Etwas im Schatten des Startschusses für das Großprojekt Elektrifizierung und Ausbau der Hochrheinbahn stand am Wochenende ein zweiter Spatenstich in Sachen Schienenverkehr, ebenso mit Winfried Hermann, grüner Minister für Verkehr des Landes Baden-Württemberg. Hermann, Landrat Martin Kistler, Vertreter der Bahnbetriebe Blumberg, Land- und Bundestagsabgeordnete sowie Bürgermeister und Ortsvorsteher der Anliegerkommunen griffen in Ofteringen gemeinsam zum Spaten. Sie läuteten damit den Bau eines Kreuzungsbahnhofs für die Wutachtalbahn auf Höhe des Wutöschinger Ortsteils ein.
Damit, so hieß es, sei ein entscheidender Schritt zur Vollreaktivierung der Wutachtalbahn für den Personenverkehr gemacht. Bis Ende 2027 sollen in einem verdichteten Fahrplan auf diesem Abschnitt mehr Personenzüge rollen und von Montag bis Freitag während der Hauptverkehrszeiten der Stundentakt zwischen Waldshut und Stühlingen-Weizen Wirklichkeit werden. Dazu braucht es diese Querungsmöglichkeit auf der nur eingleisigen Strecke.

Hermann und weitere Vertreterinnen und Vertreter von Politik und Bahn fuhren zum Ofteringer Anlass mit einem Sonderzug via Waldshut. Dieser hielt auf freier Strecke auf Höhe von Ofteringen an, wo zum Festakt der Musikverein Degernau spielte und der RSV Ofteringen bei sommerlichen Temperaturen Erfrischungen bereithielt.

Höhepunkt war neben dem Spatenstich die Unterzeichnung eines „Letter of Intent“, der sich zur vollumfänglichen Reaktivierung der Wutachtalbahn bis Ende 2027 bekennt. Geschlossen wurde die Absichtserklärung zwischen dem Landesverkehrsministerium, dem Landkreis Waldshut und den Bahnbetrieben Blumberg, dem Betreiberunternehmen der Strecke. Hermann, Kistler und Christian Brinkmann, Geschäftsführer der Bahnbetriebe Blumberg, setzten ihre Unterschriften darunter. In der Vereinbarung ist auch enthalten, dass der Betrieb der Wutachtalbahn mit batterieelektrischen Fahrzeugen „angestrebt“ werden soll, „ab dem Jahr 2032.“
Alternative zur stark befahrenen B 314
Kistler nannte die Reaktivierung der Wutachtalbahn Musterbeispiel dafür, dass etwas gelingen kann, wenn alle gemeinsam an einem Strang ziehen. „Mit dem neuen Kreuzungsbahnhof in Ofteringen kommen wir dem Ziel, das Wutachtal im Stundentakt mit Waldshut-Tiengen zu verbinden, einen entscheidenden Schritt näher“, betonte der Landrat. Das sei ein „weiterer Baustein zu funktionierender und nachhaltiger Mobilität“ im Landkreis und vor Ort eine Alternative zur stark befahrenen B 314.

Die Wutachtalbahn sei beispielhaft dafür, welches Potenzial in stillgelegten Bahnstrecken schlummert, sagte Hermann. Bahnstrecken zu reaktivieren, nicht stillzulegen, sei das Ziel des Landes. Der Minister sprach von einem „steigenden Bewusstsein für mehr Schiene“ und das nicht nur am Hochrhein, sondern in vielen Regionen in Baden-Württemberg. Klar sei aber auch: Das Land fördere die Reaktivierung von Bahnlinien nur, wenn die Projekte von den jeweiligen Regionen getragen würden, was ja im Kreis Waldshut der Fall sei. Schon die aktuellen Nutzerzahlen der Wutachtalbahn belegten dies.
Georg Eble, Ex-Bürgermeister von Wutöschingen, blickte zurück
Georg Eble, von 1999 bis 2023 Bürgermeister der Gemeinde Wutöschingen, blickte in seinem Grußwort auf eine „mehr als 25-jährige Vorgeschichte“ zurück. Ein „Schattendasein“ habe die Wutachtalbahn seit den 1970er-Jahren geführt, lediglich noch befahren von wenigen Güterzügen und bald ganz ohne Betrieb. Die Stilllegung drohte. Doch für Bemühungen um den Erhalt, so Eble, habe anfangs seitens der weiteren Streckengemeinden wie auch des Landkreises die Unterstützung gefehlt. Wenigstens für eine Verschnaufpause habe die Entscheidung der Bahnbetriebe Blumberg gesorgt, während der Saison die Strecke als Zubringer für die Sauschwänzlebahn zu nutzen.
Dennoch hat laut Eble das Damoklesschwert der Stilllegung auch danach noch über den Köpfen geschwebt. Zudem seien die Bestrebungen der Gemeinde Wutöschingen, die Strecke in Eigenregie und auf eigene Kosten zu verbessern, behördlicherseits auch noch ausgebremst worden. Aber mit dem zunehmenden Schülerverkehr und der wachsenden Unterstützung für das Projekt aus der Region sei das Umdenken gekommen und der Durchbruch gelungen. „Jetzt gilt es, nach vorne zu schauen und sich auf die Vollendung unserer Träume zu freuen“, betonte Eble.