Vier Tote und 18 Verletzte – dies ist die schreckliche Bilanz des Lörracher Amoklaufs, der sich am 19. September 2010 ereignete.

Das genaue Tatmotiv konnte die Polizei nicht ermitteln, viel deutet allerdings darauf hin, dass Beziehungsprobleme der Auslöser waren. Die Täterin, eine 41-jährige Rechtsanwältin, lebte erst wenige Wochen von ihrem Ehemann getrennt. Den gemeinsamen fünfjährigen Sohn sah sie nur am Wochenende. Auch beruflich lief es bei ihr nicht rund: Erst wenige Monate zuvor hatte sie die Zulassung als Anwältin bekommen, hatte aber Schwierigkeiten, Fuß zu fassen.

Der Amoklauf

Nach den Ermittlungen der Polizei hat die 41-jährige Rechtsanwältin beim Übergabetermin des Sohnes ihren Ehemann erschossen. Ob der fünfjährige Sohn zu diesem Zeitpunkt noch lebte, ist unklar, laut Obduktion wurde er zunächst bewusstlos geschlagen und anschließend mit einer Plastiktüte erstickt. Die Wohnung, in der sich auch ihre Rechtsanwaltskanzlei befand, brachte sie dann mit einer großen Menge Brandbeschleuniger zur Explosion. Laut Ermittlungen soll sie dazu bis zu 50 Liter Nitroverdünnung und 20 Liter Benzin in der Wohnung gehortet haben.

Bild 1: Amoklauf von Lörrach: Rechtsanwältin (41) tötet drei Menschen - was am 19. September 2010 wirklich geschah
Bild: SK

Wild um sich schießend, verließ sie anschließend das brennende Haus, dadurch gefährdete sie auch die ausrückenden Feuerwehrleute.

Zielstrebig begab sie sich ins benachbarte St. Elisabethen-Krankenhaus, wo sie einen Pfleger, der sich ihr in den Weg stellte, erschoss. Beim abschließenden Schusswechsel mit der Polizei im Flur der Klinik starb die Amokläuferin im Kugelhagel der Polizei.

Aus einem in der Wohnung aufgefundenen Schreiben ergibt sich, dass sie sich im Jahr 2006 um eine Tätigkeit in der Verwaltung des St. Elisabethen-Krankenhauses beworben hatte, sie wurde seinerzeit jedoch nicht angestellt. Im selben Krankenhaus hatte die Frau im Jahr 2004 eine Fehlgeburt erlitten. Damals soll sie kurzfristig in psychotherapeutischer Behandlung gewesen sein.

Lörrach am Tag nach dem Amoklauf: Eine Sonnenblume liegt in Lörrach vor dem Wohnhaus, in dem sich die ausgebrannte Wohnung der ...
Lörrach am Tag nach dem Amoklauf: Eine Sonnenblume liegt in Lörrach vor dem Wohnhaus, in dem sich die ausgebrannte Wohnung der Amokläuferin von Lörrach befindet. | Bild: Obermeyer, Justus

Als Sportschützin besaß die Rechtsanwältin rechtmäßig vier Waffen. Eine davon nutzte sie für die Bluttat in Lörrach. 50 Polizisten, die sich der Amokläuferin entgegenstellten, wurden danach psychologisch betreut. Unter ihnen waren 17 Beamte, die eine intensivere Betreuung benötigten.

Extreme Situation

Zehn Jahre nach dem Amoklauf, 2020, erinnert sich Reporter Justus Obermeyer zurück an die Ereignisse in Lörrach und wie er sie damals erlebte.

Dieser Artikel wurde am 19. September 2020 erstmals veröffentlicht.