Nach dem mutmaßlichen Aus für den ‚Kapuzinerhof‘ gibt es nun eine weitere Hiobsbotschaft für die Villinger Innenstadt: Nur wenige Meter entfernt in der Niederen Straße sind auch die Tage der beliebten „Bildergasse“ gezählt. Das Betreiber-Ehepaar Birgit und Wolfang Schrenk schließt die Restaurant-Türen zum Jahresende für immer.
In den vergangenen Tagen hat Wolfgang Schrenk eine Menge trauriger Gesichter zu sehen bekommen. Der Grund: Immer der gleiche. Die Gäste mit den bekümmerten Mienen hatten erfahren, dass das kleine, aber feine Restaurant mit Lieferservice am 20. Dezember zu letzten Mal geöffnet haben wird. Abschied also vom stadtbekannten Schnitzel mit Rigatoni Arrabiata, von dampfender Lasagne oder frischen Leberle an der Fasnet.
Kompletter Abschied von der Gastronomie
„Wir haben jetzt unsere persönliche Altersgrenze erreicht, sind über 60“, erklärt Birgit Schrenk die Gründe für den Schritt. Auch die Gesundheit spiele eine Rolle.
Kult-Koch Waldemar Andruhovic, der bei allen Stammgästen nur als Walde bekannt ist und einst beim verstorben Altmeister Renato Camilli höchstpersönlich sein Handwerk erlernt hat, ist zwar noch unter 40. Aber auch er möchte der Gastronomie den Rücken kehren und „etwas ganz anderes“ machen.
Ja, das Herz blute ihnen schon, sagen die drei mit Blick auf jenen Tag im Dezember, an dem die Geschichte der „Bildergasse“ enden wird. 2016, vor neuneinhalb Jahren, haben Schrenks die damalige „KostBar“ übernommen, Walde stand damals dort schon am Herd.
Zusammen haben sie unzählige Stunden, viel Engagement und eine Riesenportion Energie investiert, um hier einen gemütlichen Treffpunkt mit leckerem Essen für die Villinger zu schaffen. „Wir drei, wir sind die ,Bildergasse‘“, bringen sie es auf den Punkt. Max Erdmann, der vierte Mitstreiter im Bunde, hat das Team schon vor einiger Zeit verlassen.
Keine Ahnung oder kein Geld
Zwei Jahre lang hat das Trio nun nach einem potenziellen Nachfolger gesucht, der das Lokal mitsamt Konzept übernimmt. „Unser größter Wunsch wäre es gewesen, wenn wir jemanden gefunden hätten, der die Bildergasse eins zu eins weitergeführt hätte, sodass den Gästen der Wechsel gar nicht aufgefallen wäre“, sagt Birgit Schrenk.
Es sollte nicht so kommen. Die wenigen Interessenten hatten entweder keine Ahnung von der Gastronomie oder kein Geld.
Zum Abschluss ist noch mal Fasnet
Ab dem 21. Dezember werden Walde, Wolfgang und Birgit Schrenk also noch einmal alle Kräfte mobilisieren und ausräumen, alles muss raus. Die Räume, so erzählen sie, seien inzwischen schon weiterverpachtet. Was genau in Zukunft aus der „Bildergasse“ wird, wissen aber auch sie nicht.
Was sie aber genau wissen: Bis zum Abend des letzten Tages wollen sie noch einmal alles geben. Wollen noch einmal alle Lieblingsgerichte der Villinger kochen. Linsen, Leberle, Kutteln, zählt Walde auf. „Wir feiern einfach noch mal vorgezogene Fasnet“, sagt er und lacht.
Was wird also nach dem 20. Dezember 2025 von der „Bildergasse“ bleiben? Für das Trio auf jeden Fall viele wundervolle Erinnerungen.
Wie etwa jene aus den Anfängen der Corona-Zeit. Damals, so erzählt Wolfgang Schrenk, hatte das zu der Zeit über zehn Mitarbeiter große Team ein altes Sofa in die Gaststube geschleppt. Gemeinsam saßen alle dort, spielten Playstation und warteten darauf, dass die ersten Anrufe für den Lieferservice hereinkamen. Das damals ganz neue Standbein existiert bis heute. „Und es brummt“, sagt Schrenk.
Es geht weiter mit Musik
Das Ende der „Bildergasse“ soll indessen nicht zum Ende des eingeschworenen Trios werden. Ende Dezember geht es erst einmal gemeinsam in den Urlaub, den Kopf freikriegen. Auch beruflich wollen Walde, Birgit und Wolfgang Schrenk wohl weiter gemeinsame Wege gehen. Nicht mit Bratensauce und Co. zwar, sondern mit Musik, wie Wolfgang Schrenk verrät.