Aufgeregte Bürger meldeten sich kürzlich beim SÜDKURIER: Da fliege ein Zeppelin in der Nähe des Konstanzer Flugplatzes ganz nah über dem Boden, das müsse doch eine Notlandung sein! Und zwei Seile seien auch gerissen. Tatsächlich ist auch aus dem Bürofenster der Lokalredaktion, die nah am Flugplatz liegt, das tieffliegende Luftschiff erkennbar.
Also schnell bei Flugleiterin Minky Schweizer angerufen, die Dienst im Tower hat. War das eine Bruchlandung? „Nein“, sagt Schweizer und lacht. Pilot, Flugbegleiterin und Gästen gehe es gut, sehr gut sogar. „Der Zeppelin ist auf seiner Route von Friedrichshafen über Immenstaad, Meersburg und die Insel Mainau mit einer Runde über die Schweiz und Ziel Radolfzell auch über Konstanz geflogen.“
Warum das Luftschiff dabei nicht auf der gewöhnlichen Höhe über Konstanz schwebte, sondern tief und direkt über den Flugplatz, erklärt Flugbetriebsleiter Fritz Günther von der Zeppelin-Reederei auf Nachfrage: „An Bord befanden sich auf diesem Flug Gäste aus Konstanz. Das waren Piloten, die es sich nicht nehmen lassen wollten, ihre Fliegerkameraden am Flugplatz Konstanz zu grüßen“, so Günther.

Solche außerplanmäßigen Abstecher fänden drei- bis vier Mal pro Saison statt und seien immer etwas Besonderes, auch für gewöhnliche Fluggäste und Zeppelinpiloten: „Es kommt häufig vor, dass Gäste ihren Flug im Vorfeld bei Familie und Freunden ankündigen – nach dem Motto: ‚Wenn ihr den Zeppelin um 15 Uhr seht, dann sind wir gerade an Bord.‘ Nicht selten bilden sich am Boden kleine Gruppen, die nach oben winken. Dieses große Hallo an Bord mitzuerleben, ist für die Gäste ein Highlight – und für die Crew jedes Mal eine Freude“, sagt Günther.
Das bestätigt Minky Schweizer, die das Gewinke vom Tower aus beobachtete und die Begegnungen ebenfalls bewegend findet. „Weil der Zeppelin so langsam fliegt, hat das was Altmodisches“, sagt die Flugleiterin und ergänzt: „Erstmal wird alles dunkel, so groß ist er. Das ist so, als wenn im Meer plötzlich ein Wal auftaucht.“
Für die Tower-Frau haben die recht spontanen Besuche über das Berufliche hinaus noch einen netten privaten Nebeneffekt: Sie und die Zeppelin-Flugbegleiterin Gabriele Merz sind Freundinnen. Ab und zu sehen sie sich in Konstanz für ein paar Augenblicke, wenn auch nur durch Fensterscheiben. „Flugleitung winkt Flugbegleitung“, sagt Minky Schweizer und lacht über ihr Wortspiel.

Tiefflug kann auch eine Übung sein
Es kann aber auch sein, dass der Zeppelin mal im Tiefflug zu beobachten ist, weil der Pilot den Anflug auf den Flugplatz übt, ohne zu landen. Die Zeppelin-Reederei simuliert regelmäßig Landeanflüge, wie sie bereits früher gegenüber dem SÜDKURIER erklärte. Dies sei Teil von Trainingsflügen, die im Rahmen der Pilotenausbildung erfolgen.
Das Luftfahrtbundesamt schreibe bei der Ausbildung zwei angedeutete Landungen auf unterschiedlichen Flugplätzen vor, die nicht zum Heimatflughafen gehören. Der Konstanzer Platz ist laut Reederei sehr schmal und dadurch bei Querwind nicht so einfach anzusteuern.
Wie tief kann und darf das Riesenluftschiff überhaupt fliegen? Fritz Günther klärt auf: „Über bebauten Gebieten beträgt die Mindestflughöhe 1000 Fuß über Grund (Anm. d. Red.: das sind rund 300 Meter), über unbebautem Gebiet 500 Fuß (152 Meter), beides ohne zusätzliche Genehmigung. Für spezielle Einsätze, etwa wissenschaftliche Flüge, kann der Zeppelin auch deutlich tiefer fliegen, zum Beispiel bis auf 260 Fuß (rund 79 Meter). Solche Einsätze erfordern allerdings besondere Verfahren und Sondergenehmigungen.“
Der Zeppelin schafft Freundschaften
Seit der Zeppelin im Juli 2024 das erste Mal nicht nur über Konstanz flog, sondern dort gezielt landete und einen Tag lang sieben Passagierrundflüge anbot, komme das Luftschiff öfter beim Flugplatz im Industriegebiet vorbei, sagt Flugleiterin Minky Schweizer. „Das war damals ein Riesenspaß. Seitdem sind die Zeppelin-Reederei und wir vom Flugplatz noch mehr miteinander verbunden.“
Patrick Nicolaus, Geschäftsführer der Konstanzer Flughafengesellschaft, findet es ebenfalls toll, dass das Luftschiff immer wieder vorbeischwebt. „Ich habe auch großes Interesse daran, dass nochmals ein Tag wie im vergangenen Sommer stattfindet, an dem Zeppelin-Rundflüge von Konstanz aus angeboten werden“, sagt Nicolaus.

Gäste wie Günther Oettinger oder Thomas Gottschalk
Aber nicht nur gewöhnliche Passagiere, sondern auch Berühmtheiten flogen schon zum Konstanzer Platz. „Wenn Politiker kommen, landen hier dicke Brummer. Erkennbar sind die besonderen Gäste auch daran, dass schicke Autos mit Chauffeur vorfahren“, erzählt Minky Schweizer.
Sie wirft einen Blick ins Flugplatz-Gästebuch und zählt auf: „Bundespräsident Joachim Gauck war schon hier, außerdem der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger und die ehemalige SPD-Arbeitsministerin Andrea Nahles. Auch Formel-1-Rennfahrer Sebastian Vettel landete bei uns, genauso wie Koch Johann Lafer und Moderator Thomas Gottschalk.“

„Schrauben-König“ Reinhold Würth machte im September 2024 ebenfalls mit dem Hubschrauber Station in Konstanz. „Er wollte zur Ausstellung 1300 Jahre Reichenau“, berichtet Minky Schweizer. Die ehemalige Konstanzer „Tatort“-Schauspielerin Eva Mattes trug sich im Juli 2007 mit folgenden Worten ins Gästebuch ein: „Ein schöner Drehort für uns vom ‚Tatort‘, der Flugplatz Konstanz. Herzlichen Dank!“ Sogar der ehemalige Fußballer Jérôme Boateng, der zehn Jahre lang für den FC Bayern München kickte, fand den Luftweg nach Konstanz und setzte seine schwungvolle Unterschrift ins Gästebuch.