Die 1977 von einem Terrorkommando entführte frühere Lufthansa-Maschine „Landshut“, die im kommenden Jahr am Flughafen Friedrichshafen präsentiert werden soll, wird nicht wieder komplett zusammengebaut.
Das teilte die federführende Bundesanstalt für politische Bildung (bpb) dem SÜDKURIER auf Anfrage mit. „Vielmehr ist eine flugzeugähnliche Anmutung das Ziel“, sagte bpb-Sprecher Daniel Kraft.
Was gegen den kompletten Wiederaufbau spricht
Als Gründe für den Verzicht auf eine Wiederherstellung der ganzen Flugzeugzelle nannte Kraft die begrenzte Größe der künftigen Ausstellungshalle Q und das hohe Alter der Bauteile der 1970 in Dienst gestellten Maschine. Hinzu kämen der nötige Raum für die weiteren Ausstellungselemente für den „Lernort Landshut“ und die Vorrichtung für einen barrierefreien Zugang zum Rumpf des Flugzeugs.
Auch das Seitenleitwerk der „Landshut“, rund acht Meter hoch, wird wohl nicht wieder befestigt werden, da es sonst durch die Decke der Halle Q ragen müsste, die für Flugzeuge dieser Größe nicht gebaut wurde.
Wie der Sprecher weiter mitteilt, sind die Fahrwerke der Maschine defekt und nicht mehr genügend tragfähig. Die „Landshut“ wird also weiterhin in einer Tragekonstruktion stabilisiert. Laut Kraft werden die Tragflächen auf Stützen „nah an den Rumpf herangestellt, aber nicht verschraubt“.

Wie Jürgen Vietor, während der „Landshut“-Entführung Copilot der Maschine, dem SÜDKURIER sagte, habe er sich zwar eine vollständige Restaurierung in den Zustand von 1977 gewünscht. Allerdings beharrt er nicht auf diesem umstrittenen Vorhaben.
„Ich nehme das so hin, wie sich die Bundeszentrale das vorgestellt hat“, sagt Vietor. Der frühere Pilot, der in Norddeutschland wohnt, war im Frühjahr auf Einladung der bpb in Friedrichshafen, um sich über den Stand des Ausstellungsprojekts zu informieren.

Wie bpb-Sprecher Kraft weiter mitteilt, wird die „Landshut“ auch von innen zu besichtigen sein. Daher stünden nun sicherheitstechnische und statische Überprüfungen des Flugzeugs an. Die Maschine ist noch immer in 180 unterschiedlich große Einzelteile zerlegt, dazu kommen ungezählte Kleinteile wie Verkleidungen und Nieten.
Kampf mit offenen Briefen an Dobrindt
Kürzlich hatte sich eine Gruppe von mehreren damals von der Entführung Betroffenen in einem offenen Brief an Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU) gewandt, dessen Haus die bpb unterstellt ist, um der Forderung nach einer Restaurierung der Maschine Nachdruck zu verleihen. Gegen diesen Plan wandte sich der Unterstützerkreis „Demokratieraum. Die Landshut in Friedrichshafen“ ebenfalls in einem offenen Brief an den Minister.
Rückendeckung für die Unterstützer gab es jetzt auch aus dem fünfköpfigen „Fachlichen Begleitgremium“ für das bpb-Projekt. So sprach sich Petra Terhoeven, Direktorin des Deutschen Historischen Instituts in Rom, dagegen aus, die „Landshut“ wieder in den Zustand von 1977 zu versetzen.
„Die Besucher würden sich getäuscht fühlen“
Die Nutzung des Jets durch die weiteren Eigentümer nach dem Verkauf durch die Lufthansa 1985 lasse sich nicht mehr korrigieren – „jedenfalls nicht, indem man durch umfassende nachträgliche Eingriffe – Umlackieren, Neubestuhlen, Auskleiden – eine vermeintlich authentische ‚Landshut‘ herstellt“. Das habe de facto einen „reinen Inszenierungscharakter“, so die Historikerin. Von einer „gefakten“ Landshut würden sich die Besucher zu Recht getäuscht fühlen. „Eine solche Inszenierung wäre geschichtsvergessen.“
Ex-Pilot Jürgen Vietor hat für diese Sicht inzwischen Verständnis. Auf die Frage, ob er 2026 zur Eröffnung der Ausstellung an den Bodensee kommen will, gibt er eine kurze Antwort: „Natürlich!“