Die Suche nach bezahlbarem Wohnraum wird immer mehr zur Suche nach dem Heiligen Gral. Diesen bildlichen Vergleich wählt Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnungsbaugesellschaft Villingen-Schwenningen (Wbg), wenn er auf die örtlichen Probleme im Wohnungsbau blickt.

Den Kelch der Erlösung hat allerdings auch er nicht gefunden angesichts des eklatanten Mangels an Wohnraum in Villingen-Schwenningen. Doch die Wbg will mit eigene Neubauprojekten der Zurückhaltung des privaten Wohnungsmarktes entgegenwirken.

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Ablesbar ist die Wohnungsnot an einer Zahl, die Müldner im April 2025 im Gemeinderat von Villingen-Schwenningen nannte. Danach stehen auf der Wbg-Warteliste mehr als 2200 Namen. Diese Entwicklung zeigt: Der Wbg kommt eine immer wichtigere Rolle zu, weil der Markt diesen Mangel derzeit nicht auszugleichen vermag.

Hohe Baukosten sorgen für geringe Neubau-Impulse

Der Bedarf ist hoch, doch die Anreize zum Bauen sind gering. Denn Baupreise sind nach wie vor hoch, und auch die Zinsen dämpfen den Ehrgeiz, die Lücke zwischen Bedarf und Angebot zu schließen.

Trend wechselt von Wohnungseigentum hin zu Mietwohnungen

Vor dem Hintergrund der hohen Finanzierungs- und Baukosten registriert die Wbg eine Verschiebung der Nachfrage weg vom Eigentum hin zur Miete – mit dem Ergebnis, dass die Mieten steigen.

Mieten werden voraussichtlich ständig ansteigen

Müldner geht davon aus, dass diese Entwicklung anhalten wird: „Wir rechnen mittelfristig mit einem kontinuierlichen Anstieg der Mieten in Villingen-Schwenningen“, heißt es im Wbg-Jahresbericht.

Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft Villingen-Schwenningen.
Rainer Müldner, Geschäftsführer der Wohnbaugesellschaft Villingen-Schwenningen. | Bild: Wohnbaugesellschaft

6,91 Euro Miete pro Quadratmeter

Diese Entwicklung spiegelt sich auch bei der Entwicklung der Wbg-Mieten wider, die zuletzt von 6,61 Euro (2023) auf 6,91 Euro (2024) pro Quadratmeter angestiegen sind. Damit liege die Wohnungsbaugesellschaft aber noch um ein gutes Viertel unter den herkömmlichen Mieten in der Region, wie Müldner betont.

In Villingen-Schwenningen betrage der Quadratmeterpreis ansonsten im Durchschnitt 9,53 Euro, im Schwarzwald-Baar-Kreis 8,91 Euro und damit um etwa fünf Prozent mehr als noch ein Jahr zuvor.

Gemäßigte Wbg-Mieten wirken als Preisbremse auf dem Mietwohnungsmarkt

„Wir treiben die Entwicklung nicht, sondern wir dämpfen sie“, sagte Müldner mit Blick auf diese Zahlen. Zum Vergleich: In Freiburg liegen die Durchschnittsmieten bei 14 Euro, wie dem dortigen Mietspiegel zu entnehmen ist.

Die Wbg in Zahlen

Längst ist klar, dass sich der wachsende Bedarf nicht mehr durch den Bestand abdecken lässt, zumal die Leerstandsquote auf 1,1 Prozent abgesunken ist. „Das ist praktisch Vollvermietung“, sagte Müldner.

Nur selten werden Wbg-Wohnungen wieder frei

Auch die Fluktuationsquote ist mit 5,5 Prozent äußerst gering. Das bedeutet: Es werden nur ganz selten Wohnungen frei, die dann neu vermietet werden könnten.

Platz für viele Wohnungen, aber keiner will bauen: Im Gebiet Oberer Brühl soll die Wohnungsbaugesellschaft mit einem ersten Bauprojekt ...
Platz für viele Wohnungen, aber keiner will bauen: Im Gebiet Oberer Brühl soll die Wohnungsbaugesellschaft mit einem ersten Bauprojekt dafür sorgen, dass sich künftig auch wieder private Bauträger Interesse an der Schaffung von Wohnraum beteiligen. | Bild: Hans-Jürgen Götz

Wbg will mit Neubauprojekt in Schwenningen 2026 endlich loslegen

So rücken Neubauprojekte verstärkt in den Fokus. Dazu zählt ein größeres Projekt an der Schwenninger Sturmbühlstraße, das zwischenzeitlich ins Stocken geraten war. Die Wbg-Geschäftsführung geht davon aus, im Frühjahr 2026 mit dem Bau der 106 Wohnungen beginnen zu können.

Ungeklärt ist dort derweil noch die Förderung: Bis zu einer Entscheidung der L-Bank könnte noch ein Jahr vergehen, befürchtet Müldner. Die betreffenden Haushaltsmittel seien verplant.

Müldner will mit diesem Projekt aber nicht länger zuwarten und baut darauf, die Phase bis zur erhofften Bewilligung der Gelder überbrücken zu können.

Zähe Entwicklung für Villinger Neubaupläne im Oberen Brühl

Reichlich zäh gestaltet sich auch das Projekt im Oberen Brühl, für das die Stadt ursprünglich ihre Hoffnungen auf den freien Markt gesetzt hat. Doch die hochfliegenden Pläne von Verwaltung und Gemeinderat, die dort ein neues Quartier mit bis zu 680 Wohnungen vorsahen, sind längst auf dem harten Boden der aktuellen Baukonjunktur aufgeschlagen.

So beschloss der Gemeinderat im April, die Wohnungsbaugesellschaft mit dem Einstieg ins Projekt zu betrauen. Die Größenordnung entspricht dabei längst nicht mehr den ursprünglichen Planungen, denn zunächst sollen dort nur 125 neue Wohnungen unter der Ägide der Wbg entstehen – in der Hoffnung, private Bauträger werden nach einem Startschuss für das Projekt die Entwicklung dieser Brache vorantreiben.