Bei dem schönen Wetter sollte der Zeppelin-Hangar eigentlich leer sein. Aber Marisa Giorgetta sagt: „Wir haben großes Glück.“ Denn ein Luftschiff ist zur Wartung in der Halle, alle 100 Flugstunden steht das an. Giorgetta führt an diesem Dienstagmorgen rund 20 Kinder durch den Zeppelin-Hangar, organisiert wird der Termin von den Ailinger Ferienspielen.
Bevor die jungen Besucher aber ganz nah an eines der zwei in Friedrichshafen stationierten Luftschiffe herandürfen, erzählt Giorgetta ihnen kurzweilig von der Geschichte der Luftfahrt. „Was war das Erste, was in die Luft gestiegen ist?“, fragt sie und mehrere Hände werden in die Höhe gestreckt. Allerdings waren es nicht wie von den Kindern vermutet Flugzeuge, sondern: ein Heißluftballon.
Vom Luftballon zum Luftschiff
Aufbauend auf der Erkenntnis, dass warme Luft und Rauch nach oben steigen, wurden im 18. Jahrhundert wichtige Schritte in der Ballonfahrt unternommen. Aber die Heißluftballons hatten ein Problem: „Man konnte sie nicht lenken“, erklärt Giorgetta.
So kam es zur Entwicklung von Luftschiffen mit Triebwerken. Einerseits von sogenannten Prallluftschiffen, bei denen die Hülle ihre Form durch das Gas im Inneren erhält. Andererseits von Starrluftschiffen – wie den Zeppelinen -, bei denen die Hülle über ein Konstrukt aus Trägern und Streben gezogen wird. Anfangs, zu Beginn des 20. Jahrhunderts, wurden die Luftschiffe noch mit Wasserstoff statt Helium als Traggas gefüllt. Der achtjährige Simon weiß sogar, dass dieser Wasserstoff leicht brennbar ist und es dadurch zu schweren Unfällen kam.

Nachdem die Popularität der Luftschiffe ab den 1930er-Jahren unter der Konkurrenz durch Flugzeuge gelitten hatte, ist der Mythos Zeppelin in den 1990er-Jahren am Bodensee wiederbelebt worden. Den jüngsten Zeppelin Neue Technologie (NT), eingeweiht erst in diesem Jahr, kann die Ferienspiel-Gruppe im Hangar bestaunen.
Früher waren Zeppeline länger
75 Meter lang ist das Luftschiff und etwa 17,4 Meter hoch – ein Gigant im Vergleich zu den kleinen Menschen davor. Frühere Zeppeline waren allerdings deutlich größer. „Alte Luftschiffe waren 245 Meter lang“, erzählt Marisa Giorgetta der Gruppe.

Einige Elemente der heutigen halbstarren Luftschiffe können die Kinder als Ausstellungsstücke im Hangar sogar anfassen. So etwa die verschiedenen Materialien, aus denen die innere Struktur besteht, darunter Aluminium und Kohlefaser. Ein Ausschnitt einer Zeppelin-Hülle ist ebenfalls ausgestellt und kann angefasst werden. Die Gäste staunen nicht schlecht, als Giorgetta von den Luftkammern im Inneren des Zeppelins berichtet: Sie dienen dem Druckausgleich, da sich Helium bei steigenden Temperaturen und höherem Luftdruck ausdehnt.

Auch auf die Propeller und Motoren, die außen am Zeppelin befestigt sind, kommt Giorgetta zu sprechen. Frühere Luftschiffe waren leichter als Luft – man sprach daher davon, dass die Schiffe fahren. Die Zeppeline NT sind schwerer als Luft, sie steigen auch dank der Triebwerke auf, weshalb man hier vom Fliegen spricht.
Das steckt hinter dem Zischen
Während der Führung zischt es durchgehend in der Halle. „Das Geräusch kommt von der Gasreinigung“, erklärt Marisa Giorgetta. Teil der Wartung ist demnach, dass das Helium einmal aus dem Luftschiff herausgezogen, in einem Container gereinigt und anschließend wieder in den Zeppelin geführt wird.
Am Ende kann die Gruppe noch einen Zeppelin in Aktion sehen: Das zweite Exemplar landet gerade wieder. Der achtjährige Simon steht wie gefesselt am Zaun des Besucherbereichs, anschließend sagt er dem SÜDKURIER, was er mitgenommen hat.

„Wie schwer das war, an der Kurbel zu drehen“, sagt er. Im Hangar ist auch ein Modell-Triebwerk ausgestellt, an dem Besucher an einer Kurbel drehen können, um Propeller in Bewegung zu setzen. Mitgenommen habe er aber auch, dass die Zeppeline Wasser dabei haben – um morgens etwas leichter werden zu können. Würde er nun gern mitfliegen? „Ja, aber das kostet ganz schön viel“, sagt Simon.
Das weiß auch die elfjährige Janina, die ebenfalls gern einmal fliegen würde. „Ich fand es spannend, dass die Luftkissen da drin sind“, antwortet sie auf die Frage, was sie mitgenommen hat. Und sie sagt: „Das hat Spaß gemacht.“