Das Medizinische Versorgungszentrum (MVZ) in Schwenningen soll im neuen Jahr mit zunächst drei Ärzten an den Start gehen. Das wurde bei einem Pressetermin in den neuen Räumen am Schwenninger Muslenplatz öffentlich. Einziehen werden die Ärzte Alexander Regge, Jasmin Mujadzic und Özden Baumeister-Özkan. Die drei Ärzte waren bei dem Termin auch gleich selbst dabei und berichteten von ihrer Motivation, sich beim MVZ anstellen zu lassen. Zusammengefasst: Im Team geht alles leichter.
Regge ist als Allgemeinarzt in Schwenningen kein Unbekannter, er betreibt bereits ganz in der Nähe eine Praxis. „Man kann die viele Bürokratie auf mehr Köpfe verteilen“, schilderte er den Vorteil, sich einem MVZ anzuschließen. Er werde seine ganze Praxis in das neue MVZ einbringen, erklärte Regge. Und das heißt: Er bringt seine Mitarbeiter, aber auch die Patientinnen und Patienten der bisherigen Praxis gewissermaßen mit. Für den Umzug plane er eine Schließung vom Dienstag, 16. Dezember, bis Montag, 5. Januar, ein.
Kinderärztin freut sich auf Neuanfang
Kinderärztin Baumeister-Özkan hingegen wechselt den Arbeitgeber. Bislang sei sie in einer Praxis in Donaueschingen angestellt, sagt sie am Rande des Termins. Nun freue sie sich total auf den Neuanfang: „Wir wollen auch der Umgebung zeigen, dass das hier möglich ist“, so Baumeister-Özkan.

Bei diesem Satz dürfte mitgeschwungen haben, dass sie auch Gemeinderätin in Villingen-Schwenningen ist. Im Gremium sitzt sie für die Freien Wähler. Und der Gemeinderat ist derzeit stark mit einer Immobilie in unmittelbarer Nähe des künftigen MVZ beschäftigt, nämlich dem früheren Einkaufszentrum Rössle. Der Blick vom künftigen Sozialraum des MVZ geht direkt auf den Eingang an der Brücke über die Alte Herdstraße. Ein wenig habe sie sich denn auch verpflichtet gefühlt, sagt sie.
Die dritte im Bunde ist Jasmin Mujadzic als hausärztliche Internistin. Den Facharzt habe sie am Schwarzwald-Baar-Klinikum gemacht, sagte sie bei dem Termin. Doch die Niederlassung mit einer eigenen Praxis berge viele Herausforderungen. „Im Team ist es leichter“, sagt sie unumwunden. Und Hatem Saleh, Leiter des Gesundheitsamtes am Landratsamt, sah es genauso: „Das MVZ ist ein Konzept mit Zukunft.“
OB: Stadt war „mit offenem Visier“ unterwegs
Genau am Team werde man indes noch arbeiten, sagte Villingen-Schwenningens Oberbürgermeister Jürgen Roth. Denn es brauche nicht nur Ärzte, sondern auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Dass das MVZ im Januar 2026 die Arbeit aufnehmen könne, sei eine große Leistung. Immerhin habe es die ersten Ideen dazu erst im dritten Quartal 2024 gegeben.
Seitdem sei die Stadt als Hauptinitiator immer „mit offenem Visier“ unterwegs gewesen, so der OB, soll heißen: im Dialog mit den niedergelassenen Ärzten, denen die neue Einrichtung keine Konkurrenz machen solle. Und der OB hatte noch eine Neuigkeit im Gepäck: Der Zulassungsausschuss der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Baden-Württemberg in Freiburg habe dem MVZ mittlerweile die Genehmigung erteilt.
André Saliger, Gründungsgeschäftsführer der Genossenschaft, die das MVZ trägt, und Projektmanager für die Gründung des MVZ, schränkte leicht ein, dass am Mittwoch die mündliche Zusage der KV gekommen sei. Doch man könne nun schon einmal die drei Ärzte einstellen. Bislang laufe das Projekt sehr erfolgreich, in den nächsten Monaten stehen noch die letzten Abstimmungen auf dem Programm.
Letzter Schritt bei Umgestaltung des Komplexes ums Muslen-Parkhaus
Und Bauarbeiten. Für Eigentümer Ronan Doran ist der Bau des MVZ die letzte Etappe bei der Umgestaltung des Komplexes rund um das Muslen-Parkhaus. Ursprünglich habe er nur das Central Hotel gekauft, vor ein paar Jahren aber den ganzen Komplex inklusive Parkhaus übernommen. Wenn die lange leerstehende Fläche wieder genutzt wird, in der einmal ein Lebensmittel-Discounter war, sei das ein weiterer Meilenstein für die Reanimierung der Schwenninger Innenstadt, so Doran.
Doch die Planspiele der Verantwortlichen reichen noch etwas weiter. Matthias Geiser, Geschäftsführer des Schwarzwald-Baar-Klinikums, das Mitglied in der MVZ-Genossenschaft ist, blickte auf Entscheidungen zur Notfallversorgung voraus, die demnächst anstünden.
Damit beschäftige sich der Gemeinsame Bundesausschuss von Ärzten, Krankenhäusern und Krankenkassen derzeit, es gehe um Patienten, die für die Versorgung nicht in die Zentrale Notaufnahme im Krankenhaus gehen müssten. „Vielleicht haben wir dann gleich einen Kooperationspartner“, so Geiser. „Wir wollen uns die Bälle zuspielen“, sagte OB Roth dazu am Rande des Termins. Möglicherweise könne man auch Ausbildung von Ärzten anbieten.