Wie groß die Unzufriedenheit über die Arbeit der Konzernspitze zuletzt war, hatte sich vor wenigen Wochen bei einer Protestaktion in Friedrichshafen gezeigt. Tausende ZF-Mitarbeiter waren Ende Juli auf die Straße gegangen, hatten gegen die Sparpläne des Vorstands demonstriert und einen Kurswechsel gefordert. „Vorstand raus“, riefen Teile der Belegschaft mehrfach und skandierten „Klein muss weg!“.
Jetzt hat der ZF-Aufsichtsrat seinen Konzernchef tatsächlich vor die Tür gesetzt. Nach einer Sondersitzung am Donnerstag teilte das Unternehmen mit, dass Vorstandschef Holger Klein zum Monatsende den Technologiekonzern vom Bodensee verlassen wird. Auch Nutzfahrzeugchef Peter Laier räumt seinen Posten. Als neuer CEO übernimmt Mathias Miedreich (50). Er war erst im Januar als neuer Vorstand der Antriebseinheit zu ZF gewechselt.
Simon Blümcke, Oberbürgermeister der Stadt Friedrichshafen und Vorsitzender der Zeppelin-Stiftung, sagt: „Ich danke Dr. Holger Klein im Namen der Eigentümervertreter für sein Engagement und die enge Zusammenarbeit mit dem Aufsichtsrat.“ In herausfordernden Zeiten habe er ZF wirtschaftlich stabilisiert, auf einen neuen Kurs geführt und damit die Grundlage für eine erfolgreiche Zukunft gelegt.
„Das ging so nicht mehr“
Wie wurde die Nachricht im Unternehmen aufgenommen? Die meisten Mitarbeiter schütteln mit dem Kopf, winken ab, wollen sich öffentlich nicht äußern. Aus Sorge vor Konsequenzen möchte niemand mit Namen in der Zeitung auftreten. „Ich habe ein Baugefühl dazu“, sagt ein Ingenieur dem SÜDKURIER beim Verlassen des Firmengeländes, „kommentieren möchte ich die Nachricht momentan aber nicht.“ In den vergangenen Wochen seien innerhalb des Unternehmens zahlreiche Gerüchte im Umlauf gewesen. Jetzt müsse man die neuesten Entwicklungen erst einmal sacken lassen.
Die Belegschaft sei über das Intranet informiert worden, sagt eine Mitarbeiterin. „Natürlich war das heute Gesprächsstoff in der Firma“, betont ein anderer. Er selbst hätte sich diesen Schritt vom Vorstandsvorsitzenden bereits früher gewünscht. Den neuen CEO kenne er nur dem Namen nach, ein Urteil konnte er sich daher bisher noch nicht bilden. „Das ging so nicht mehr“, macht ein weiterer Mitarbeiter deutlich. Man könne nicht nach dem Gießkannenprinzip alle streichen, sagt er über die Entwicklungen der vergangenen Monate. Jetzt sei er gespannt darauf, wie der Nachfolger mit den Herausforderungen umgehen wird.