Steffen Schmid hat ein Problem: Sein Studio 1, der letzte Konstanzer Plattenladen, muss zum 31. Dezember 2025 die Räumlichkeiten in der Oberen Laube 64, schräg gegenüber vom Schnetztor in Konstanz, räumen. 20 Jahre lang führte der Hornberger den Laden, der seit insgesamt 30 Jahre existiert. „Es gibt immer weniger solcher Läden“, sagt er. „Das ist irgendwie schade.“
Der 56-Jährige betont: „Ich habe mit meinem Vermieter gar kein Problem und möchte auch keine schmutzige Wäsche waschen. Er ist ein Geschäftsmann und die Kündigung ist sein gutes Recht. Wir hatten acht Jahre lang ein gutes und faires Verhältnis, unsere Verträge immer jährlich erneuert.“ Letztlich ging es um die Höhe der Pacht.
Studio 1 vor dem Aus: Was passiert mit der Ladenfläche am Schnetztor?
In Konstanz kursieren Gerüchte, dass in dem Gebäude, in dem sich auch die Trattoria La Bruschetta befindet, ein weiteres italienisches Restaurant eröffnet werden soll. Jürgen Selau, der Besitzer der Immobilie, sagt dazu: „Es wird kein Restaurant werden. Es laufen zwar bereits konkrete Gespräche, aber es ist noch nichts unterschrieben und demnach noch nicht spruchreif. Das Gebäude ist sanierungsbedürftig, diese nötigen Arbeiten werden im Frühjahr 2026 durchgeführt.“ Er rechnet damit, dass im Frühling die neuen Pächter einziehen können. Über dem Laden befindet sich auch noch eine Wohnung.
Steffen Schmid bleiben somit zwei Optionen: Entweder er findet ein neues Ladengeschäft oder er muss Studio 1 aufgeben. „Bis 2000 Euro warm kann ich bezahlen“, sagt er. „Die neuen Räume müssten mindestens 80 Quadratmeter groß und in ähnlicher Lage sein, denn wir benötigen Laufkundschaft und Touristen.“
Anfang 2026 und spätestens im März müsste der Umzug vonstatten gehen, bis dahin lagern die Platten und CDs ab Januar in einem Lager in Hornberg. „Ansonsten müsste ich den Laden aufgeben“, erklärt der Inhaber. Und was würde dann mit den vielen tausend Platten passieren? „Ich würde wieder auf Flohmärkte und Messen gehen, dort kaufen, verkaufen oder tauschen.“ Online-Handel ist seine Sache nicht: „Das würde ich nur vereinzelt machen.“
Wie der Plattenhändler aus Konstanz zu seiner Leidenschaft fand
Wie kommt man eigentlich in der heutigen Zeit dazu, noch mit Schallplatten zu handeln? „So eine Platte aus der Hülle zu holen und auf einen Plattenspieler zu legen – das hat doch was“, erklärt Steffen Schmid. „Da kann man mit den Händen eingreifen. Da ist wirklich Musik zum Anfassen, das sind nicht nur virtuelle Daten.“ CDs würde niemand mehr kaufen, „Platten jedoch sind etwas für Liebhaber. Der Hype wird auch weitergehen. Plattenliebhaber sind besondere Menschen.“
Während des Studiums merkte Steffen Schmid, dass das Sammeln, Verkaufen und Tauschen von Platten ihm mehr Spaß macht als das Studium der Energie- und Umweltschutztechnik. Also verließ er die Uni mit 22 Jahren und widmete sich dem Plattengeschäft.
Kennt er denn jeden Interpreten auf Vinyl? „Nein“, sagt er lächelnd. „Ich muss wissen, was für eine Platte ich in der Hand halte, was sie für ein Wert hat und ob es einen Markt dafür gibt.“ Und so passiert es dann schon mal wie im Jahr 2020, dass er die Sammlung eines verstorbenen Kollegen für 15.000 Euro kauft und gewinnbringend weiter verkauft. Steffen Schmid: „Das waren zwischen 5000 und 6000 Platten, rund 1600 Kilogramm Vinyl. Rock und deutscher Krautrock der 60er und 70er Jahre.“