„Aktuell beschäftige ich einen Auszubildenden, der im Januar/Februar 2026 seine Ausbildung beenden wird“, sagt Thomas Kaiser. Er leitet das Familienunternehmen Kaiser GmbH seit 1989 und ist zudem Kreishandwerksmeister in Waldshut. „Ich habe seitdem immer einen Lehrling für die Dauer der 3,5-jährigen Ausbildung als Sanitär- und Anlagenmechaniker für Klima- und Heizungstechnik“, führt er aus.

Thomas Kaiser ist Kreishandwerksmeister in Waldshut und betreibt den Sanitär-Betrieb seit 1989.
Thomas Kaiser ist Kreishandwerksmeister in Waldshut und betreibt den Sanitär-Betrieb seit 1989. | Bild: Frederike Tröndle (Kreishandwerkschaft Waldshut)

Auch Roman Buck, der seinen Elektro-Betrieb in Albbruck in dritter Generation führt, bildet aus. „Aktuell haben wir zwölf Auszubildenden, im September dieses Jahres kamen vier weitere dazu“, berichtet Buck.

Tradition weitergeführt

Buck hat zwei Ausbildungen abgeschlossen: „Erst in der Papierfabrik als Energieanlagentechniker und später als Radio- und Fernsehtechniker“, beschreibt er. In den Familienbetrieb sei er „hineingerutscht“, wie er erzählt. „In dem Alter, wo man die Weichen stellt, also nach dem Schulabschluss, habe ich mir keine großen Gedanken gemacht. Bereut habe ich es aber nie.“

Auch Kaiser schildert einen ähnlichen Weg: „In das Familienunternehmen Kaiser GmbH, das 1850 von meinem Großvater Gottfried Kaiser gegründet wurde, bin ich mehr oder weniger reingeboren.“ Mit einem Maschinenbaustudium in Konstanz und der Meisterprüfung als Gas- und Wasserinstallateur sei es naheliegend gewesen, das Unternehmen fortzuführen.

Doch die Selbstverständlichkeit, ein Familienunternehmen fortzuführen, sieht Buck heute kritisch: „Meine beiden Söhne können selbst entscheiden, wie es bei Ihnen weitergeht. Und das ist auch gut so, denn sie sollen das machen, was ihnen Spaß macht.“

Roman Buck betreibt das Unternehmen „Elektro Buck“ in der dritten Generation.
Roman Buck betreibt das Unternehmen „Elektro Buck“ in der dritten Generation. | Bild: Maximilian Geil

Azubis gesucht

Beide Unternehmer spüren den Fachkräftemangel. Kaiser zieht ein ernüchterndes Fazit: „Etwas mit den eigenen Händen schaffen, wollen die wenigsten aus der Generation.“ Gerade deshalb sei es wichtig, in der heutigen Zeit auszubilden. „Den jungen Leuten die Chance zu geben, einen handwerklichen Beruf zu erlernen und Ihnen ein gutes Fundament für die Zukunft zu legen“, ist ihm wichtig.

Auch Buck setzt auf eine fundierte Ausbildung, die über den klassischen Rahmen hinausgeht: „Freitagnachmittags kommt ein externer Mitarbeiter, der den Auszubildenden zusätzlichen Unterricht gibt.“ Doch auch er spürt die Unsicherheit: „Letztes Jahr war es extrem gut, in diesem eher bescheiden.“ Im Durchschnitt beschäftige er zwei bis drei Azubis pro Standort und Lehrjahr. „Wir haben meistens genug Bewerber, aber die Qualität ist schlechter geworden“, ergänzt er.

„Der Trend, dass die Ausbildungszahlen im Handwerk zurückgehen, setzt sich weiter fort“, stellt Kaiser fest. Der Kreishandwerksmeister sieht die Ursache in gesellschaftlichen Veränderungen. Viele Schulabgänger würden sich eine Auszeit nehmen und anschließend ein Studium beginnen. Dass es auch anders geht, zeigt Simon Rahmel, der sich für die Ausbildung zum Elektroniker für Energie- und Anlagentechniker bei Elektro Buck entschied. „Mein Vater hat dieselbe Ausbildung gemacht, und ich dachte mir: Wenn es Spaß macht, bleibe ich dabei und wenn nicht, suche ich mir etwas anderes.“ Für ihn war es die richtige Entscheidung, denn an der Gewerbeschule Waldshut wurde er zu einem von zwei Innungssiegern ausgezeichnet.

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Technik verändert das Handwerk

Sowohl die Elektrotechnik als auch die Sanitärbranche haben in den vergangenen Jahren einige Veränderungen erlebt. „Bei uns kommen immer wieder neue Techniken auf den Markt. Inzwischen kann die gesamte Haustechnik vernetzt werden, das ist schon sehr interessant“, erklärt Buck. Auch Kaiser betont die wachsende Bedeutung der Digitalisierung. In der Sanitärtechnik sei vieles mit Elektronik verknüpft – von Heizungssteuerungen über Klimaanlagen bis hin zu Sicherheitssystemen. Insgesamt sei das Berufsfeld umfangreicher und technischer geworden.

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Christian Galster, Projektleiter bei Buck und derzeit interimsmäßig für die Betreuung der Auszubildenden zuständig, beschreibt den Wandel so: „Man muss bereit sein, die Veränderungen anzunehmen und die ständige Entwicklung mitzugehen. Die Ausbildung schafft eine solide Basis, von der man sich in viele Bereiche weiterentwickeln kann.“

Trotz der Innovationskraft bleibt die Sorge: „Wenn in den nächsten fünf bis acht Jahren viele Ältere in den Ruhestand gehen, kann das existenzbedrohend werden“, warnt Buck. Sein Betrieb beschäftigt an zwei Standorten 75 Mitarbeiter, doch viele junge Kräfte zieht es in die Schweiz oder in andere Branchen. „Unser Bereich ist einer der zukunftsträchtigsten Bereiche“, betont er. „Trotzdem ist es schwierig, nachhaltig Personal zu finden. Unser Problem ist nicht, dass wir keine Aufträge bekommen, sondern wer die Aufträge macht“, mahnt der Geschäftsführer.

Handwerk bleibt unverzichtbar

Der technische Wandel ist deutlich spürbar, aber die Art und Weise, wie die beiden Handwerker ihre Arbeit wahrnehmen, bleibt gleich. Die Berufe des Sanitärtechnikers und des Elektrikers sind nach wie vor unverzichtbar, haben sich jedoch in vielerlei Hinsicht weiterentwickelt. Doch trotz der heutigen Innovation, nachhaltigen Lösungen und technologischen Anpassungen bleibt die Freude, am Ende eines Projektes das Ergebnis der eigenen Arbeit zu sehen, gleich.

Buck beschreibt es so: „Es ist schön, wenn man ein Projekt von Anfang bis zum Schluss begleitet und sieht, was man geschafft und worauf man stolz sein kann.“ Dieser Stolz und das sichtbare Ergebnis des eigenen Schaffens sind auch für Kaiser von großer Bedeutung: „Weil man etwas mit seinen eigenen Händen schaffen kann, man sieht am Ende des Tages durch einen zufriedenen Kunden oder ein Projekt, was man von der Planung bis zur Fertigstellung umgesetzt hat. Auch was man mit eigenen Händen und nicht nur mit dem Kopf geschaffen hat.“

Die Vielfalt des Handwerks reiche von der Errichtung von Häusern und Freizeitanlagen, der Reparatur von Dächern nach einem Sturm bis zur Wartung jeglicher Kraft- und Baufahrzeuge, wie Kaiser beschreibt. Der Kreishandwerksmeister hebt zudem hervor, dass Handwerksberufe heutzutage vor allem in Zeiten politischer und technischer Veränderung neue Herausforderungen mit sich bringen. „Ein Handwerksberuf steht einem Studium in nichts nach“, betont er. Damit verdeutlicht er, wie anspruchsvoll und zukunftsorientiert das Handwerk geworden ist.