollen ins städtische Eigentum ziehen, ergänzt Stadtsprecher Patrick Ganter. Der Umzug soll aber nicht übermorgen passieren, geplant sei er für Frühjahr 2027, wie Projektleiter Tobias Walderich am Rande des Termins sagte.

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Oberbürgermeister Jürgen Roth bezeichnete das Richtfest bei seiner Ansprache als einen Meilenstein für die Entwicklung des früheren Kasernengeländes, nachdem im Oktober 2024 schon die Erschließungsarbeiten abgeschlossen wurden. Denn neben den früheren Kasernengebäuden soll ein modernes Stadtquartier entstehen und dafür braucht es Straßen und Wege.

Ein „urbanes, ökologisches Vorzeigequartier mit sozialer Infrastruktur“ kündigte Roth in seiner Rede an und stellte in Aussicht, dass dieses in den nächsten zwei Jahren wachsen soll.

Fortschritte bei Wohnbebauung

Die Wohnbebauung, für die die Stadtverwaltung zunächst auf den freien Markt setzte, gestaltet sich zäh. Derzeitiger Stand ist, dass die Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen (WBG) laut Gemeinderatsbeschluss vom April dort 125 neue Wohnungen errichten soll. Die Baukonjunktur machte die Suche nach einem potenten Bauherrn schwierig.

Doch Roth machte in seiner Rede beim Richtfest auch Andeutungen, dass es „fortgeschrittene Verhandlungen“ mit einem Investor gebe, der alle Baufelder erwerben und bebauen wolle – in weniger als zwei Jahren. Möglicherweise gebe es eine vorgezogene Nikolausüberraschung.

Oberbürgermeister Jürgen Roth bei seiner Ansprache auf der Garage für die Fahrzeuge des Kommunalen Ordnungsdienstes.
Oberbürgermeister Jürgen Roth bei seiner Ansprache auf der Garage für die Fahrzeuge des Kommunalen Ordnungsdienstes. | Bild: Freißmann, Stephan

Seit Oktober 2020 gehöre das sieben Hektar große Gelände der Stadt, so der OB. Und der Weg bisher sei kein Spaziergang gewesen. Altlasten mussten beseitigt werden und die archäologische Rettungsgrabung des früheren Stalag habe es auch noch gegeben, so Roth.

Das Stammlager V B war eines der größten Lager für Kriegsgefangene im Zweiten Weltkrieg in Süddeutschland. Es lag im späteren Kasernengebiet.

Beim Richtspruch (von links): Frank Junker, Gerd Linse, Florian Schneider, Oliver Bischof und Simon Zimmermann.
Beim Richtspruch (von links): Frank Junker, Gerd Linse, Florian Schneider, Oliver Bischof und Simon Zimmermann. | Bild: Freißmann, Stephan

Bei den beiden Kompaniegebäuden sind die Arbeiten weiter fortgeschritten. Zu sehen sind zum Beispiel die neuen Räume für das Stadtarchiv.

Projektleiter Walderich erklärt die Herausforderungen dabei. Die Rollregale, in denen die Archivalien untergebracht sind, bräuchten nämlich einen sehr ebenen Boden. Und ein Gewicht von an die eine Tonne pro Quadratmeter würden diese auch noch auf die Waage bringen, schätzt Walderich.

Damit das alte Gebäude das hergibt, seien die Betondecken verstärkt und mit zusätzlichen Stützen abgestützt worden. Die Stützen stehen im Keller jeweils auf Fundamenten, die wiederum mit 5,50 oder 7,50 Meter langen Mikropfählen im Boden verankert wurden. Über diese Mikropfähle werde die Last dann in den Boden abgeleitet.

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Aufwendig war der Umbau auch im Dachgeschoss. Denn dort haben die nationalsozialistischen Bauherren viel Beton und laut Ute Schulze auch Stahlbeton eingebaut, um das Gebäude sicher gegen Angriffe zu machen.

Diese recht kleinen Gaupen vom Dach zu bekommen, sei sehr aufwendig gewesen, sagte Projektleiter Walderich. Inzwischen sind großzügige helle Gaupen auf den beiden Gebäuden zu sehen.

Und die Stadt baut weiter: Am 2. November soll der Umbau des ehemaligen Offizierskasinos zu einem Kindergarten beginnen, so Walderich.