Am 1. September sind Azubis in ganz Deutschland in die Berufswelt eingestiegen – auch im Landkreis Waldshut. Wie viele Auszubildende und Ausbildungsstellen gibt es in der Region? Welche Branche ist bei jungen Menschen am beliebtesten? Und wo kann man sich noch bewerben? Das sagen die Zahlen.
Im August 2025 waren im Landkreis Waldshut 1149 Ausbildungsstellen gemeldet. Dem standen 865 Bewerber gegenüber. Damit kamen auf 100 Stellen 76 Bewerber. Der stellvertretende Kreishandwerksmeister Lothar Heer bestätigt den Bewerbermangel: „Es gibt viele gute Betriebe hier in der Region, aber es fehlt uns an Auszubildenden. In der Schreinerei haben wir aktuell 16 Azubis, zu Höchstzeiten lag dieser Wert bei knapp 100. Schön wären knapp 30 Azubis.“
Zahlen haben sich seit Corona stabilisiert
Laut Melanie Payer, Pressesprecherin der Agentur für Arbeit Lörrach, hat sich die Lage in den vergangenen Jahren allerdings etwas entspannt. Noch vor einigen Jahren sei es für Unternehmen deutlich schwieriger gewesen, Bewerber zu finden. Seit Ende der Corona-Pandemie hätten sich die Zahlen wieder stabilisiert, bestätigt auch Petra Schlitt-Kuhnt von der Handwerkskammer Konstanz. Alexandra Thoß von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Hochrhein-Bodensee verweist ebenfalls auf eine verbesserte Situation.
Büro und Verwaltung gefragt, Handel und Handwerk weniger
Trotzdem bleibt die Konkurrenz um Auszubildende, nicht zuletzt wegen des demografischen Wandels und der Verrentung der Boomer-Jahrgänge, hoch. Eine große Rolle spiele dabei auch die Präferenz der jungen Erwachsenen bei der Branchenwahl, teilt Payer weiter mit. Eine Ausbildung in Verwaltung, Büro oder IT würden viele einer Stelle in Bau, Gastronomie, Handel, Verkauf oder Logistik vorziehen. Laut Payer kommen auf eine Ausbildung zum Softwareentwickler so im Schnitt 340 Bewerbungen auf 100 Stellen zusammen. Im Handel seien es hingegen nur zehn. Das führt zu einem erheblichen Passungsproblem: Denn von den zehn häufigsten Ausbildungsstellen im Landkreis liegen sieben in den weniger gefragten Branchen.
357 Stellen seien noch unbesetzt. Das bedeutet auch, dass Bewerber sich jetzt, kurz nach Beginn des Ausbildungsjahres, immer noch bewerben könnten. Besonders gut stehen etwa die Chancen für einen Ausbildungsplatz als Kaufmann oder Kauffrau im Einzelhandel, als Verkäufer oder Fachwirt im Handel.
Zukunft der Ausbildungsberufe
Vor allem für die handwerklichen Berufe sieht Heer Probleme für den Nachwuchs: „Wenn mein Jahrgang wegfällt, entsteht schon eine Lücke.“ Die Handwerkskammer Konstanz geht dagegen davon aus, dass die Ausbildung im Handwerk an Bedeutung gewinnt: Der Bedarf sei hoch und die Aufgaben systemrelevant – insbesondere bei der Wohnraumversorgung sowie der Sanierung und Modernisierung von Infrastruktur. Anders als viele andere Branchen lasse sich das Handwerk nicht durch KI ersetzen.
Die IHK Hochrhein-Bodensee geht zudem davon aus, dass künftig vermehrt Auszubildende aus dem Ausland gewonnen werden, um demografische Lücken zu schließen.
Die Agentur für Arbeit empfiehlt Unternehmen, frühzeitig in Ausbildung zu investieren und auch leistungsschwächeren Bewerbern neben Abiturienten und Studienabbrechern eine Chance zu geben.